Gestern ist der große Tag gewesen, wegen dem ich hauptsächlich jetzt im Oktober wieder hierher gefahren bin: Die elf Gänsegeier von 2009 wurden freigelassen!!!
Aus diesem Grunde blieb das Eko-Centar Caput Insulae Beli (ECCIB) heute auch für Besucher geschlossen.
Morgens in der Voliere sahen die elf Geier im Gegensatz zu Freitag nach der Geier-Jagd recht entspannt aus. Vor allem als ein wilder Geier draußen an der Voliere vorbeisegelte, schauten sie alle sehnsüchtig in seine Richtung. Ob ihnen da schon klar war, dass sie bald genauso frei werden fliegen können? Ohne Gitter, ohne Holzwände, in freier Natur!?!?
Nur ein kleiner Draufgänger erinnerte mit seinen zerzausten Federn und seiner rebellischen Haltung eher an einen Fetzenfisch, als an einen Geier. Das Öffnen der Eck-Voliere sollte gegen 12 Uhr stattfinden und Zuschauen war nur vom Glastunnel aus erlaubt. Ab halb elf tauchten die ersten „geladenen Gäste“ auf, darunter auch ein Kamerateam eines Fernsehsenders. Überraschenderweise sollte ich ein kurzes Interview geben, vor laufenden Kameras. Ich wurde gefragt, ob und warum ich diese Geier toll finde, ob mir das Eko-Centar und die Arbeit hier gefallen, ob ich Beli schön finde und zwei, drei Fragen mehr. Hmmm… „Ich finde Beli toll, weil es hier das Eko-Centar gibt, dass ich deshalb so klasse finde, weil hier Gänsegeier gepflegt werden, die wiederum meine Lieblingsgeier sind!?!?“ Das etwa ist der grobe Kern, aber natürlich habe ich mich etwas ausführlicher ausgedrückt.
Gegen halb zwölf sicherten die ersten Zuschauer und ich uns Plätze in der ersten Reihe im Glastunnel, denn es liefen immer mehr Gäste im Eko-Centar herum. Aufgeregt sahen wir ständig zwischen Geiern und Uhr hin und her und zählten den Countdown. Auch die Geier schienen zu spüren, dass bald etwas Besonderes bevorstehen würde:
Einige Geier fielen sich wie zum Abschied noch einmal schnell um den langen Hals bzw. in die Flügel
oder kuschelten ein letztes Mal.
Wobei, warum sollte das eigentlich ein Abschied für immer sein? Diese Geier sind jetzt etwa eineinhalb Jahre alt, werden also erst in etwa vier Jahren geschlechtsreif. Wenn sie sich dann einen Partner suchen, werden sie den Rest ihres Lebens mit ihm gemeinsam verbringen. Kann es aber nicht genauso gut sein, dass sich zwei Geier in dem gemeinsamen Eko-Centar-Jahr so ineinander verguckt haben, dass sie schon jetzt zusammen bleiben und gemeinsam auf Reisen gehen? Das wäre doch romantisch!!!
Während zwei Zuschauerinnen und ich so vor uns hin philosophierten und auf das Öffnen der Volieren-Klappe warteten, kam uns ein weiterer Gedanke: Verlieben sich Geier vielleicht sogar beim Fressen? Während sie zufällig am gleichen Kadaver rumnagen könnte es doch genauso funken, wie bei Menschen bei einem guten Restaurantbesuch. Das könnte dann etwa so aussehen: „Liebes, möchtest du mein blutiges Filet-Stück haben? Dann kannst du mir gerne deine zähen Sehnen überlassen!“ Seufz, Geierliebe kann doch soooo romantisch sein!!!
Mit knapp einer halben Stunde Verspätung tauchten Goran und seine Gäste im Glastunnel auf. Er erklärte kurz einiges über die Geier und den Ablauf der Auswilderung. Danach stellte er mit einigen Sätzen sowohl die Helfer als auch alle Gäste vor.
Gespannt hockten nun etwa 40 bis 50 Leute im Glastunnel, bis sich gegen 13 Uhr endlich die Klappe in die Freiheit hebte. Der erste Geier schien aber ein wenig die Richtung verwechselt zu haben und flatterte zur FALSCHEN Klappe, die natürlich geschlossen war.
Die Klappe öffnete sich weiter… und wieder sprang ein Geier in die falsche Richtung.
Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass sie Freitag nach dem Einfangen in alle möglichen Richtungen gegen die Gitter geflattert sind, aber so gut wie nie in Richtung Ausstiegsluke! Keine Ahnung, warum ihnen diese Richtung offensichtlich nicht gefällt.
Eine halbe Stunde mussten wir geduldig in zum Teil sehr unbequemen Positionen ausharren, die Kameras immer im Anschlag und mit Händen und Füßen gegen die lästigen Reflexionen abgeschirmt. Hin und wieder flatterte ein Geier auf die Holzstange in halber Höhe zum Ausgang. Im Glastunnel war gespanntes Seufzen zu hören… gefolgt von einem Aufstöhnen, wenn der Geier mal wieder in die falsche Richtung und gegen das Gitter flog. Dann aber war es so weit und der erste Geier flog durch die offene Klappe auf die Außenplattform. Die Menge jubelte und im nächsten Moment schwang sich der Geier endgültig in die Lüfte.
Herrlich war er anzusehen, vor den Bäumen und dem Meer im Hintergrund!!! FREIHEIT!!!
Das vermeintliche Pärchen schaute noch einmal wehmütig durch das Gitter nach draußen, in die Ferne übers Meer… „Werden wir jemals wieder auf den gleichen Aufwinden segeln? Werden sich unsere Flüge noch einmal kreuzen?“ Noch ein letztes Mal fielen sich die beiden Geier in die Flügel. Kein Wunder, dass so manch ein Geier kurz vor dem Abflug noch einmal seufzend die Flügel hängen ließ.
Es dauerte weitere 20 Minuten, bis sich der zweite Geier in die Lüfte und ab durch die Klappe nach draußen schwang! Und dann ging es plötzlich Schlag auf Schlag: Ein Geier nach dem nächsten flatterte zunächst auf die Holzstange und dann mit einem großen Satz nach draußen.
Dort blieben die meisten zunächst einige Zeit auf der Plattform sitzen, wo seit Freitagmorgen auch ein totes Schaf lag. Komischerweise fingen die Geier nicht an zu fressen sondern flatterten früher oder später in alle Richtungen davon.
Zwei Geier flogen am Zaun der Voliere entlang zum kleinen Hügelchen, auf den sich hin und wieder ein Geier zurückzieht.
Von seinen Kollegen angelockt flog einer der Volieren-Insassen auf den Hügel und begrüßte die beiden freien Geier durch den Zaun.
Ein anderer Geier flog sofort auf das Volieren-Dachgitter und setzte sich gemütlich auf einen Pfeiler, von dem er sich für wenigstens eine Stunde nicht mehr fortbewegte.
Immerhin konnte er von dort aus sowohl die Landschaft als auch seine Freunde in der Voliere in Ruhe begutachten und gegeneinander abwägen, wo er auf Dauer lieber bleiben möchte.
Eine ähnliche Idee hatte auch ein weiterer Geier, allerdings landete er direkt auf dem Dachgitter oberhalb der obersten „Treppenstufe“, wo sich alle Geier in der Voliere hin zurückgezogen hatten. Natürlich sahen sie ihren Freund, wunderten sich aber offensichtlich, warum ein Gitter zwischen ihnen lag. Es sah zum Totlachen aus, wenn er gemütlich übers Netz balancierte, während er seine Kumpel unter im fast plattgedrückt hat.
Die anderen Geier flatterten zum Teil direkt auf und davon, einige andere kamen im Laufe des Tages immer wieder zum Eko-Centar zurück und drehten dicht über Haus und Bäumen ihre Kreise.
Und auf einmal brach das Geier-Paradies auf Erden aus: Geier überall!!! Nicht nur die Flugeinlagen waren beeindruckend, sondern sie saßen auf einmal auf den Dächern der Häuser!!!
Einer meiner Lieblingsgeier, „CHC“, kam nach etwa zwei Stunden wieder zurück und landete nach einem Sturzflug mitten auf dem kleinen Dach über den Toiletten im Erdgeschoss des Eko-Centars. Schön dich wieder zu sehen, alter Freund!!!
Fast hätte er somit in unser Badezimmer in der ersten Etage reinflattern können. Er hätte sich natürlich liebend gern auch für die Nacht ein Nest in einem der freien Etagenbetten meines Schlafraumes herrichten können…
Dieser Moment war einfach so unglaublich, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte den Geier abzulichten. Gerne hätte ich noch ein Foto aus dem Badezimmer geschossen, Auge um Auge mit dem Geier, aber da flatterte er plötzlich los und hechtete mit Schwung in den Wald, der etwas den Berg hinauf hinter der Pansion Tramontana gelegen ist. Unsere erste Vermutung: Er sammelt noch schnell Holz für die kalte Nacht. Deutlich plausibler aber die zweite Vermutung: Er sucht Pilze für sein Abendessen. Aas hack!?
Von der Straße her hörte ich einen Ruf, dass auf dem Dach eines Hauses in Center-Nähe noch ein Geier sitzt. Direkt neben dem Kamin, wie ein Weihnachtsgeier, der Geschenke bringt. Das schönste Geschenk war aber seine Anwesenheit!!! Der Geier war gut versteckt und ich musste auf einen wackligen Auto-Anhänger hochklettern, um ihn überhaupt halbwegs sehen zu können.
Ein ruhiges, sonniges Plätzchen hatte sich der Gute da ausgesucht, mit bestem Blick auf Beli!
Kurz darauf kam wieder ein Geier angeflattert und landete mitten auf dem Dach der Pansion Tramontana neben dem Eko-Centar.
Total begeistert lief ich die Straße wieder zurück und lichtete auch diesen Geier aus allen Perspektiven ab.
Ob es auf den verschiedenen Dächern immer nur dieselben zwei, drei Geier waren, die sich vom Center nicht trennen konnten, oder immer unterschiedliche, das kann ich nicht sagen. Ist auch egal, hauptsache überall Geier Geier Geier ;-) Ein Geier konnte sich übrigens lange Zeit nicht von der Eck-Voliere trennen. Auch als ein anderer Geier nach etwa eineinhalb Stunden wieder zu der Voliere zurückkam und seinem Freund durch Auf- und Abflattern vor der Voliere helfen wollte, sprang der Geier immer wieder von der Holzstange herunter statt hinaus. Der freie Geier flatterte schließlich sogar auf die Plattform und direkt bis vor die Klappe, aber es nützte alles nichts, schnief. Erst weitere eineinhalb Stunden später, als alle Zuschauer aufgegeben hatten, schaffte auch der Letzte den Abflug.
Während der Geier-Fotosafari quer über die Dächer Belis musste ich an einen Reiseführer denken, den ich bereits Anfang des Jahres gelesen hatte. Dort stand, dass man in Beli die Gänsegeier sogar auf den Hausdächern sitzen sehen kann. Im Sommer hatte ich dieses Schauspiel leider nicht betrachten können und die Angestellten sagten mir, dass das auch sehr unwahrscheinlich ist. Bis heute!!! ;-) Geier, wohin man guckt!
Selbst als ich in der ersten Etage ins Bad gehen wollte und aus dem Fenster schaute, was sehe ich da!?!? Einen Geier!!! Im Tiefflug direkt über dem Garten und der Voliere.
Etwa eine Stunde vor dem Abendessen saßen mindestens vier zurückgekehrte Geier in Volieren-Nähe. Zwei obendrauf und zwei daneben. Ich war schon richtig aufgeregt, wo die Geier heute überall sitzen werden, denn erfahrungsgemäß werden sie die nächsten Tage in der Nähe bleiben. Nicht, dass alle elf auf einmal wieder in der Eck-Voliere sitzen, weil sie es hier doch viel schöner finden…
Nach dem Abendessen saßen wir noch im Gemeinschaftsraum zusammen und verabschiedeten zwei Helfer, die heute abreisen. Auf einmal der Hinweis, dass wir Nachrichten einschalten sollen. Um 19:30 Uhr ging es los, im Vorspann wurde an vierter Stelle ein Geier gezeigt. Gespannt warteten wir bis kurz vor 20 Uhr und da war er: Der Fernsehbericht von unserem Kamerateam über die Auswilderung – und ein paar Sätze aus meinem Interview! Ich war im Fernsehen!!! Und schwärmte ganz Kroatien vor, wie wunderschön und majestätisch ich Gänsegeier finde und wie sehr mich das Engagement des Eko-Centars zum Schutz dieser tollen Tiere begeistert…
Der gestrige Tag war also alles in allem mal wieder das Geier-Paradies auf Erden!!!
Aus diesem Grunde blieb das Eko-Centar Caput Insulae Beli (ECCIB) heute auch für Besucher geschlossen.
Morgens in der Voliere sahen die elf Geier im Gegensatz zu Freitag nach der Geier-Jagd recht entspannt aus. Vor allem als ein wilder Geier draußen an der Voliere vorbeisegelte, schauten sie alle sehnsüchtig in seine Richtung. Ob ihnen da schon klar war, dass sie bald genauso frei werden fliegen können? Ohne Gitter, ohne Holzwände, in freier Natur!?!?
Nur ein kleiner Draufgänger erinnerte mit seinen zerzausten Federn und seiner rebellischen Haltung eher an einen Fetzenfisch, als an einen Geier. Das Öffnen der Eck-Voliere sollte gegen 12 Uhr stattfinden und Zuschauen war nur vom Glastunnel aus erlaubt. Ab halb elf tauchten die ersten „geladenen Gäste“ auf, darunter auch ein Kamerateam eines Fernsehsenders. Überraschenderweise sollte ich ein kurzes Interview geben, vor laufenden Kameras. Ich wurde gefragt, ob und warum ich diese Geier toll finde, ob mir das Eko-Centar und die Arbeit hier gefallen, ob ich Beli schön finde und zwei, drei Fragen mehr. Hmmm… „Ich finde Beli toll, weil es hier das Eko-Centar gibt, dass ich deshalb so klasse finde, weil hier Gänsegeier gepflegt werden, die wiederum meine Lieblingsgeier sind!?!?“ Das etwa ist der grobe Kern, aber natürlich habe ich mich etwas ausführlicher ausgedrückt.
Gegen halb zwölf sicherten die ersten Zuschauer und ich uns Plätze in der ersten Reihe im Glastunnel, denn es liefen immer mehr Gäste im Eko-Centar herum. Aufgeregt sahen wir ständig zwischen Geiern und Uhr hin und her und zählten den Countdown. Auch die Geier schienen zu spüren, dass bald etwas Besonderes bevorstehen würde:
Einige Geier fielen sich wie zum Abschied noch einmal schnell um den langen Hals bzw. in die Flügel
oder kuschelten ein letztes Mal.
Wobei, warum sollte das eigentlich ein Abschied für immer sein? Diese Geier sind jetzt etwa eineinhalb Jahre alt, werden also erst in etwa vier Jahren geschlechtsreif. Wenn sie sich dann einen Partner suchen, werden sie den Rest ihres Lebens mit ihm gemeinsam verbringen. Kann es aber nicht genauso gut sein, dass sich zwei Geier in dem gemeinsamen Eko-Centar-Jahr so ineinander verguckt haben, dass sie schon jetzt zusammen bleiben und gemeinsam auf Reisen gehen? Das wäre doch romantisch!!!
Während zwei Zuschauerinnen und ich so vor uns hin philosophierten und auf das Öffnen der Volieren-Klappe warteten, kam uns ein weiterer Gedanke: Verlieben sich Geier vielleicht sogar beim Fressen? Während sie zufällig am gleichen Kadaver rumnagen könnte es doch genauso funken, wie bei Menschen bei einem guten Restaurantbesuch. Das könnte dann etwa so aussehen: „Liebes, möchtest du mein blutiges Filet-Stück haben? Dann kannst du mir gerne deine zähen Sehnen überlassen!“ Seufz, Geierliebe kann doch soooo romantisch sein!!!
Mit knapp einer halben Stunde Verspätung tauchten Goran und seine Gäste im Glastunnel auf. Er erklärte kurz einiges über die Geier und den Ablauf der Auswilderung. Danach stellte er mit einigen Sätzen sowohl die Helfer als auch alle Gäste vor.
Gespannt hockten nun etwa 40 bis 50 Leute im Glastunnel, bis sich gegen 13 Uhr endlich die Klappe in die Freiheit hebte. Der erste Geier schien aber ein wenig die Richtung verwechselt zu haben und flatterte zur FALSCHEN Klappe, die natürlich geschlossen war.
Die Klappe öffnete sich weiter… und wieder sprang ein Geier in die falsche Richtung.
Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass sie Freitag nach dem Einfangen in alle möglichen Richtungen gegen die Gitter geflattert sind, aber so gut wie nie in Richtung Ausstiegsluke! Keine Ahnung, warum ihnen diese Richtung offensichtlich nicht gefällt.
Eine halbe Stunde mussten wir geduldig in zum Teil sehr unbequemen Positionen ausharren, die Kameras immer im Anschlag und mit Händen und Füßen gegen die lästigen Reflexionen abgeschirmt. Hin und wieder flatterte ein Geier auf die Holzstange in halber Höhe zum Ausgang. Im Glastunnel war gespanntes Seufzen zu hören… gefolgt von einem Aufstöhnen, wenn der Geier mal wieder in die falsche Richtung und gegen das Gitter flog. Dann aber war es so weit und der erste Geier flog durch die offene Klappe auf die Außenplattform. Die Menge jubelte und im nächsten Moment schwang sich der Geier endgültig in die Lüfte.
Herrlich war er anzusehen, vor den Bäumen und dem Meer im Hintergrund!!! FREIHEIT!!!
Das vermeintliche Pärchen schaute noch einmal wehmütig durch das Gitter nach draußen, in die Ferne übers Meer… „Werden wir jemals wieder auf den gleichen Aufwinden segeln? Werden sich unsere Flüge noch einmal kreuzen?“ Noch ein letztes Mal fielen sich die beiden Geier in die Flügel. Kein Wunder, dass so manch ein Geier kurz vor dem Abflug noch einmal seufzend die Flügel hängen ließ.
Es dauerte weitere 20 Minuten, bis sich der zweite Geier in die Lüfte und ab durch die Klappe nach draußen schwang! Und dann ging es plötzlich Schlag auf Schlag: Ein Geier nach dem nächsten flatterte zunächst auf die Holzstange und dann mit einem großen Satz nach draußen.
Dort blieben die meisten zunächst einige Zeit auf der Plattform sitzen, wo seit Freitagmorgen auch ein totes Schaf lag. Komischerweise fingen die Geier nicht an zu fressen sondern flatterten früher oder später in alle Richtungen davon.
Zwei Geier flogen am Zaun der Voliere entlang zum kleinen Hügelchen, auf den sich hin und wieder ein Geier zurückzieht.
Von seinen Kollegen angelockt flog einer der Volieren-Insassen auf den Hügel und begrüßte die beiden freien Geier durch den Zaun.
Ein anderer Geier flog sofort auf das Volieren-Dachgitter und setzte sich gemütlich auf einen Pfeiler, von dem er sich für wenigstens eine Stunde nicht mehr fortbewegte.
Immerhin konnte er von dort aus sowohl die Landschaft als auch seine Freunde in der Voliere in Ruhe begutachten und gegeneinander abwägen, wo er auf Dauer lieber bleiben möchte.
Eine ähnliche Idee hatte auch ein weiterer Geier, allerdings landete er direkt auf dem Dachgitter oberhalb der obersten „Treppenstufe“, wo sich alle Geier in der Voliere hin zurückgezogen hatten. Natürlich sahen sie ihren Freund, wunderten sich aber offensichtlich, warum ein Gitter zwischen ihnen lag. Es sah zum Totlachen aus, wenn er gemütlich übers Netz balancierte, während er seine Kumpel unter im fast plattgedrückt hat.
Die anderen Geier flatterten zum Teil direkt auf und davon, einige andere kamen im Laufe des Tages immer wieder zum Eko-Centar zurück und drehten dicht über Haus und Bäumen ihre Kreise.
Und auf einmal brach das Geier-Paradies auf Erden aus: Geier überall!!! Nicht nur die Flugeinlagen waren beeindruckend, sondern sie saßen auf einmal auf den Dächern der Häuser!!!
Einer meiner Lieblingsgeier, „CHC“, kam nach etwa zwei Stunden wieder zurück und landete nach einem Sturzflug mitten auf dem kleinen Dach über den Toiletten im Erdgeschoss des Eko-Centars. Schön dich wieder zu sehen, alter Freund!!!
Fast hätte er somit in unser Badezimmer in der ersten Etage reinflattern können. Er hätte sich natürlich liebend gern auch für die Nacht ein Nest in einem der freien Etagenbetten meines Schlafraumes herrichten können…
Dieser Moment war einfach so unglaublich, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte den Geier abzulichten. Gerne hätte ich noch ein Foto aus dem Badezimmer geschossen, Auge um Auge mit dem Geier, aber da flatterte er plötzlich los und hechtete mit Schwung in den Wald, der etwas den Berg hinauf hinter der Pansion Tramontana gelegen ist. Unsere erste Vermutung: Er sammelt noch schnell Holz für die kalte Nacht. Deutlich plausibler aber die zweite Vermutung: Er sucht Pilze für sein Abendessen. Aas hack!?
Von der Straße her hörte ich einen Ruf, dass auf dem Dach eines Hauses in Center-Nähe noch ein Geier sitzt. Direkt neben dem Kamin, wie ein Weihnachtsgeier, der Geschenke bringt. Das schönste Geschenk war aber seine Anwesenheit!!! Der Geier war gut versteckt und ich musste auf einen wackligen Auto-Anhänger hochklettern, um ihn überhaupt halbwegs sehen zu können.
Ein ruhiges, sonniges Plätzchen hatte sich der Gute da ausgesucht, mit bestem Blick auf Beli!
Kurz darauf kam wieder ein Geier angeflattert und landete mitten auf dem Dach der Pansion Tramontana neben dem Eko-Centar.
Total begeistert lief ich die Straße wieder zurück und lichtete auch diesen Geier aus allen Perspektiven ab.
Ob es auf den verschiedenen Dächern immer nur dieselben zwei, drei Geier waren, die sich vom Center nicht trennen konnten, oder immer unterschiedliche, das kann ich nicht sagen. Ist auch egal, hauptsache überall Geier Geier Geier ;-) Ein Geier konnte sich übrigens lange Zeit nicht von der Eck-Voliere trennen. Auch als ein anderer Geier nach etwa eineinhalb Stunden wieder zu der Voliere zurückkam und seinem Freund durch Auf- und Abflattern vor der Voliere helfen wollte, sprang der Geier immer wieder von der Holzstange herunter statt hinaus. Der freie Geier flatterte schließlich sogar auf die Plattform und direkt bis vor die Klappe, aber es nützte alles nichts, schnief. Erst weitere eineinhalb Stunden später, als alle Zuschauer aufgegeben hatten, schaffte auch der Letzte den Abflug.
Während der Geier-Fotosafari quer über die Dächer Belis musste ich an einen Reiseführer denken, den ich bereits Anfang des Jahres gelesen hatte. Dort stand, dass man in Beli die Gänsegeier sogar auf den Hausdächern sitzen sehen kann. Im Sommer hatte ich dieses Schauspiel leider nicht betrachten können und die Angestellten sagten mir, dass das auch sehr unwahrscheinlich ist. Bis heute!!! ;-) Geier, wohin man guckt!
Selbst als ich in der ersten Etage ins Bad gehen wollte und aus dem Fenster schaute, was sehe ich da!?!? Einen Geier!!! Im Tiefflug direkt über dem Garten und der Voliere.
Etwa eine Stunde vor dem Abendessen saßen mindestens vier zurückgekehrte Geier in Volieren-Nähe. Zwei obendrauf und zwei daneben. Ich war schon richtig aufgeregt, wo die Geier heute überall sitzen werden, denn erfahrungsgemäß werden sie die nächsten Tage in der Nähe bleiben. Nicht, dass alle elf auf einmal wieder in der Eck-Voliere sitzen, weil sie es hier doch viel schöner finden…
Nach dem Abendessen saßen wir noch im Gemeinschaftsraum zusammen und verabschiedeten zwei Helfer, die heute abreisen. Auf einmal der Hinweis, dass wir Nachrichten einschalten sollen. Um 19:30 Uhr ging es los, im Vorspann wurde an vierter Stelle ein Geier gezeigt. Gespannt warteten wir bis kurz vor 20 Uhr und da war er: Der Fernsehbericht von unserem Kamerateam über die Auswilderung – und ein paar Sätze aus meinem Interview! Ich war im Fernsehen!!! Und schwärmte ganz Kroatien vor, wie wunderschön und majestätisch ich Gänsegeier finde und wie sehr mich das Engagement des Eko-Centars zum Schutz dieser tollen Tiere begeistert…
Der gestrige Tag war also alles in allem mal wieder das Geier-Paradies auf Erden!!!
Bleibt vielleicht noch zu erwähnen, dass ich zu Beginn des Abendessens kurz nach draußen gerufen wurde und auf folgende mystische Szene hingewiesen wurde: Direkt über dem Eingang zum Gemeinschaftsraum, hoch oben auf dem Dach auf dem höchsten Schornstein, in fast völliger Dunkelheit, nur minimal beleuchtet durch den Lichtschein, der von vorne von der Straße kommt… saß ein Gänsegeier!!!
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