In diesem Jahr hatte ich mir vorgenommen nochmal den köstlichsten aller Kaiserschmarrn in St. Bartholomä am Königssee zu verspeisen, auch wenn mich die Fahrt mit dem Touriboot etwas abschreckt. Ich wusste zwar auch, dass das Boot noch weiter als bis St. Bartholomä fährt und am Obersee eine alte Fischerhütte als ultimatives Postkartenmotiv dient, aber so richtig aufraffen konnte ich mich bisher nicht, dafür eine Stunde Bootsfahrt in Kauf zu nehmen. Was mir allerdings erst jetzt bewusst wurde: Wenn man von der Endstation aus ca. 1,5 Stunden wandert, kommt man zum Röthbachfall, dem mit 470 m Fallhöhe größten Wasserfall Deutschlands und Nr. 13 weltweit!!! Nachdem mir eine LBV- und Nationalpark Berchtesgaden-Angestellte vom Bartgeierprojekt bestätigte, wie wunderschön die Gegend dort ist, war dies mein Plan für den ersten sonnigen Tag an einem Nicht-Wochenende. Beim Frühstücksgespräch vor einigen Tagen hatte mir zudem ein nettes Ehepaar erzählt, dass es mal Studenten gab, die beim berühmten "Echo vom Königssee" in den Bergen gesessen und ein völlig falsches Echo zurückgetrötet hatten. Daumen hoch für geniale Kreativität! Irgendwie bekam ich plötzlich richtig Lust auf die Tour und heute ging es dann endlich los. Das Echo blieb allerdings leider "normal".
Da ich richtig früh auf den Beinen war, konnte ich ein Ticket für das zweite Boot ergattert, das zum Glück nur 5 min nach dem ersten startete - nicht erst 30 min später laut Fahrplan. Überhaupt war ich überrascht, dass eine halbe Stunde vor Fahrtbeginn bereits das erste Boot ausgebucht war. Die Spiegelungen in St. Bartholomä waren herrlich und etwa die Hälfte des Bootes stieg bereits auf der Hinfahrt dort aus. Ich fuhr allerdings weiter, bevor der große Touri-Ansturm kommt.
Der Obersee ist nur per Boot über den Königssee oder per Tageswanderungen zu erreichen, so dass sich die wenigen Mitfahrer im Boot gut verteilten. Jeder bekam sein Postkartenbild, jeder fotografierte jeden auf dem Steg und überhaupt war die Atmosphäre richtig schön: Kollektives, andächtiges Staunen über diesen wunderschönen Flecken Erde!
Kaum zu glauben, dass sich auf dem Rückweg ein paar Stunden später die Menschenmassen dort tummelten und zwei Fettel a la Ballermann in knappen Badeklamotten fett und breit auf dem Steg lagen und bewusst allen Leuten ihr Foto versauten! Wirklich traurig, was ich manchen Köpfen vor sich geht. Umso besser die Entscheidung direkt morgens früh dort hinzufahren, um möglichst viel Ruhe und Frieden genießen zu können!
Die Wanderung entlang des Obersees ist nämlich wunderschön, das Wasser glasklar in herrlichen unterschiedlichen Grün- und Blautönen, dazu die Spiegelungen... einfach traumhaft schön!
Am anderen Ende des Sees kann man entweder zur Fischunkelalm-Hütte gehen oder weiter zum Röthbachfall. Die Wanderung dorthin dauert nochmal ca. 25 Minuten und führt durch ein traumhaftes Tal, das mir praktisch noch besser gefallen hat als der Wasserfall selber. Dieser befand sich nämlich im Schatten und war kaum zu fotografieren. Allzu nah kommt man auch gar nicht heran. Man kann zwar bis zu den Bäumen gehen, aber von dort sieht man nur noch den oberen Teil des Wasserfalls.
Der Blick zurück durchs Tag gefiel mit aufgrund der perfekten Farben viel besser - vor allem mit dem Wildbach im Vordergrund. Ich war einfach nur platt und verstehe jetzt endlich, warum so ein Kult um die Fahrt über den Königssee gemacht wird.
Auf dem Rückweg steht der Blick auf den Obersee im Fokus und wieder spiegelt er seine herrliche Umgebung.
Die Wanderung zurück zum Bootsanleger, mittlerweile Mittagszeit, war allerdings kein Spaß mehr. Mir kamen nicht endende Horden entgegeben, einige Schulklassen und viel Trubel. Ca. 15 min geht der Wanderweg über enge, steinige, rutschige Felsstufen direkt oberhalb des Sees entlang. Bei Gegenverkehr keine angenehme Sache. Da der Weg dort am engsten ist, stauten sich die Mengen dort richtig und natürlich kann man die Aussicht dabei nicht mehr genießen geschweige denn in Ruhe Fotos machen. Also morgens früh alles richtig gemacht und mittags lieber abhauen.
Blinder Passagier an Bord.
Weil es deutlich früher als erwartet war, stieg ich auf der Rückfahrt in St. Bartholomä aus, das ich lieber St. Bartgeierlomä nenne. Auch hier ist rund um den Biergarten und den Bootsanleger viel Betrieb, aber das ändert nichts an der Schönheit des Örtchens, das ebenfalls nur per Boot oder anspruchsvoller, langer Bergtour zu erreichen ist.
Vor allem der Wanderweg am Seeufer entlang ist traumhaft schön, da das Wasser auch hier glasklar ist und angeschwemmte tote Baumstämme und Äste die Szenerie perfekt machen. Der Königssee gehört übrigens zu den saubersten Seen Deutschlands und ist nach dem Bodensee der zweittiefste.
Nach dem etwa halbstündigen Rundweg war es endlich soweit: Zeit für den allerbesten Kaiserschmarrn im Berchtesgadener Land!!! Schon der Teig selber mit Puderzucker bestäubt schmeckt köstlich! Dazu gibt es aber Pflaumenmus, Apfelmus und ein paar Dekofrüchte. Eine perfekte Kombination und jeden (überteuerten) Cent wert!!!
Gut gestärkt gönnte ich mir noch etwas Geierwatching per Webcam. Die beiden Geiermädchen zofften sich allerdings und quiekten und schnatterten dabei aufgeregt. Die meisten Nickeligkeiten gingen eindeutig von Recka aus, während Dagmar einige Schnabelhiebe und Flügelschläge einstecken musste.
Nach der Rückfahrt von St. Bartholomä nach Schönau wanderte ich noch den Malerwinkelrundweg, von dem aus man nochmal einen tollen Blick über den Königssee hat. Wenig später teilte ich meine Sitzbank mit einem netten Wanderer und wir kamen bald ins Gespräch über Bartgeier und die Natur im Allgemeinen. Die Zeit verging dabei wie im Fluge. Im letzten Jahr konnte ich an dieser Stelle noch das Echo vom Königssee hören. Heute waren die Wetterbedingungen anscheinend nicht optimal, so dass das Echo nicht bis zu uns rüber kam. Aber auch ohne Echo spricht der Ausblick für sich!
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