Mittwoch, 8. Juni 2022

1 Tag bis zur Bartgeierauswilderung

Ich kann es gar nicht glauben, morgen ist es endlich so weit!!! Die zweite Bartgeierauswilderung im Nationalpark Berchtesgaden, bei der ich meine Geierfreunde von der Vulture Conservation Foundation, vom Nationalpark und dem LBV wiedersehen werde. Darauf habe ich mich seit einem Jahr gefreut!!!
Im Laufe des Tages trafen die beiden spanischen Bartgeiermädchen bereits in Berchtesgaden ein, nachdem sie eine Weile in der Obhut des Tiergarten Nürnberg gewesen waren. Die Nacht verbringen sie noch in ihren Transportkisten, aber bereits morgen geht es ab in die Freiheit!!! Naja, vielmehr erstmal in eine gemütliche, vorbereitete Felshöhle, da sie erst in etwa vier Wochen das Fliegen lernen werden. Aber trotzdem, ab morgen sind sie offiziell frei!
Da sich das Wetter über Nacht wieder beruhigt hatte, fuhr ich zur Wimbachklamm. Auch hier bin ich als kleines Kind und im letzten Jahr bereits gewesen, aber diesmal nahm ich mir vor das Wimbachtal bis zur Wimbachgrieshütte zu durchwandern, 8,5 km pro Richtung mit einer endlosen Steigung von 700 Höhenmetern über die gesamte Länge.
Die Wimbachklamm selber ist nur 200 m lang, für die man extra Eintritt zahlen muss. Man kann sie auch umlaufen, aber ich finde sie ist trotzdem den Besuch wert!
Oberhalb der Wimbachklamm weitet sich das Wimbachtal und der Wanderweg führt entlang eines herrlichen Wildflusses. Bei schönem Sonnenschein wirkte das Wasser besonders türkis, was die Bilder natürlich mal wieder nicht hergeben.
Nach einer Weile bergauf verschwindet der Fluss, da er im oberen Bereich unterhalb des Schotters, dem Gries, verläuft. Diesmal ging ich einmal kurz an die Kante, wo das Wasser unter dem Gries hervorfließt. Ich muss aber zugeben, dass an dieser Stelle ausnahmsweise nicht die Blickrichtung Fluss spektakulärer ist, sondern Richtung Gries.
Nach etwa 4 km, zur Halbzeit einer Wegstrecke, erreicht man das Wimbachschloss - eine Gastronomie, die unter anderem köstliche selbstgemachte Kräuterlimo anbietet. Letztes Jahr war ich nach einer Pause an dieser Stelle umgedreht, weil das dauernde bergauf wirklich Kraft verkostet hat. Damals hatte ich die Wanderstöcke nicht dabei und war die Schrägen irgendwann leid. Für Einheimische ist die gesamte Wanderung ein gemütlicher Spaziergang, aber untrainierte Flachländer kommen hier trotzdem gut ins Schwitzen.
Diesmal ging es aber heiter weiter. Nochmal rund 1:45 Stunden bergauf. Das Handy gab zwar zwischendurch eine Starkregenwarnung für Ramsau raus, aber zum Glück blieb es trocken. Es zogen nur leider dichtere Wolken auf, je höher ich Richtung Wimbachgrieshütte aufstieg. In die andere Richtung war aber alles noch soweit gut.
Das herrliche Panorama war die langen Strapazen wert und letztendlich kam ich sogar etwas schneller voran als die Zeitangaben auf den Wegweisern besagten. In der Hütte angekommen, gab es erstmal einen großen Napf Schorle. Leider wurde es in dem Moment richtig schattig, was so durchgeschwitzt wirklich unangenehm war. Also schweren Herzens Jacke drüber und sehnsüchtig an ein Wechselshirt gedacht, das ich natürlich NICHT dabei hatte. Im letzten Jahr gehörte dies zumindest beim Bergsteigen für die Bartgeier zum Standard-Equippment, aber soweit hatte ich heute leider nicht gedacht.
Der Rückweg ging gefühlt ratzfatz, vor allem das Stück bis zum Wimbachschloss. Kein Wunder, wenn es ja nur noch bergab ging. Die Wanderstöcke haben auch dabei wieder Wunder bewirkt. Ein zusätzlicher top Nebeneffekt: Durch das Nutzen von Wanderstöcken erspart man sich fiese Wurstfinger, die ich sonst immer nach wenigen Kilometern vom Runterbaumeln bekomme.
Ab dem Wimbachschloss kam die Sonne wieder richtig herrlich hinter den Wolken hervor und bis zum Abend blieb der Himmel blau.
Eigentlich wollte ich mir nach der 17 km langen Wanderung endlich meinen ersten Kaiserschmarrn hier gönnen. Kaum zu glauben, vier Tage hier und noch immer keinen verschlungen! Leider hatten allerdings rund um den Parkplatz der Wimbachklamm sämtliche Gastronomien Ruhetag. Auch in Ramsau war u.a. das nette Eiscafé geschlossen, aber zum Glück konnte ich unterwegs noch zwei köstliche Stücke Erdbeerkuchen auftreiben.
Wer sich übrigens wundert, warum diesmal keine Bilder von Barty dabei waren: Das liebe Geflügel ist ausnahmsweise im Auto geblieben, weil ich heute einfach keine Lust hatte auf dieser anspruchsvollen Wanderung so einen vollen Rucksack mitzuschleppen. Außerdem hatte er mich bereits letztes Jahr ins Wimbachtal begleitet - witzigerweise ebenfalls am Vortag der Bartgeierauswilderung.
 
Als ich gegen 16 Uhr auf meinem Balkon ankam, befreite ich nur noch die qualmenden Füße aus den Wanderschuhen und genoss die friedliche Berg-Idylle mit Kuhglocken, Hahnenkräääh und  traumhaftem Panorama. So lässt es sich aushalten!!!
Leider ist ausgerechnet für den großen Tag morgen fiesestes Sauwetter angesagt mit Dauerstarkregen, Sturm und Kälte. Selbst die Einheimischen machen sich keine Hoffnungen, dass der Wetterbericht falsch liegt. :-( Dabei sollte Petrus doch dankbar sein, dass die beiden Geiermädchen den weiten Weg aus dem sonnigen Spanien auf sich genommen haben, um das Berchtesgadener Land durch ihre Anwesenheit zu verschönern! Egal, ich freue mich trotzdem schon riesig auf den morgigen Tag!!!

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