Freitag, 11. September 2020

Dolan Fire Update: Iniko lebt!

Nach dem verheerenden Dolan Fire im kalifornischen Big Sur, Schutzgebiet der vom Aussterben bedrohten Kalifornischen Kondore, überschlagen sich die Nachrichten der Ventana Wildlife Society (VWS) weiterhin täglich.

Nachdem Ende August das Kondorgebäude abgebrannt und diverse Webcams ausgefallen sind, war das Schicksal von 10 erwachsenen Kalifornischen Kondoren und 4 wilden Küken in ihren Nestern ungewiss. Darunter auch Webcam-Star Iniko, das von seinen Eltern Redwoon Queen und Kingpin liebevoll aufgezogen wurde. Leider gilt auch Kingpin als vermisst. Von den 10 erwachsenen Kondoren konnte glücklicherweise Shadow im Pinnacles National Park gesichtet werden. Bei diesem Nationalpark muss ich immer an mein einmaliges Erlebnis im Mai 2017 denken, als meine Geierfreundin Maggie und ich einen Tag lang die Pinnacles Condor Crew bei ihrer Arbeit begleiten durften.

Am 29.08.2020 musste ein Rundflug zur Kondorsuche leider abgebrochen werden, da der Rauch des Dolan Fires noch immer zu stark war.

Am 02.09. wartete das Team der VWS weiterhin verzweifelt auf die offizielle Freigabe der Brandbekämpfer das Kondor-Schutzgebiet wieder betreten zu dürfen und nach den vier vermissten Küken zu schauen. Auch während vergangener Großbrände konnte immer wieder beobachtet werden, dass Kondoreltern unter allen Umständen versuchen ihre Küken während des Feuers weiter zu füttern und sich um sie sorgen. So konnten immer wieder Kondorküken auch schwere Brände überstehen. Diese Hoffnung wurde unterstützt durch die GPS-Ortung von zwei Elternkondoren. Einer der beiden war zurück zum Nest geflogen, wo hoffentlich ein gesundes Küken den Schrecken überstanden hat. Der andere Kondor futterte vom Kadaver eines Seelöwen und schlang sich gierig den Kropf voll – vermutlich um ein hungriges Kondorküken zu füttern. Beides sehr gute Zeichen!

Alle vermissten Kondore (mit Ausnahme der 4 Küken) verfügen ebenfalls über GPS-Geräte. Dass diese keinerlei Signale übermitteln, ist leider ein äußerst beunruhigendes Zeichen.

Am 04.09. kam endlich die lang ersehnte Entwarnung in Bezug auf das Kondorküken Iniko: Es lebt!!! Die Kondor-Crew hatte endlich grünes Licht bekommen nach den Küken schauen zu dürfen und eilte direkt zu Inikos Nest. Unterwegs sank alle Zuversicht aufgrund der massiven Zerstörung, die das Dolan Fire hinterlassen hatte. Zum Glück befindet sich das Nest in luftiger Höhe, aber trotzdem schafften es die Flammen bis 10 Fuß (ca. 3 m) unterhalb des Nestes. Das arme Küken muss dabei ganz schön gebrutzelt worden sein, aber es hat überlebt!

Iniko hat überlebt! (c) Ventana Wildlife Society

Nachdem das noch immer außer Kontrolle geratene und sich ausbreitende Dolan Fire nun auch noch ein weiteres Küken in seinem Nest bedrohte, konnte dieses in Zusammenarbeit mit der Pinnacles Condor Crew und dem United States Fish and Wildlife Service aus seinem Nest auf einer Felsklippe gerettet werden. Das Küken ist erst 4 Monate jung und wird nur von seinem Vater Puff Daddy großgezogen, nachdem seine Mutter Wild 1 im Mai verschwand. Es wird nun im L.A. Zoo aufgezogen, bis es im nächsten Jahr in seiner Heimat ausgewildert werden kann.

Das Dolan Fire hat bereits eine Fläche von über 31.000 Morgen Land zerstört. Wenn mich der Online-Umrechner nicht täuscht, entspricht dies ca. 7.750 Hektar. Nur ca. 40 % des Feuers sind unter Kontrolle. Es wurde vermutlich Mitte August durch Brandstifter ausgelöst. Bravo, ihr Vollspacken, echt gut gemacht…

Am 11.09.2020 wurde nach einer Suchaktion aus einer Befürchtung eine traurige Gewissheit: 2 der 5 vom Dolan Fire betroffenen Küken haben das Feuer nicht überlebt!

Aktuell werden noch neun (fast) erwachsene Kalifornische Kondore vermisst: Kingpin, Survivor, Electra, Boreas, Arthur und Tonks sowie ein Kondor der Pinnacles-Population und zwei in freier Natur geborene Exemplare. Der vermisste Kondor der Pinnacles-Population ist Vater eines der verstorbenen Küken.

Zum Wiederaufbau des abgebrannten Kondorgebäudes wurde übrigens eine Spendenaktion gestartet, da die Neubaukosten gut 500.000 $ betragen. Da es in diesem Jahr bei allem Corona-Ärger sowieso nicht mehr danach aussieht, dass ich noch einen Geierurlaub durchziehen kann, kann ich mich zumindest mit einer Spende am Geierschutz beteiligen!

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