Wie jeden ersten Samstag im September feierte die Welt heute den International Vulture Awareness Day (IVAD), den Weltgeiertag!
Nach meinem Sommerurlaub in Egmond aan Zee, traf ich auf dem Rückweg auf halber Strecke meine Schwesti im DierenPark Amersfoort, um den Weltgeiertag gebührend in meiner Lieblings-Geiervoliere, dem Snavel's Rijk, zu feiern! Dort gibt es viele Gänsegeier, Marabus und andere tolle Flatterviecher und man kann sich locker den ganzen Tag dort aufhalten.
Natürlich hatte ich vorher abgecheckt, ob unter Corona-Bedingungen die Durchlaufvoliere überhaupt geöffnet ist. War sie! Es gab nur strengere Einlassbeschränkungen in den Tierpark allgemein mit vorreserviertem Ankunfts-Timeslot und Online-Ticket-Pflicht, weitestgehend Einbahnstraßen und einigen wenigen gesperrten Tierhäusern, wie das Haus für die Nachtaktiven. Den Geiern stand aber nichts im Weg und so konnte ich in einem traurigerweise fast geierlosen Jahr dennoch den Weltgeiertag in schwesterlicher Gesellschaft mit meinen geliebten Krummschnäbeln feiern.
Der erste Gänsegeier begrüßte uns direkt neben dem Besucherweg, kaum dass wir die Voliere betreten hatten. Was für ein schönes Gefühl, endlich wieder Geier um mich herum zu haben und das charakteristische Geieraroma einzuatmen. Ein Stückchen Heimat!!!
Aus dem Gebüsch näherte sich schon bald Geier Nummer 2 und alle Corona-Sorgen und der Frust der letzten Monate war schlagartig vergessen. Ich bin immer wieder faszinierend, welche beruhigende Wirkung Geier auf mich haben. Die einen brauchen Hunde, Katzen, Pferde oder Delfine, bei mir sind es eben die Geier!
Die Geier kommen gut damit zurecht, dass Besucher in ihrer Voliere herumlaufen dürfen. Nicht selten lassen sie sich davon gar nicht beeindrucken und hängen stundenlang auf der Besucherweg-Begrenzung aus Baumstämmen hab. Viele Besucher halten vorsichtshalber etwas Abstand, während ich mich am liebsten direkt neben die Geier setzen würde. Aber es wäre zu ärgerlich, wenn dann doch etwas passiert und die Geier nachher die Schuld zugeschoben bekommen. Daher reicht auch eine Bewunderung und zwei, drei Metern Entfernung.
Schwesti und ich drehten zwar zwischendurch ein, zwei Runden durch den Tierpark, den ich auch ohne Geier zu den Besten zählen würde, aber der Weg führte uns natürlich immer wieder ins Snavel's Rijk zurück. Bei einer Rückkehr saßen plötzlich vier Gänsegeier auf einem schmalen Besucherweg, der zu einem Spielfloß über den Tümpel führt. Natürlich traute sich an dieser Wegbelagerung niemand vorbei und so konnte ich die Geier nach und nach bei ihrem mittäglichen Bad bewundern. Es schien so, als würden ein oder zwei Geier die Besucher im Auge behalten, während die anderen ausgelassen planschen konnten.
Wenn Geier planschen und sich das Gefieder reinigen, tauchen sie erst einen Flügel unter Wasser und wackeln etwas hin und her. Danach machen sie das gleiche mit dem anderen Flügeln. Anschließend setzen sie sich komplett ins Wasser, tauchen den Kopf unter und flattern kräftig mit den Flügeln, während sie ihren Körper unter Wasser hin und her bewegen. Diese Reihenfolge wiederholen sie manchmal mehrfach, bevor sie dann aufstehen und sich wie ein nasser Hund schütteln. Dabei drehen sie Kopf und Hals in alle Richtungen hin und her. Ist ihnen das Gefieder noch nicht rein genug oder möchten sie eine weitere Abkühlung, so setzen sie sich erneut ins Wasser. Ansonsten kommen sie aus dem Wasser heraus und schütteln sich gerne direkt nochmal. Dabei wurde ich schon des öfteren von Geiern nassgeplanscht, genau wie heute!
Häufig kann man nach dem Baden auch beobachten, wie die Geier ihren Hals durchstrecken und den Schnabel mehrfach hintereinander aufreißen, als würden sie kräftig nach Luft schnappen. Ich weiß aber nicht, was genau der Zweck dahinter ist. Vielleicht, um Wassertropfen aus ihren winzigen Nasenlöchern oberhalb des Schnabels zu entfernen?
Nach dem Bad ist Sonnenbaden angesagt, um mit ausgebreiteten Flügel das Gefieder zu trocknen. Zum Glück spielte das Wetter gut mit und die Sonne kam immer wieder zwischen den Wolken hervor. Die meiste Zeit war sogar herrlichstes T-Shirt-Wetter, wie es sich für einen Weltgeiertag gehört.
Nasse Geier sehen einfach süß aus! Zerzaust, hutzelig, leicht genervt um den Schnabel und am liebste würde man sie mit einem flauschigen Handtuch trockenrubbeln. Ich gehe aber davon aus, dass den Geiern das gar nicht so gut gefallen würde.
Die Volierenbewohner machen ganz selbstverständlich auch vom Besucherweg gebraucht. Der Geier hier spazierte einfach drauflos und schlengelte sich durch die Beine der Besucher. Wer den Geier nicht kommen sah, wunderte sich natürlich über ein plötzliches Federbüschel am Bein.
Mit kräftigen Flügelschlägen und Gefieder-Durchschütteln trocknen die Federn in der Sonne noch schneller.
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