Traurige Nachrichten aus Argentinien, Heimat der Andenkondore, der mit ca. 3,50 m Spannweite und bis zu 15 kg Gewicht größten Geierart weltweit. Immer mehr Andenkondore werden vergiftet und sterben einen qualvollen Tod. Der Artikel ist so erschreckend, dass ich ihn hier zusammenfassen möchte.
Irgendwo in der Argentinischen Hochebene beginnt alles mit dem Atem des Todes: Ein Andenkondor gleitet auf der Suche nach Futter durch die Lüfte, wird fündig und entdeckt den verwesenden Kadaver eines Schafes oder einer Ziege im Gras. Während des Landeanfluges werden weitere Andenkondore auf ihren Artgenossen aufmerksam und schließen sich ihm an. Schnell sind gut ein Dutzend Kondore am Aas versammelt und machen sich freudig über ihr Mittagessen her. Sie wissen noch nicht, dass auch sie bald im Todeskampf neben dem Kadaver liegen werden. Es beginnt mit Desorientiertheit. Dann fangen sie an zu stolpern, kippen zur Seite oder torkeln rückwärts. Manche versuchen davonzufliegen, flattern unkoordiniert mit ihren riesigen Flügeln, schaffen es jedoch nicht abzuheben. Schon bald ist die Wiese übersäht von toten Andenkondoren.
Eine solche schreckliche Szene hat sich in den vergangenen Jahren schon viele Male in Argentinien abgespielt. Anfang 2018 starben bei einem solchen Vorfall 34 Andenkondore auf einen Schlag - die Nachricht ging damals um die Welt. Ein riesiger Rückschlag für eine stark bedrohte Spezies, von der nur noch ca. 6.700 erwachsene Individuen existieren, etwa 2.500 davon in Argentinien.
Aber was genau killt diese majestätischen Tiere? Tragischerweise werden sie gezielt verfolgt und durch den Einsatz mit Pestiziden kontaminierter Kadaver vergiftet. Noch immer fürchten viele Einheimische die imposanten Riesengeier, obwohl sich diese nur von toten Tieren ernähren und somit keine Gefahr für Nutztiere darstellen. Dennoch werden Kadaver ausgelegt, die mit illegalen Pestiziden kontaminiert wurden. Pestizide sind für Andenkondore absolut tödlich. Sobald sie von den Kadavern fressen, ist es vorbei. Nicht selten werden auch vergiftete Kadaver gegen Raubtiere wie Pumas, Luchse Füchse und Adler ausgelegt und Andenkondore als Kollateralschäden billigend in Kauf genommen.
Eine neu veröffentlichte Studie belegt, dass diese Giftköder schnell dazu führen können die gesamte Andenkondor-Population auszurotten. Die Forscher untersuchten insgesamt 301 Andenkondore, die von einer Andenkondor-Auffangstation in Argentinien zwischen 2001 und 2018 behandelt oder nur noch tot eingesammelt wurden. Es stellte sich heraus, dass durch 21 Vergiftungsvorfällen in Argentinien insgesamt 99 Andenkondore starben - davon allein 77 in den Jahren 2017 und 2018. Des Weiteren gab es 29 weitere Vorfälle, bei denen sehr wahrscheinlich Gift im Spiel war, da die geschwächten Kondore typische Vergiftungssymptome zeigten und kurze Zeit später verstarben. Die Vergiftungen, die quer übers Land vorkommen, steigen seit Anfang 2017 stetig und sind nun Todesursache für gut 79 % aller verendeten Kondore.
Die Ergebnisse der Studie sind umso erschreckender, da die bedrohten Andenkondore noch weiteren Bedrohungen ausgesetzt sind wie illegale Verfolgung und Abschuss, Bleivergiftung und Kollisionen mit Stromleitungen. Außerdem pflanzen sich Andenkondore nur sehr, sehr langsam fort. Sie werden erst im Alter von 9-10 Jahren geschlechtsreif und ziehen nur alle zwei Jahre ein einziges Jungtier groß. Derzeit sterben also mehr Kondore, als Küken flügge werden.
Pestizide können ebenfalls gefährlich für Menschen sein. Außerdem werden Menschen stark beeinflusst, wenn Andenkondore erst einmal verschwunden sind und keiner mehr den Aufräumjob von Tierkadavern übernimmt. Ein Grund mehr, dass jeder von uns sich für den Erhalt und Schutz dieser wunderschönen Tierart einsetzt!
Andenkondore spielen in Südamerika in vielen Kulturkreisen eine große Rolle. Sie werden als heilige Vögel verehrt, die eine Verbindung zwischen unserer Welt und dem Kosmos darstellen. Daher sind sie auch Wappentier diverser Nationen entlang der Anden. Ihr Verschwinden wäre ein großer Verlust für die Kultur des südamerikanischen Kontinents.
Die Kondorforscher haben drei Schritte ausgearbeitet, um Andenkondore zu schützen:
Erstens müssen Farmer über das Fressverhalten und den Nutzen von Andenkondoren aufgeklärt werden. Nur wenn sie verstehen, dass Andenkondore keine ihrer wertvollen Nutztiere töten und durch ihre Aufräumarbeit sogar lebende Nutztiere schützen, werden sie beginnen sich für Kondore zu interessieren.
Zweitens müssen Nutztiere besser geschützt werden. Es muss ein Weg gefunden werden, Raubtiere von Nutztieren fernzuhalten, ohne massiv in die Natur einzugreifen. In Patagonien gab es zum Beispiel bereits erfolgreiche Einsätze von Hütehunden.
Drittens muss es verschärftere Gesetze geben. Pestizide sind zwar seit vielen Jahren in Argentinien verboten, aber sie sind noch immer leicht erhältlich und weit verbreitet. Der Verkauf aller schädlichen Substanzen muss stark reglementiert und besser kontrolliert werden.
Seit 2017 wurde bereits 1 % aller Andenkondore ausgerottet. Die Zeit zu Handeln ist JETZT!!!
Montag, 3. Februar 2020
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