Freitag, 4. Januar 2019

Endlich wieder eine Ration Aas

Der heutige Tag bei VulPro begann mit einer ausführlichen Untersuchung der vielen Neuzugänge von gestern. Weil die sieben Kapgeier und der junge Weißrückengeier erst recht spät bei VulPro eingetroffen waren, hatten wir sie abends nur flüchtig beringt, grob auf äußere Verletzungen gecheckt und mit Puder gegen die Parasiten im Gefieder versorgt. Außerdem bekamen sie Wasser eingetrichtert und hufenweise Aasfetzen. Heute früh bewerteten wir nun von jedem Geier den Gesamtzustand und versorgten die Geier erneut mit Flüssigkeit und Aas.
Als wir morgens eine neue Kuh geliefert bekamen, wollten wir weitere Tiefkühlboxen mit frischen Fleisch für die vielen Patientengeier füllen. Überraschenderweise war richtig viel Fleisch an dem recht kleinen Tier vorhanden, so dass schon bald alle Boxen gefüllt waren. In jedes der drei Hospital Camps mit den verletzten Geiern ging ein Bein. Den Rest der Kuh teilten wir zwischen der Großvoliere (Kopf) und offener Voliere (Körper) auf.
In der offenen Voliere zögerten die Geier überraschend lang, bevor sie mit dem Fressen anfingen. So lange konnte ich leider nicht warten.
In der Großvoliere fielen die Geier sofort gierig über den Kuhkopf her. Eigentlich war nur noch ein Riesenhaufen Geier zu sehen, aber nicht das Objekt der Begierde.
Gierig wurde der Kopf kreuz und quer durch die Voliere gezerrt und dutzende Geier rannten fleißig hinterher.
Hier will doch nicht etwa jemand dem Bartgeier Konkurrenz machen?
Kurze Zeit später wurde eine große Ladung Schweine-Aas in allen Größen vorbeigebracht. Weil die Kühlkammer noch immer nicht funktioniert, teilten wir alles fair über die Volieren auf. Arme Geier, sie fraßen so gierig, als hätten sie seit Wochen Hunger leiden müssen - was natürlich totaler Quatsch ist. Die Weißrückengeier bekamen direkt zwei große Schweine serviert.
Interessanterweise wollten sich die meisten Geier nach dem Gaumenschmauß gar nicht das Gefieder bzw. den Kopf waschen, wie sie es normalerweise machen. Auch Stunden später hatten einige Geier noch einen blutverschmierten Kopf.
Andere hingegen gönnten sich ein Bad...
… und sahen schon bald wieder sauber und gepflegt aus.
Wir hatten vor lauter Arbeit mal wieder kaum eine Verschnaufpause, aber irgendwann konnte ich mich 15 Minuten ins Beobachtungshaus für das Geierrestaurant abseilen. Zwischendurch hatten nach knapp zwei Wochen wieder gut 100 Geier dort gefressen, aber durch das Füttern der Volieren waren sie zwischenzeitlich aufgeschreckt worden. Als ich kurz vor der Mittagspause hingegangen bin, waren ca. 50 wilde Geier am Fressen und bestimmt nochmal genauso viele saßen weiter hinten auf der Wiese.
Geier mit Flügelmarkierung oder Ring um die Kralle konnte ich kaum ausfindig machen.
Ich bin ja schon froh, dass ich vor meiner Abreise überhaupt noch Geier im Geierrestaurant habe fressen sehen.
Süßer Laaanghals.
Angriffspose.
Leider wurden auch diesmal die Geier durch irgendetwas aufgeschreckt und kamen danach nur noch vereinzelt wieder. Aber besser 15 Minuten als gar nichts!
Der Andenkondor-Mann schlängelte nach seinem Mittagssnack seinen Langen Hals durch das Gras. Dabei drehte er den Kopf in alle Richtungen. Auf diese Art und Weise reinigen sich Geier nach einem blutigen Futter Hals und Kopf.
Alles wieder schön sauber bei Herrn Andenkondor.
Königsgeier.
Rabengeier.
Kappengeier.
Palmgeier.

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