Donnerstag, 3. Januar 2019

8 Neuzugänge an einem Tag

Was für ein verrückter Tag bei VulPro!
Morgens sammelten wir das ranzige Aas in den Volieren ein und sorgten für Ordnung. Ein paar Patientengeier wurden versorgt und um halb 10 wollten wir eigentlich drei Geier einfangen, die Laura und ich in Nooitgedacht hätten freilassen sollen. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Plötzlich war der Himmel komplett mit dunklen Wolken bedeckt, der Wind nahm zu und es sah wirklich nach Regen aus. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde daher die Freilassung leider gecancelt. Kerri war zeitgleich seit dem frühen Morgen unterwegs zu einer 5 Stunden entfernten Kapgeier-Kolonie, wo viele Patientengeier auf ihre Hilfe warteten. Vor zwei oder drei Jahren bin ich auch einmal dort gewesen. Die Besitzer einer Game Farm nahe der Kolonie haben eine große Voliere, in der sie verletzte Geier sammeln und Kerri dann informieren. Diesmal gab es wohl neun Geier insgesamt. Wahnsinn! Wir bereiteten also alle Hospital Camps vor, legten frisches Heu in die Holzboxen, stellten Wassernäpfe parat und zerlegten stundenlang eine mickrige Kuh, um möglichst viele Boxen mit Fleisch zu füllen, das später in schnabelgerechte Häppchen geschnippelt werden musste, weil wir ja nicht wussten, wie schwach die Geier sind. Häufig schaffen sie es in den ersten Tagen nicht alleine ein Aas zu zerlegen. Letzten Endes kam Kerri abends mit 7 Kapgeier-Jungtieren zurück und Charné sammelte parallel einen kleinen Weißrückengeier ein.
Unterdessen schrubbten wir alle Geierpools und waren nonstop beschäftigt. Es hätte so ein entspannter Tag werden können, wenn das Wetter für die Geierfreilassung mitgespielt hätte ;-)
Letztendlich schaffte ich nur in der Mittagspause eine kurze Runde durch die Geiervolieren, um ein paar Fotos zu sammeln.
Im Folgenden ist schön der Unterschied zwischen Andenkondor-Männchen (Bild 1 & 2) sowie Andenkondor-Weibchen (Bild 3 & 4) zu sehen. Der Andenkondor-Mann trägt einen fleischigen Kamm auf dem Kopf.
Außerdem sind seine Augen schwarz mit einem etwas helleren Kringel.
Andenkondor-Weibchen haben meinen fleischigen Kamm auf dem Kopf. Damit sind Andenkondore die einzigen Geier, bei denen das Geschlecht ganz eindeutig zu unterscheiden ist. Die Weibchen haben außerdem richtig schöne rote Augen. Normalerweise finde ich rote Augen gruselig, aber bei den Andenkondoren sehen sie toll aus. Je nach Sonneneinstrahlung leuchtet das Rot intensiver oder dunkler. Leider ist es nicht einfach ein Bild mit dem richtigen Farbton zu erwischen. Dieses Bild hier ist halbwegs ok, obwohl die Augen deutlich heller werden können.
Im Schatten bleibt nicht viel von dem Rotton übrig.
Die Weißrückengeier in der Brutvoliere haben Glück gehabt: Sie haben eine halbe Kuh zu Fressen bekommen. Allerdings hatten wir ja das wenige Fleisch weitestgehend rausgeschnitten, um es für die Geierpatienten zu sichern. Da die Kühlkammer noch immer nicht repariert wurde, haben wir akuten Aasmangel und die meisten Geier mussten schon eine oder zwei Rationen aussetzen. In freier Natur finden Geier manchmal ein bis zwei Wochen kein Aas, so dass sie eigentlich ganz gut mit Nahrungsmangel auskommen. Die Geier in den Volieren hier sind aber fett und verwöhnt ;-)
Wollkopfgeier.
Ohrengeier.
Suchbild.
Kapgeier.
Auch ein Geier möchte manchmal alle Viere sowie den langen Hals von sich strecken.
Die Kapgeier-Brutvoliere ist wie immer faszinierend. Bei 16 Geierpaaren und einigen Einzelgängern gibt es immer was zu entdecken. Sonnenbaden,...
 … kuschelnde Geierpärchen,...
… vollgefressene Geier beim Verdauungspäuschen...
...oder flügge gewordene Junggeier, die trotzdem nochmal gerne in ihre Nest zurückkehren.
Palmgeier.
Königsgeier.
Rabengeier.
Mein kleiner Freund, der Kappengeier, hat sich leider unbemerkt an der Kralle verletzt. Es sieht nach einer Schnittwunde aus, vermutlich an einem Stück vom Maschendraht. Natürlich wurde er sofort versorgt, Physio ist mit der Verletzung allerdings nicht möglich. Mir werden die Trainingseinheiten mit meinem Kumpelgeier fehlen, aber wir wollen ihn ja auch nicht überstrapazieren. Jetzt muss er erstmal wieder fit werden. Als Trost gab es auch für ihn schnabelgerechte Aasfetzen serviert.

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