Donnerstag, 29. Juni 2017

Spontanbesuch in Bochum

Manche Gelegenheiten muss man einfach nutzen. Da ich sowieso in Bochum unterwegs war und dieses Jahr einmal freien Eintritt in den Tierpark Bochum mit der Ruhr.Topcard habe, habe ich spontan die Mönchsgeier und Gänsegeier dort besucht.
Im Tierpark Bochum gibt es einen Geierturm, in dem jeweils ein Gänsegeier- und ein Mönchsgeier-Pärchen leben. Außerdem noch Kleingefieder.
Während der Vogelgrippe-Zeit im Winter war die gesamte Voliere mit einem Schutznetz abgedeckt, so dass die Geier gut abgeschirmt waren. In der Vergangenheit gab es immer mal wieder Nachwuchs. Wie es dieses Jahr aussieht kann ich nicht sagen. Die Mönchsgeier hatten offenbar auf einer hohen Brutplattform ein Nest gebaut, aber ich konnte weit und breit keinen Junggeier sehen.
Die Fütterung hatte ich natürlich verpasst, schade. Aber ich hoffe es war köstlich!
Stattlicher Mönchsgeier.
Gänsegeier.
Auf dem Infoschild der Totenkopfäffchen entdeckte ich einen weiteren Geier. Allerdings ist er hier etwas fehl am Platz, da Geier keine lebenden Tiere jagen. Oder soll das einen Adler darstellen, der etwas zu sehr ins geierhafte abgedriftet ist? Künstlerische Freiheit...
Insgesamt war der Tierpark bei grauem Wetter sehr unspektakulär und viele Gehege zur Zeit im Umbau. Aber bei freiem Eintritt kein Grund zur Klage.
Seit meinem letzten Besuch hier wurde ein toller, neuer Spielplatz angelegt. Aber ansonsten gab es leider nichts Neues zu entdecken. Für die regelmäßige Dosis Geier hat es allerdings seinen Zweck erfüllt ;-)

Montag, 26. Juni 2017

Yawar Fiesta, das Blut-Festival

Als ich am späten Samstagnachmittag nach einem Abstecher in den Kölner Zoo und die Kölner Innenstadt nach Hause fahren wollte, entdeckte ich plötzlich aus dem Augenwinkel ein riesiges Wandbild in Köln-Mülheim, kurz vor der Auffahrt zur A3 (Clevischer Ring 128). In einer Kamikazeaktion konnte ich über zwei Spuren kreuzen und in letzter Sekunde eine Hofeinfahrt erwischen, um den Wagen kurz abzustellen. Schnell zwei Häuser weit zurückgelaufen und tatsächlich, mein inneres Geier-GPS hat mich nicht getäuscht: An der Hauswand war ein riesiger männlicher Andenkondor verewigt!!!
Andenkondore sind mit einer Spannweite von 3,50 m und ca. 15 kg Gewicht die größten Geier der Welt und leben in Südamerika. Die Andenkondore sind die einzigen Geier, bei denen sich Männchen und Weibchen leicht unterscheiden lassen: Männchen haben nämlich einen fleischigen Kamm auf dem Kopf, Weibchen nicht. Dieser Wandbild-Geier trägt ebenfalls den charakteristischen Kamm, also besteht kein Zweifel, dass meine Entdeckung richtig war. Auf dem Wandbild ist ebenfalls ein Stier oder Bulle zu sehen und eine menschliche Hand. Mir kam die Szenerie direkt bekannt vor, aber ich konnte sie nicht sofort einordnen.
Nachdem ich ein Foto meiner Entdeckung auf Facebook geteilt hatte, kommentierte ein Geierkollege das Bild mit dem Hinweis, dass es eine Szene einer grausamen peruanischen Tradition darstellen: Das „Yawar Festival“. Natürlich, genau daran hatte es mich erinnert!! Ich kannte keine Details mehr, aber erinnerte mich vage daran, dass bei diesem Fest Andenkondore zum Vergnügen der Zuschauer schrecklich gequält werden. Grund genug etwas zu recherchieren, ob es sich bei dem Bild wirklich um Tradition oder nur Zufall handelt. Schnell wurde ich fündig:
Das Wandbild stammt von dem argentinischen Street-Art-Künstler Franco Fasoli und wurde im Rahmen des Cityleaks Urban Art Festival 2015 kreiert. Der Name des Kunstwerks lässt keine Zweifel mehr übrig: „Yawar“!
Das Yawar Festival, auch Blut-Fest genannt, findest jedes Jahr am 29.Juli statt, einen Tag nach dem peruanischen Unabhängigkeitstag. Zur Feier des Tages wird ein Andenkondor an seinen Flügelspitzen gehalten durch in einer Parade durch die Straßen gezogen. Anschließend wird er mit Seilen an den Rücken eines Bullen befestigt. Dabei wird durch die Haut des Bullen genäht und manchmal sogar sein Hals blutig geschnitten, damit der Andenkondor umso wilder reagiert. Hierbei symbolisiert der Andenkondor die einheimischen Völker und der Bulle die spanischen Konquistadoren. Der Kampf der Tiere spiegelt also die großen Kämpfe der lateinamerikanischen Geschichte und den Sieg der einheimischen Völker über die Eindringlinge wieder. Angestachelt durch einen Torero rast der Bulle nun mit dem Andenkondor auf seinem Rücken durch die Arena und versucht den Riesengeier abzuschütteln, während der Kondor verzweifelt zuhackt. Dabei kommt es nicht selten vor, dass der Geier zwischen Bulle und Wand eingeklemmt wird und sich dabei verletzt. Ca. 30 % der Andenkondore überleben dieses grausame Spektakel nicht. Ein weiterer Prozentsatz wird schwer verletzt, bricht sich die Knochen oder ruiniert sich das gesamte Gefieder. Die überlebenden Tiere werden in teils schrecklicher Verfassung freigelassen – aber erst nachdem sie mit gebratenem Meerschweinchen gemästet und mit Schnaps und Bier abgefüllt wurden. Außerdem bindet man ihnen eine Kette mit Geldscheinen als Glücksbringer um den Hals. In dieser Verfassung fällt ihnen das Abheben oft sehr schwer und sie stürzen beinahe ab. Schaffen sie den Abflug doch, so wird mit Livemusik, Böllerschüssen und einem Feuerwerk gefeiert. „El Cóndor pasa!“
Für das blutige Festival werden die Andenkondore aus der freien Natur eingefangen und teils wochenlang unter schlimmen Bedingungen in Käfigen gehalten. Das Einfangen und Töten der majestätischen Geschöpfe ist gesetzlich verboten und kann mit bis zu 8 Jahren Gefängnis bestraft werden. Da die Yawar Fiesta allerdings ein beliebtes, traditionelles Ereignis ist, nehmen natürlich auch Polizisten und Richter an dem Spektakel teil. Wie sich leicht erraten lässt, wurde dementsprechend noch nie ein Urteil für die Tötung eines Andenkondors ausgesprochen.
Das Absurde an dem Ganzen ist zudem, dass früher vermutlich gar keine Andenkondore für dieses Festival missbraucht wurden. 1941 erschien allerdings ein historisches Buch mit dem Titel „Yawar Fiesta“ von dem peruanischen Autor José María Arguedas (1911-1969), der als Hemingway der Anden gefeiert wurde. Interessanterweise kommt der Andenkondor in dem Buch gar nicht vor, ziert aber praktisch jedes Cover. Dennoch begannen nach Erscheinen des Buches plötzlich viele Dörfer und Gemeinden mit dem Zelebrieren des Blut-Festes. Seit den 40er-Jahren ist das Festival zu einer weit verbreiteten, besonders blutigen, neuen „Tradition“ geworden.
Mittlerweile finden jedes Jahr schätzungsweise an 55 Orten Yawar Fiestas statt.
Trotz seiner teils schrecklichen Behandlung wird der Andenkondor ebenfalls verehrt: So ist er Wappentier von 4 Ländern in den Anden mit sehr positiven Bedeutungen: In Bolivien steht der Andenkondor gemeinsam mit Lorbeerkranz und Olivenzweig für Kühnheit, Mut, Stolz und die Freiheitsliebe der Bevölkerung sowie Triumphe, Frieden und Integration der Republik. In Kolumbiens Wappen steht er für Freiheit und Ordnung, in Chile für Stärke und in Ecuador für Macht, Größe und Stärke.
Weitere Traditionen und Glaube rund um den Andenkondor:
  • In der Sprache Quechua heißt der Andenkondor „kuntur“. Die Inkas glaubten der Andenkondor sei unsterblich. Er repräsentiert die Jananpacha, die Ober-Welt , den Himmel und die Zukunft.
  • Gute Menschen werden als Andenkondor wiedergeboren.
  • Fliegt ein Andenkondor über ein Dorf, so wird jemand sterben.
  • Der Andenkondor ist ein heiliges Tier und wird oft als „apu“ bezeichnet: „Gott“. Er wird als Botschafter aus einer anderen Welt bezeichnet oder als Verbindung zwischen Gott und den Menschen.
  • Fühlt sich ein Andenkondor alt, energielos und nutzlos, so erklimmt er den höchsten Gipfel der Umgebung und stürzt sich in den sicheren Tod.
Besonders tragisch ist, dass der Andenkondor von der IUCN als gefährdet eingestuft wird. In Ecuador leben vielleicht noch 50 Exemplare, in Venezuela und Kolumbien wenige Dutzend, in Peru und Bolivien ca. 600 bis 1000 und in Argentinien und Chile vielleicht wenige Tausend. Andenkondore werden erst in einem Alter von 5-6 Jahren geschlechtsreif, oft bekommen sie allerdings erst in einem Alter von 10 Jahren das erste Küken. Ein Küken bleibt fast zwei Jahre bei seinen Eltern, so dass diese nur alle 2-3 Jahre ein Küken großziehen können. Bei dieser geringen Fortpflanzungsrate ist jeder Verlust eines Kükens oder Elterngeiers umso tragischer.
Wie alle übrigen Geierarten ernähren sich Andenkondor von den Kadavern toter Tiere. In der Vergangenheit wurde angeblich öfters beobachtet, wie sie lebende Kälber rissen. Daher fürchten viele Bauern um ihr Nutzvieh und sehen den majestätischen Riesengeier lieber tot als lebendig. Sie legen außerdem Giftköder gegen andere Raubtiere aus, von denen leider auch immer mal wieder Andenkondore fressen. Weitere Bedrohungen sind der Verlust von Lebensraum, Klimawandel und das Verschwinden großer Nutztierherden, von denen in der Vergangenheit immer mal wieder ein lecker Aas angefallen ist. Außerdem werden Andenkondore, die an der Pazifik-Küste nach Meeresaas suchen, ebenfalls verfolgt, da sie angeblich die Seevögel von der Produktion des viel genutzten Guanos abhalten.
Ich habe seit Samstag viele Artikel über die grausame Yawar Fiesta gelesen und fühle eine große Ernüchterung nach der anfänglichen Euphorie einen Andenkondors an einer Hauswand in Köln entdeckt zu haben. Und ich muss immer wieder an meine tollen Erlebnisse mit den wilden Andenkondoren 2012 in Ecuador sowie das kürzliche Treffen mit Andy N. Condor von Tracy Aviary in Salt Lake City denken. Andenkondore sind solch majestätische, elegante Flieger, beeindruckende Geschöpfe und bildschön anzusehen. Ich möchte nicht, dass sie von unserer Erde verschwinden!!! Glaube und Tradition mag vielen Menschen wichtig sein, aber diese Barbarei muss endlich aufhören!!!

Samstag, 24. Juni 2017

Kölner Königsgeier

Vor einiger Zeit hatte ich in Erfahrung gebracht, dass die Königsgeier-Familie aus dem Burgers Zoo in den Kölner Zoo umgezogen ist. Seit dem hatte ich den Zoo mehrfach angeschrieben, aber sie schienen noch hinter den Kulissen zu sein. Aufgrund diverser Elefanten-Babys und anderer Tiere fuhr ich heute dennoch spontan in den Kölner Zoo, in dem ich seit Jahren nicht mehr gewesen bin.
Kurz nach Öffnung um 9 Uhr war im Zoo nicht viel los. Umso besser, die Tiere waren sehr entspannt und ich konnte schöne Entdeckungen wie dieses Pelikanküken machen.
Ich war sowieso überrascht, wie schön einige Gehege hergerichtet waren. Irgendwie hatte ich den Kölner Zoo etwas anders in Erinnerung.
Auf einer Wiese leben fünf Marabus und zwei große Hornraben miteinander.
Ziemlich hutzelig, die Guten.
Die meiste Zeit hielten sie sich nah am Geländer auf uns schienen sich an den Besuchern nicht zu stören.
Wie immer eine stattliche Erscheinung.
Gemütliches Chillen.
Infotafel.
Die Hornraben waren fleißig beschäftigt Unmengen Laub in ihrem riesigen Schnäbeln in den Stall zu schleppen. Ob die beiden dort brüten? Ich muss ja zugeben, dass ich von diesen Viechern nicht viel weiß - außer, dass sie bedroht sind und sie mir 2013 im Kruger Nationalpark über den Weg gelaufen sind. Sehr attraktive Tiere!
Der Schnabel von diesem Kerlchen schien mir aber in miserablem Zustand. Man kann ja quer durchschauen, obwohl er den Schnabel eigentlich geschlossen hat.
Im Flugshow-Bereich ist noch immer das Bild eines Gänsegeiers mit Infos. An der Flugshow nimmt aber zum Glück so weit ich weiß kein Geier teil.
Weitere Infos zur Falknerei und zu Schmutzgeiern.
In der Fasanerie entdeckte ich ein paar weitere, witzige Flattermänner.
Zeitgleich mit meinem Eintreffen durften die Elefanten das große Außengehege betreten. Die Elefantenzucht ist dieses Jahr besonders erfolgreich. Allerdings musste der jüngste Nachwuchs leider vor wenigen Tagen nach sehr kurzer Zeit eingeschläfert werden. Total traurig für die Elefanteneltern. Andere Mütter führten aber stolz ihren Nachwuchs spazieren.
Mini-Elefant. Töröööööööööö.
Hübscher Tukan.
Als ich an einer Wand aus Bambusbüscheln vorbeischlenderte, meldete sich das innere Geier-GPS. Neugierig blieb ich stehen und konnte tatsächlich einen königlichen Königsgeier hinter dem Grünzeugs erspähen. Die Frage war nur: Wie komme ich zu dem Vieh hin?
Ich ging nochmal den Weg zurück, wo ich sehr nah am Gehege dran gewesen bin, aber es war keine Chance hinzukommen. An der anderen Seite, vorbei an Raubkatzen durch einen kleinen Tunnel kam ich allerdings ans Ziel: Ein Hintereingang zum Regenwaldhaus. Ich wusste ja, dass die Königsgeier dort irgendwo sein sollten, aber ich dachte eigentlich, dass ich das Regenwaldhaus mit Tukan & Co bereits erkundet hatte...
Am Ende der begehbaren Freiflugvoliere konnte ich neben zwei Nimmersatts und zwei anderen langbeinigen Vögeln einen Königsgeier auf dem Dach des Besucherausgangs sehen. In dieser Voliere hatten vor vielen Jahren übrigens zwei Schmutzgeier gelebt. Einer davon war so zahm, dass er sich von Besuchern sogar streicheln ließ.
Der Königsgeier mit kugelrund gefressenem Kropf hielt sich allerdings lieber auf Abstand.
Wahnsinn, ich habe noch nie so einen vollgefressenen Königsgeier gesehen. Ob er sich gerade ein Zebra auf ex reingeschlungen hat? Das muss doch ganz schön im Kropf spannen, oder?
Während ich ihn fotografiere, flattert mir plötzlich Königsgeier Nr. 2 ins Bild.
Ein süßes Pärchen. Von seinem Nachwuchs, den es noch vor Umzug im Burgers Zoo geboren hatte, blieb allerdings leider nichts zu sehen.
Wirklich schön endlich wieder Königliche bewundern zu können. Aber irgendwie auch schade, dass der Burgers Zoo sein Brutprogramm beendet hat. Sie waren immerhin lange Zeit europäischer Zuchtbuchführer für Königsgeier.
Auch Königsgeier verbringen viel Zeit mit der Pflege ihres königlichen Gefieders.
Sitzbänke gibt es zum Glück keine mehr in der Voliere. Gut so, sonst wäre die Gefahr zu groß, dass auch diese Geier zu zahm und zutraulich werden.
Später schaute ich mir auch noch das große Aquarium und Terrarium an. Vor allem die vielen Arten von Echsen und das Chamäleon waren klasse.
Ich hatte mir sogar die Spinnenausstellung angeschaut. Diese war mir nur 3 Terrarien allerdings total die Enttäuschung. Insgesamt hat mir der Ausflug in den Kölner Zoo wirklich sehr gut gefallen. Das muss jetzt nicht jährlich sein, aber hin und wieder gerne!