Dienstag, 9. April 2013

Hoffen und Bangen

Mit zwei Tagen Verspätung wollten Kerri und Walter von VulPro heute zu einem mehrtägigen Feldeinsatz aufbrechen. Unterwegs sollte unser junger Ohrengeier mit GPS-Sender ausgewildert werden. Diesen Sender trägt er schon seit einiger Zeit umgeschnallt, damit er in der Großvoliere Zeit hatte sich daran zu gewöhnen bzw. wir beobachten konnten, ob der Sender nicht richtig sitzt.
Einfangen lassen wollte sich der Junggeier allerdings nicht und trippelte schnell in die Geiermenge.
Im Gegenlicht perfekt getarnt!
Aber alles Verstecken half nichts, denn Walter ging ihn letztendlich ein.
Auf hoffentlich nicht Wiedersehen, Kleiner! Machs gut und genieße die Freiheit! So niedlich du auch bist, ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du nicht noch einmal zu VulPro zurück musst - sprich verletzt bist!
Überraschenderweise fing auch Kerri einen Geier ein, was eigentlich nicht geplant war. Wann immer sie in ihre Volieren geht, rennen die Geier vergnügt und aufgeregt um sie herum, als sei sie der Rattenfänger von Hameln bzw. der Geierfänger von Südafrika.
Sie kam mit unserem neuen Weißrückengeier zurück, den wir doch erst vor wenigen Tagen scheinbar gesund und munter in die Großvoliere entlassen hatten.
Völlig entsetzt hatte sie entdeckt, dass seine beiden Beine aufgeschlitzt sind, praktisch bis zum Knochen.
Drum herum dick vernarbtes Gewebe und entzündete Schwellungen.
Ein Bein ließ sich kaum bewegen und der Frust war groß. Keiner konnte sich erklären, wie das passieren konnte. Vielleicht Reste eines Fischernetzes, die sich unter seinen Federn verfangen hatten? Aber die hätten wir doch entdeckt, als der Geier zu uns kam und wir ihn untersuchten bzw. spätestens als wir ihm einen Metallring ums Bein befestigt hatten. Oder ist er irgendwo gegengeflogen? Aber solch fiese Gegenstände gibt es in der Voliere doch gar nicht!? Und warum haben wir nichts gesehen, wo irgendwem doch immer sofort auffällt, wenn sich einer der Geier komisch verhält. Ein Bein ließ sich kaum bewegen... und die Bedeutung der Geierbeine habe ich ja bereits vor wenigen Tagen traurigerweise erklären müssen, als wir die tapfere Kapgeier-Dame mit dem gebrochenen Bein einschläfern mussten. Der Abschied war wirklich herzzerreißend, weil er wie aus dem Nichts kam. Wieder ein Geier mehr, der es nicht geschafft hat :-(
Überraschenderweise kamen Kerri und Walter allerdings knapp zwei Stunden später vom Tierarzt zurück mit einem Weißrückengeier im Gepäck: UNSEREM Weißrückengeier! Die Tierärztin will zum Glück selber keinen Geier aufgeben, wenn vielleicht noch eine winzige Chance besteht. Also hat sie einen Teil des entzündeten Gewebes und Eiter entfernt.
Anschließend bekam der Geier beide Beine einbandagiert und muss nun jeden Tag Antibiotika gespritzt bekommen.
Was für eine Erleichterung, den Hübschen wiederzusehen. Allerdings sage ich mir auch pausenlos, dass die Chancen sehr schlecht stehen. Wir wissen schließlich nicht, ob sich das bewegungslose Bein noch einmal erholt, selbst wenn die anderen Wunden verheilen :-( Aber zumindest bleibt jetzt mehr Zeit, um sich auf das Traurige gefasst zu machen und nicht so ein

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