Donnerstag, 21. Mai 2020

Geierfütterung in Münster

Während ich die Gänsegeierküken an einem Ende der Geiervoliere im Allwetterzoo Münster bewunderte, flatterten plötzlich alle erwachsenen Geier - bis auf die Aufpasser der beiden Küken - ans entgegengesetzte Ende zum Futterplatz. Einen Tierpfleger hatte ich weit und breit nicht gesehen, aber Geier haben einfach wesentlich bessere Augen als Menschen.
Auf Geierinstinkte vertraue ich blind. Daher gab ich meinen Beobachtungsplatz bei den Küken auf und eilte den Geiern hinterher. Und siehe da, im nächsten Moment öffnete sich die Tür zur Voliere und eine Tierpflegerin brachte eine große rote Kiste voll Aas! Die Gänsegeier mussten allerdings zunächst ein paar Minuten warten, da der Sekretär zuerst seine Ration Eintagsküken bekam. Als er nach einigen Happen jedoch keinen Hunger mehr zu haben schien, waren die hungrigen Geier an der Reihe.
Die ersten Happen waren etwa faustgroß und wurden von den Geiern fast noch im Flug verschlungen. Danach gab es größere Aasbrocken und einen halben Rippenbogen, an denen sie etwas länger herumfressen konnten. Die Geier waren begeistert!
Obwohl genug Aas für alle da war, stritten sich einige Geier untereinander, während andere einfach etwas abseits in Ruhe speisten.
Nachdem sich die größte Aufregung und das hektischste Gewühl gelegt hatte, kamen auch die großen Mönchsgeier zum Futterplatz geflattert. Die Gänsegeier wichen ein paar Schritte zur Seite, ohne allerdings ihr Aas vollständig aufzugeben.
Als die Mönchsgeier ein hungriges Fauchen Richtung Gänsegeier absetzten, hoppelten diese ein paar Meter zur Seite. Nun waren die Mönchsgeier eindeutig die Kings am Futterplatz und konnten sich die besten Happen aussuchen.
In der Zwischenzeit wechselten sich die Geiereltern beim Kükenaufpassen ab, damit die anderen Geier sich ebenfalls den Kropf vollschlagen konnten. Die beiden Küken bekamen ihre Aasration und schon bald ging an der Futterstelle wieder Gezoffe unter den Gänsegeiern los.
Das Jungtier legte sich dabei mutig mit den großen Mönchsgeiern an und futterte als sei es kurz vorm Verhungern.
Eingeweide reiß.
Ich kann es kaum glauben, dass trotz der spannenden Fütterung kaum Besucher am Geiergehege stehen blieben. Dabei ist es so toll Geier auch mal in Aktion beobachten zu können, statt nur beim Sonnenbaden oder Rasten.
Ich konnte mich jedenfalls nicht sattsehen die Geier ausgiebig zu beobachten. Mit einer Fütterung hätte ich heute nicht gerechnet. Umso schöner entwickelte sich das erste Wiedersehen mit Geiern nach der Corona-Zwangspause.
Eleganter, tänzelnder Gang eines Mönchsgeiers..
Heute musste kein Geier den Tag hungrig beenden.

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