Anfangs musste ich mich noch eine Stunde gedulden, weil die beiden Rabengeierküken erst nach der ersten Flugshow vor die Kulissen gebracht werden. Dann dürfen sie einige Stunden bis zur Nachmittagsflugshow auf einer Wiese herumtollen und bekommen eine lecker Ration Aasbrocken. Als sie endlich nach draußen getragen wurden, war es sofort um mich geschehen! Sowas Niedliches!!!
Mit ihren sieben Wochen verlieren sie langsam ihren herrlichen Flaum und das später komplett schwarze Gefieder kommt langsam zum Vorschein. Ihre Beine sind recht kräftig, allerdings können sie diese noch nicht optimal koordinieren. Ihre unbeholfenen Laufversuche weckten sofort meinen Beschützerinstinkt und ich hätte sie ohne mit der Wimper zu zucken selbst durch ein Löwengehege getragen!
Ich glaube die beiden haben gar keine Ahnung, wie entzückend sie aussehen!!!
Netterweise durfte ich mich ein paar Minuten zu den Küken ins Gehege setzen. Von diversen Geierprojekten weiß ich, dass Geier jeden Alters ihren Spaß an Schnürsenkeln haben. Das ist auch bei diesen kleinen Schätzchen eindeutig der Fall. Sofort wurden die Schnürsenkel in Angriff genommen und fleißig dran gezogen.
Die Fotos zeigen deutlich, wie flauschig die Geierküken noch immer sind. Was die Bilder aber nicht zeigen: Die Küken fühlen sich in echt noch 20x flauschiger an!!! So weich und kuschelig, da wird jedes Kuscheltier schnell neidisch! Sowas schafft eindeutig nur die geniale Natur! Ein Küken legte sich zwischen meine Füße auf den Boden und schmiegte sich an einen meiner Schuhe. Das andere war etwas neugieriger und knabberte munter an meinem Hosenbein und den Schuhen herum.
Nachdem das Küken merkte, dass ich ihm nichts Böses will, wurde es vorwitziger und steckte mir immer wieder das kleine Köpfchen ins Hosenbein. Dabei knabberte es erst an meiner Socke herum, aber konnte sich auch ein paar Zwicker ins Bein nicht verkneifen. Kein Problem, mit dem Winzlingsschnabel können die Küken nichts anstellen. Außerdem haben Geier bei mir sowieso absolute Narrenfreiheit! Was für eine Ehre die beiden Flauschis so nah erleben zu dürfen!!!
Nach ein paar Minuten zog ich mich aus dem Gehege zurück und die Küken kuschelten sich aneinander. Obwohl leichter Regen angesagt war, hielt sich das Wetter und die Küken konnten ihren Ausflug ins Freie genießen.
Ich dachte ja erst, dass die beiden nach dem Fressen und meinem Besuch müde sind und den Tag verschlafen würden. Aber das Gegenteil war der Fall. Sie blieben so aktiv, dass ich von meinem Plan abrückte mich bald von ihnen zu verabschieden.
Immer wieder standen sie auf, liefen ein paar witzige Schritte, schnäbelten herum oder machten witzige, unbeholfene Bewegungen.
Eines der Küken machte sogar erste Flugversuche mit seinen kleinen Flügelchen und sprang munter auf der Wiese herum.
Ein kräftiger Hopser mit gleichzeitigem Flügelschlag reichte allerdings nicht aus, um den Felsen zu erklimmen. Hier müssen die Küken eindeutig noch wachsen und trainieren.
Dass ihre Flügel etwas ganz Besonderes sind, ist den Küken natürlich schon klar. Alle paar Minuten wurden die Flügel daher kräftig gestreckt, ein paarmal geflattert und wieder eingeklappt. So werden die Flügelmuskeln trainiert und ein Feingefühl für den eigenen Körper entwickelt.
An den Flügeln sind bereits viele große Federn zu erkennen, so dass sie vermutlich in 2-3 Wochen mit dem Fliegen werden anfangen können.
Flügelstreckung.
Gleichgewichtstraining.Stretching.
Flügelstütz.
Und wenn es juckt, dann darf eine ordentliche Gefiederpflege nicht fehlen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie unangenehm es für einen jungen Vogel sein muss, wenn am ganzen Körper plötzlich Federn wachsen. Das muss sich doch total wund und juckend anfühlen, bis die Federn erstmal richtig draußen sind.
Am liebsten hätte ich diese beiden süßen Flauschkugel auf den Arm genommen und nie wieder losgelassen!!!
Da ich nicht davon ausgehe in absehbarer Zeit wieder hautnah solche herrlichen Küken erleben zu dürfen, werde ich hier nicht mit Fotos der beiden geizen! ;-)
Ich merkte gar nicht, wie schnell die Stunden vergingen und das Geierkükenadrenalin half mir sogar die Mund-und-Nase-Maskenpflicht durchzuhalten. Wer muss schon atmen, wenn er Geierküken bewundern darf!? Ich blieb bei den Geierküken, bis sie kurz vor der Nachmittagsflugshow wieder hinter die Kulissen gebracht wurden. Dabei wurde meine Tasche genau im Auge behalten, um ein rein zufälliges Hineinschlüpfen der Geierküken zu verhindern. Eigentlich schade, aber ich wurde ganz klar durchschaut. ;-)
Wäre die Adlerwarte Berlebeck nicht zwei Stunden Autofahrt von hier entfernt, dann würde ich mir direkt eine Jahreskarte kaufen und die beiden bei jeder Gelegenheit besuchen, um sie weiter aufwachsen zu sehen!
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