Dienstag, 2. Januar 2018

Majestäten der Lüfte

Bei der morgendlichen Fütterung aller Geier von VulPro konnte ich meine Fähigkeiten Schweinebeine ohne Axt abzutrennen verfeinern. Insgesamt bekamen nämlich sechs Volieren jeweils ein Schweinebein. Beim Füttern entdeckte ich ein altes Aas-Bein, dass mir vorgestern beim Aufräumen offenbar entgangen war. Kaum hatte ich um halb acht das abgenagte Bein ins Geierrestaurant gelegt und war zurück zu den Volieren gelaufen, da ging das Spektakel los. Überall um mich herum schossen Geier vom Himmel, glitten im Tiefflug über meinen Kopf hinweg und vollführten die tollsten Flugmanöver. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass so viele über mir am Himmel waren, bis ich auf einmal die großen Schatten sah und das herrliche Zischen den Windes in ihren Flügeln gehört habe.
Geier aus so kurzer Entfernung von unten zu fotografieren klappt nicht häufig! Ein Glück, dass ich kurz vorher meine Kamera geholt hatte, um die Volieren-Insassen beim Fressen abzulichten.
In Windeseile waren 47 Kapgeier und Weißrückengeier im Geierrestaurant versammelt und 43 weitere auf dem Dach der Kapgeier-Brutvoliere.
Mit so einem tollen Start kann der neue Tag nur klasse werden!
Nachdem ich die wilden Geier bewundert hatte, hatten die Palmgeier bereits den Kropf kugelrund gefressen.
Auch die diversen Ohrengeier kauten vollgefressen nur noch genüsslich am Aas herum.
Kurz darauf verfrachteten wir ein Riesenschwein auf dem Anhänger und fuhren zu viert nach Nooitgedacht, um zur Feier des neuen Jahres die letzten drei Kapgeier aus der Auswilderungsvoliere freizulassen. Vorher ging es aber noch schnell an einer Schweinefarm vorbei, um weiteres Aas einzusammeln. Als wir in Nooitgedacht ankamen, platzierten wir das Aas im Geierrestaurant und fuhren weiter zur Voliere. Dort kreisten bereits viele wilde Geier unter uns, über uns und um uns herum.
Nach und nach wurden alle drei Geier eingefangen, mit neuen GPS-Sendern an ihren Flügelmarkierungen versorgt und anschließend freigelassen.
Nummer 1 hüpfte ziemlich unspektakulär die Felsen bergauf. Aber kaum hatten wir uns umgedreht, da erhob er sich in die Lüfte und flog davon.
Nummer 2 wollte leider nicht abheben und entfernte sich zu Fuß von der Voliere.
Und Nummer 3 tat es Nummer 2 nach,...
...die bereits in einiger Entfernung auf einem schönen Felsen saß.
Beide Geier blieben am Boden und hüpften über die Steine.
In der Ferne konnten wir Dutzende Geier im Geierrestaurant und auf der Schotterpiste sehen. Da Nooitgedacht ein Privatgrundstück ist, kommen nicht viele Leute hierher. Die Geier sind also auch sicher, wenn sie kurz auf der Straße rasten. Außerdem können sie in beide Richtungen schnell erkennen, wenn sich ein Auto nähert.
Um zu testen, ob es den freigelassenen Geiern Nr. 2 und Nr. 3 gutgeht, liefen Kerri und Charne in ihre Richtung. Beide Geier flüchteten, aber hoben noch immer nicht. Nach mehreren Hundert Metern ließen wir die beiden Geier in Ruhe, damit sie sich nicht noch mehr entkräften. Jetzt müssen wir aber die GPS-Koordinaten gut im Auge behalten, um sicherzustellen, dass die beiden irgendwann abheben. Auf den Bergen gibt es nachts nämlich mehr als genug Raubtiere, die den beiden Geiern schaden könnten. Wir glauben aber, dass dir Geier einfach nur vom Einfangen erschöpft waren und sich etwas ausruhen wollten.
Auf der Rückfahrt konnten wir sehen, dass das ausgelegte Riesenschwein und die vielen Ferkel bereits aus dem Geierrestaurant verschwunden waren. Die Armen scheinen großen Hunger zu haben.
Auf der Rückfahrt machten wir noch einen kleinen Schlenker, weil ein Geier längere Zeit im gleichen Gebiet geblieben ist. Wir wollten nachschauen, ob noch alles in Ordnung ist. Dabei ließen uns sehr nette Leute auf ihr Grundstück und führten uns bis an den Zaun zu einer riesigen Game Farm. Praktischerweise hatten sich die beiden direkt am Zaun einen Beobachtungsposten eingerichtet, wenn sie mal Lust auf Tiere-Gucken haben. Ist schon praktisch, wenn die Game Farm an das eigene Grundstück grenzt. Hinter dem Zaun entdeckten wir die Überreste eines Zebra-Aas, an dem unser Geier vermutlich geknabbert hatte. Da wir ihn nicht sehen konnten, nehme wir an, dass er mittlerweile weitergeflattert ist. In jedem Fall konnten wir wieder netten Leute kennenlernen und für den Geierschutz begeistert.
Zurück bei VulPro räumten wir unser eigenes Geierrestaurant auf und entfernten die blankgefressenen Knochen der letzten Woche. Die Geier und die Sonne machen gemeinsam einen super Job. Die Gerippe und die Hautfetzen sind staubtrocken, blank und somit gut zu entsorgen. Sind Haut und Innereien noch frisch, so ist der ganze Pamp viel zu schwer und stinkig.
Zur Feier dieses herrlichen Tages bei VulPro gönnte ich mir abends direkt noch eine Ration Sushi.
Kaum hatte ich den letzten Bissen verschlungen, konnten wir einen würdigen Tagesabschluss bewundern mit diesem wunderschönen Sonnenuntergang!
Erwähnte ich schon wie glücklich ich bin hier zu sein!?

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