Dienstag, 26. Dezember 2017

Weihnachtsspaß unter Geiern

Neben meinem ausgiebigen Besuch im Geierrestaurant von VulPro wurden heute natürlich auch die Geier-Patienten versorgt. Dem kleinen Weißrückengeier gefällt es gar nicht, wenn alle drei Tage sein Verband mit Stützschiene gewechselt wird. Der Arme hat nämlich das Beinchen gebrochen und sowas heilt bei Geiern leider fast nie. Jedenfalls hatte ich das arme Kerlchen minutenlang auf dem Arm, während Kerri ihn versorgte. Dabei strampelte er wild um sich und versuchte immer wieder den Kopf freizubekommen. Das ist natürlich nicht gut, wenn man plötzlich einen 50 cm langen Hals und einen scharfen Schnabel in Augenhöhe unkontrolliert vor sich hat. Alles ging gut, bis ich den Hübschen nach überstandener Behandlung absetzen wollte. Eine Sekunde nicht aufgepasst, eine Helferin das gesunde Beinchen zu früh losgelassen und ich nicht rechtzeitig registriert, dass das Beinchen vorher aus meinem Griff rausgerutscht war, und schon hatte ich die Kralle bis zum Anschlag in der Ellenbeuge stecken. Jauuuuuuuuuul. Irgendwie habe ich es noch geschafft den Geier heil abzusetzen und freizulassen, aber dann sah ich direkt das tiefe Loch in der Haut. Interessant, wie eine Ellenbeuge von innen aussieht. Schnell alle Finger bewegt und den Arm in alle Richtungen verdreht, um zu schauen, ob die Kralle einen Nerv oder Muskel erwischt hat. Scheint aber alles in Ordnung zu sein. Es hat im Grunde nichtmal geblutet, bis wir vorsichtshalber eine ordentliche Ladung Desinfektionsspray in die Wunde gesprüht haben. Daraufhin kam ein kleines Rinnsal Blut raus, aber schon bald war alles versorgt und gepflastert. Kurz darauf fühlte sich die Stelle einfach nur etwas wund an, aber jetzt gegen Abend fühlt sich die Ellenbeuge an, als hätte ich stundenlang Hanteln gestemmt und mir dabei etwas gezerrt. Kerri kennt sich mit solchen Geierwunden aus und meinte, dass diese Schmerzen noch gar nichts im Vergleich zu morgen sind. Da bin ich mal gespannt...
Hält man einen Geier in richtiger Haltung alleine auf dem Arm, dann kann sowas nicht passieren, weil die Krallen mit einem Arm fixiert bzw. leicht gegen den Bauch gedrückt werden. Da Kerri aber die eine Kralle ausgiebig behandeln musste, hat eine andere Helferin die zweite Kralle zusätzlich festgehalten, damit Kerri nicht gekratzt wird, wenn der Geier strampelt. Kurz vor dem Absetzen hätten wir erstmal testen müssen, ob ich beide Krallen selber unter Kontrolle habe. Leider wurde die gesunde Kralle zu früh losgelassen, so dass der Geier sie freibekommen konnte und direkt um sich getreten hat. Ich denke sowas kann jedem passieren und es zeigt deutlich, dass man bei der Behandlung von Geiern die ganze Zeit hoch konzentriert arbeiten muss. Vor allem, wenn die Geier verletzt und sehr gestresst sind. Puh, hoffentlich passiert mir sowas nie. Ich möchte weder, dass durch mich eine Person noch ein Geier verletzt werden. Hoffentlich gibt es zumindest eine neue Geiernarbe für spannende Geschichten am Lagerfeuer...
Nach dem kurzen Adrenalinkick und einem gemeinsamen Lunch wollten wir zur Feier des 2. Weihnachtstages die armen Krüppelgeier in der offenen Voliere etwas bespaßen. Die armen Weißrückengeier und Kapgeier haben teilweise oder komplett amputierte Flügel und können etwas Abwechslung gut gebrauchen.
Daher hatte Kerri eine große Flasche für Seifenblasen besorgt.
Zunächst hatten die Geier etwas Schiss vor den Seifenblasen und rannten ängstlich davon. Nach ein paar Minuten hatten sie sich aber an uns und die Seifenblasen gewöhnt und schauten ihnen neugierig nach.
Irgendwann fingen sie sogar an den Seifenblasen nachzujagen und die kaputt zu picken. Total süß!
Der Wind war leider etwas zu stark, aber es sah trotzdem klasse aus!
Da ich zu Weihnachten gerne dem handzahmen Kapgeier PJ eine Weihnachtsmütze aufsetzen wollte, war meine Schwesti Caro so lieb mir eine Geier-taugliche Mütze ohne Schadstoffe zu stricken. Aber wie kriegt man eine Weihnachtsmütze auf den Kopf eines Geiers?
Zunächst muss sich der Geier an dieses rot-weiße Etwas gewöhnen...
...und einen Geschmacks- und Reißtest machen.
Mit gaaanz viel geduldigem Zureden, Ablenken, Austricksen und einer schnellen Kamera kann es dann gelingen, dass zumindest ein gutes Bild zustande kommt ;-)
Aber so richtig überzeugt war PJ von der Mütze leider nicht.
Ich finde sie steht ihm sehr gut! Frohe Weihnachten!!!
Ansonsten konnte ich mich heute endlich um meine Weihnachtsgeschenke kümmern. Kerri hat nämlich vor einer Weile eine tolle Spenden-Aktion gestartet. Für 50 Südafrikanische Rand, also ca. 3,40 €, kann man bei VulPro einen Ziegelstein adoptieren und ihn beschriften. Ziegelsteine gibt es an den diversen Volieren mehr als genug, das wenige Geld kann sich jeder leisten und alles kommt den Geiern zu Gute. Eine tolle Idee! Daher gibt es auch erstmal eine Portion Ziegelsteine für meine Familie! Die Ziegelsteine darf sich jeder selber aussuchen. Ich habe die Stirnseite der Großvoliere gewählt, weil die Steinchen dort zusätzlich eine tolle Sicht auf die Kapgeier-Brutvoliere und das dahinter liegende Geierrestaurant haben.
Ein Ziegelstein geht an mein Energieteam daheim mit besten Weihnachtsgrüßen an euch alle!!!
Kleines Weihnachtsgeschenk an den tollen Andy N. Condor aus Tracy Aviary in Salt Lake City. Natürlich befindet sich sein Ziegelstein an der Andenkondor-Voliere. Obwohl der sonst so vorwitzige, freche Andenkondor-Mann seit meiner Rückkehr überraschend zahm und unauffällig ist, kam er jetzt endlich ans Gitter und hat neugierig nach meinen Fingern gehackt. Ich nehme einfach mal an, dass das seine besten Weihnachtsgrüße an Andy sind!?
Auch für meine liebe Facebook-Freundin Sue gibt es einen Ziegel, der sofort von einem Kapgeier belagert wurde. Merry Christmas to you!
Ich finde diese Ziegelaktion super! Die Patenschaft für einen Geier kann sich nicht jeder leisten. Außerdem ist es zu traurig, wenn das Patentier dann eines Tages doch sterben sollte. Den Ziegel darf sich jeder aussuchen und ich glaube es wird kein Herz gebrochen, falls einem dieser Ziegel mal etwas passieren sollte. Und symbolisch betrachtet baut man mit seiner Ziegel-Adoption nicht nur eine Voliere auf, sondern legt den Grundstein für neue Geier-Investitionen, die ohne Spenden nicht möglich wären. Daumen hoch für diese Aktion!

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