Unglaublich aber wahr, heute Morgen habe ich für einen Moment überlegt, ob ich etwas Langärmeliges anziehen soll. Darüber musste ich dann selber lachen und habe lieber die Frische genossen. Dass es tagsüber allerdings wieder an die 40 Grad bei VulPro geht, hätte ich nicht erwartet.
Nach dem Füttern der beiden Weißrückengeier-Patienten haben wir erstmal die Geierpools geschrubbt. Danach blieben noch ein paar Minuten Zeit, um die wilden Kapgeier im Geierrestaurant zu beobachten. Das Aas war in der Einfangvoliere deponiert worden, weil wir spontan überlegt hatten heute eine weitere Beringungs-Aktion zu starten, was wir allerdings nicht taten. Daher waren die meisten Geier in der Einfangvoliere versammelt und eher weniger auf der Wiese, wo nur abgenagte, alte Knochenreste lagen.
Kurz auf der Baustelle nach dem Rechten sehen. Hier entsteht die neue Weißrückengeier-Brutvoliere. Da Weißrückengeier auf Bäumen brüten, wird hier leider keine Brutklippe wie beiden Kapgeiern gebaut.
Die beiden Black Eagle möchten auch einmal beachtet werden...
...und wieder zurück zum Geierrestaurant.
Schichtwechsel am Aas. Während einige Geier satt die Einfangvoliere verließen, hatte sich davor bereits eine Geierschlange gebildet, um sich den Weg ans Aas zu erkämpfen.
Dieses flauschige, aufgeplusterte Riesenvieh mit kugelrundem Kropf ist mir besonders sympathisch.
Bei einer starken Windböe konnten viele Geier nicht widerstehen und schwangen sich in die Lüfte.
Um 10 Uhr ging dann die erste Führung des Tages los. Ca. 30 Kinder und ihre Eltern hatten sich angekündigt VulPro besuchen zu wollen. Zunächst hiel Kerri im Schulungsraum einen kurzen Vortrag über Geier, während ich für Fotos und als weitere Betreuung zuständig war.
Geierschädel, die unter Stromleitungen gefunden wurden.
Die meisten Kinder schienen recht interessiert und wussten bereits einiges über Geier.
Wie immer beeindruckend: Der Spannweitenvergleich mit 2,50 m eines Kapgeiers.
Anschließend gab es eine Führung durch die Volieren.
Den Kindern wurde heute eine ganz besondere Ehre zuteil, denn sie durften unser süßes Weißrückengeier-"Baby" streicheln.
Da glänzten die Augen von Klein und Groß vpor Begeisterung!
Den Ohrengeiern und Wollkopfgeiern sind große Besuchermengen eher suspekt.
Ein paar wilde Kapgeier schauten sich den Besucherandrang neugierig aus der Luft an.
Die vielen Geier und ihrer Geschichten ziehen die Besucher einfach immer wieder in ihren Bann. Das habe ich bei früheren Besuchen bei VulPro und diversen Führungen immer wieder erlebt. Es ist einfach ein riesen Unterschied zu Deutschland, wenn einem die Geier hier über den Köpfen kreisen und man so viele Bewegungen und Interaktionen in den Volieren beobachten kann. Hier muss man Geier einfach lieben!
Nachdem der erste Junge eine prachtvolle Geierfeder vom Boden aufgehoben hatte, gab es bald kein Halten mehr. Wie gut, dass ich letztens nur die Volieren "entfedert" hatte und nicht die Wege drumherum.
Der ausquartierte Ohrengeier schien die Aufmerksamkeit zu mögen.
Von den Junggeiern auf der Brutvoliere waren die Besucher am meisten beeindruckt. Zwar hatte Kerri bereits beim Vortrag erwähnt, dass sich hier keine winzigen kleinen Flauschküken entdecken lassen, sondern fast ausgewachsene Junggeier, aber die Kinder fanden den Nachwuchs trotzdem klasse.
Spiel mit der Feder.
Hehe, erwischt!
Einfach süß, wie sich der kleine Junge fast einen kompletten Geier zusammengesucht hatte.
Auch der Andenkondor bekam genug Aufmerksamkeit und ließ sich ausnahmsweise mal am Zaun blicken.
Noch ein Federbüschel erwischt.
Nach der Tour ist vor der Tour und so durfte ich nachmittags die nächste Besuchergruppe selber herumführen. Hugo, einer unserer treuesten Aas-Lieferanten, hatte sich mit fünf Besuchern zu einer Führung angekündigt. Also führte ich die Gruppe ein Stündchen um die Volieren herum und quasselte sie fleißig mit Geiergeschichten voll. Hugo schien sehr überrascht, dass er seine gestern gelieferte Sau völlig abgenagt im Geierrestaurant entdeckt hatte. Auch wenn er das Pojekt schon lange unterstützt, so war er offenbar lange nicht mehr bei den Geiern gewesen und konnte daher ihren Hunger nur schwer einschätzen. Ich habe ihm versprochen, dass ich nicht mehr die Daumen drücken werde, dass seine Nutztiere das Zeitliche segnen, auch wenn ich den Geiern einen vollen Kropf gönne. Aber ich weiß ja, dass Hugo gerne seine Verluste für den guten Geierzweck spendet.
Gegen Abend hin sieht es leider immer schlechter mit unserer vergifteten Weißrückengeier-Dame aus. Sie scheint sich völlig aufgegeben zu haben. Nach vielen Stunden am Tropf hat sie die ganze Flüssigkeit auf einmal ausgeschieden und wirkt total apathisch. Das Geierkind hat sich daher ganz lieb an sie rangekuschelt, als würde es spüren, dass der Große die Nacht nicht überlebt :-( Und selbst wenn, dann werden wir sie vermutlich bald erlösen. Die zwei Wochen Kampffrist sind rum und sie scheint einfach nicht mehr zu können. Armes Geschöpf. Hoffentlich weiß sie, dass sie nicht allein ist, wenn sie geht.
Hier kommt übrigens seit über zwei Stunden schon ein herrliches Gewitter runter. Pausenlos Blitze kreuz und quer über den gesamten Himmel, als würde sich das Gewitter gar nicht weiterbewegen. Die Donner sind sehr selten und leise, aber dafür gibt es Sturmböen und endlich den so lange herbeigesehnten Regen. Als ob es das Abschiedsgeschenk der Geierdame für unseren langen Kampf ist. Zwischendurch kam sogar Hagel runter, jedenfalls klang es auf dem Wellblechdach sehr laut. Man kann förmlich hören, wie der ausgedörrte Boden gierig das Wasser aufsaugt.
Mittwoch, 2. November 2016
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