Freitag, 4. November 2016

Kampf um die Kuh

Heute war ein sehr ruhiger Tag bei VulPro. Nach der morgendlichen Fütterung habe ich das Weißrückengeier-"Baby" nach draußen gebracht. Nach der traurigen Einschläferung unseres anderen Patienten ist der Junggeier jetzt ganz allein und wirkt richtig traurig. Den ganzen Tag über hat er sich nicht aus seiner mit Stroh gefüllten Box bewegt. Es war zwar sehr heiß, aber mit dem anderen Patienten in der Voliere hatte er eine deutlich größere Motivation umher zu laufen. Weil mir das Vieh so leid tut, bin ich ihm nichtmal böse über das sechste zerlöcherte T-Shirt und drei weitere Krallenabdrücke, diesmal in der rechten Hand. Die Krallen sind aber auch verdammt spitz. Bei älteren Geiern sind sie durch die viele Nutzung eher stumpf, aber bei dem Kleinen wirken sie wie frisch angespitzt.
Nach der Fütterung landeten auch schon die ersten wilden Kapgeier und Weißrückengeier im Restaurant. Auch der Marabu trieb sich wieder hier herum, er hatte die Nacht auf einer der Volieren verbracht. Als ich mir mein Frühstück und die Kamera schnappte, wimmelte das Geierrestaurant schon voller Federvieh. Alles drängelte sich um die Kuh, die doch bereits gestern gut abgenagt worden ist.
Obwohl die blanken Rippen aus dem Aas hervorstachen, schien die Unterseite noch nicht völlig verschlungen worden zu sein. Also rein mit den langen Hälsen zwischen Rippen und Haut bis zu den leckeren Aasresten.
Es lief genauso ab wie gestern: Immer wieder landete ein besonders hungriger und dominanter Geier ganz oben auf dem Kadaver, bis er von einem noch dominanteren Kollegen vertrieben wurde.
Der Marabu hielt sich im Hintergrund und zoffte sich lieber nur mit einem kleinen Geiergrüppchen.
Ich bin immer wieder fasziniert von dieser enormen Spannweite. Wenn man den Geier einfach nur sitzen oder laufen sieht, dann kann man sich nur schwer vorstellen, wie der relativ überschaubare Körper solche Riesenschwingen entfalten kann.
Natürlich wurde auch wieder fleißig gerüpelt und getreten, so dass auch schonmal ein Geier zu Boden ging.
Und es gab viele traumhafte Landeanflüge
Da es vormittags sonst keine weiteren Aufgaben gab, blieb ich bestimmt zwei Stunden im Beobachtungshäuschen und genoss das Schauspiel.
Wer im Weg steht, wird weggetreten.
Mir tat es total leid, dass das Aas so überschaubar war. Ich hätten den hungrigen Krummschnäbel so sehr eine frisch verendete Springbockherde gegönnt.
Geierflügel in ihrer ganzen Pracht.
Kralle hoch und tänzelnde Kampfpose eingenommen: Attacke!
Ein Biss in den Flügel kommt auch ganz gut, wenn man seinen Konkurrenten vertreiben möchte.
Trotz der vielen Raufereien sind Kapgeier sehr soziale Geier und leben in Kolonien.
Hier ist die tolle Haltung von Krallen und Hals kurz vor der Landung zu beachten.
Kein Aas mehr da.
Als die Geier durch irgendwas erschreckt wurden, flatterten alle quer über die Wiese. Ein toller Anblick aus Riesenflügeln und Federn.
Kurz vom Schrecken erholen.
So sieht die Kuh mittlerweile aus.
Abwarten im Schatten, ob sich die Lage beruhigt.
Und direkt wieder zurück zum Aas.
Kaum zu glauben, wo doch eigentlich selbst das letzte Sehnchen bereits in irgendeinem Kropf verschwunden sein müsste.
Nachmittags gab ich noch eine Führung für eine kleine Besuchergruppe, während ein Teil des Teams ausrücken musste, um einen weiteren Martial Eagle einzusammeln. Jetzt waren wir so froh, dass wir unser Vieh morgen auswildern können und schon haben wir einen neuen in der Voliere. Zwischendurch wertete ich meine Geiersichtungen der letzten drei Tage aus dem Geierrestaurant aus und schickte sie Kerri für ihre Unterlagen und später ließen wir den Tag mit drei Spazierrunden um die Farm ausklingen.

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