Wahrscheinlich hat sich jeder von uns schon einmal mit einer Wasserspritzpistole bewaffnet in den Garten geschlichen und damit einen Vogel „getauft“!? Ich zumindest konnte es mir das ein oder andere Mal nicht verkneifen. Zu meiner Verteidigung: Im Gegensatz zu dem, was Gänsegeier-Mama Lisa widerfahren ist, war das mit Sicherheit sehr harmlos!!!
Nachdem nämlich mehrere Teams den heutigen Vormittag damit verbracht hatten Lisa von Meldung zu Meldung zu verfolgen, landete sie am späten Mittag auf einem Baum am Nordhorner Kanal. Daraufhin zückte die Feuerwehr einen Wasserwerfer und spritzte den Flattermann nass. Dies ließ sich Lisa nicht gefallen und startete durch auf die andere Seite des Kanals, wo sie es sich erneut auf einem Baum gemütlich machte. Rettendes Ufer erreicht? Weit gefehlt!!! Auch auf diesem Baum konnte sie dem Wasserwerfer nicht entkommen und diesmal geriet sie beim Fluchtversuch so ins Trudeln, dass sie auf dem Boden landen musste. Dort konnte sie endlich vom Revierleiter mit einem Kescher eingefangen werden. Nach dieser langen Verfolgungsjagd sind Geier und Fänger zwar wohlauf, aber auch sehr erschöpft. Mittlerweile sind Lisa, ihr Gefährte und Geier-Nachwuchs Lucky wieder glücklich vereint!
Außerdem gibt es noch eine weitere gute Nachricht aus dem Tierpark Nordhorn: Dank großartiger Hilfe wurden die Besucherwege von Fachfirmen heute für sicher erklärt, so dass der Tierpark bereits am morgigen Freitag wieder für Besucher geöffnet werden kann! Das Sommerfest entfällt leider dennoch. Verständlicherweise sehen die Grünanlagen noch nicht so gepflegt aus wie vor dem Sturm und die endgültigen Räumungsarbeiten werden sich sicher noch einige Zeit hinziehen, wobei es zu kurzfristigen Wegesperrungen kommen kann.
Die Geier- und Steinbockvoliere muss leider vorerst geschlossen bleiben, weil durch den umgestürzten Baum das Netz und einige Seitenteile zerstört wurden. Eine Nordhorner Schlosserei und Schmiede hat jedoch sofort angeboten das Wochenende durchzuarbeiten, damit die Schäden möglichst bald behoben werden und die Tiere in ihr Gehege zurückkehren können!
Eine erste Schadensbilanz zeigt, dass das Unwetter den Tierpark Nordhorn enorm getroffen und finanziell etwa um ein halbes Jahr zurückgeworfen hat. Aus diesem Grunde haben sich sofort zahlreiche Helfer und Tierfreunde zusammengefunden und es gingen bereits viele Spenden ein. Am kommenden Wochenende wird ein Informationsstand im Eingangsbereich des Tierparks errichtet, wo sich Besucher über Fördermöglichkeiten, Spenden und Tierpatenschaften informieren können. Kleiner Tipp: Die Patenschaft für Gänsegeier kostet im Tierpark Nordhorn nur 50 Euro im Jahr! Zusätzlich werden gesponserte T-Shirts einer Nordhorner Werbeartikel-Firma verkauft, die mit Fotos des Tierparkfotografen bedruckt sind.
Würde ich nicht am Wochenende meinen Geier-Urlaub antreten, so würde ich selbstverständlich nach Nordhorn fahren und den Tierpark sowie die Gänsegeier unterstützen! Nach all den Berichten über die hilfsbereiten Einwohner Nordhorns und die vielen selbstlosen Helfer bin ich mir jedoch sicher, dass viele andere Tier- und Geier-Freunde meinen Platz gerne einnehmen werden! Vielen Dank für eure Unterstützung!!!
So tragisch die Folgen des Unwetters für Nordhorn auch sind, sehe ich dennoch auch etwa Positives: Auch über die Gehege des Tierparks hinaus sind Gänsegeier endlich wieder ins Gespräch gekommen: Viele Menschen haben der Rettung der Geier-Dame entgegen gefiebert und sich an ihrer Rettung beteiligt. Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Wochen die Anzahl der Geier-Bewunderer deutlich steigen wird.
So musste ich auch sehr schmunzeln, als ich gestern auf der Facebook-Seite von „Pier 99“, einer Nordhorner Strandbar, folgenden Pinnwand-Eintrag entdeckt habe:
„Achtung Achtung... Der Geier kreist über dem Nordhorner Vechtesee. Jeder der ihn fotografiert und das Foto bei uns vorzeigt, bekommt einen Milchshake gratis. Das Angebot gilt nur heute, 13.07.10!!!!! Also sucht den Geier!!!“
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