Endlich ist es spruchreif: Die Bartgeier kommen bereits 2021 nach Deutschland!!!
In einem Online-Meeting der Vulture Conservation Foundation (VCF) wurde im vergangenen Winter verkündet, dass 2021 nur Bartgeier erstmalig in Berchtesgaden ausgewildert werden können, wenn die Brutsaison gut verläuft und neben den Prio1-Auswilderungsgebieten noch 2-3 Küken für Deutschland übrig bleiben. Daher wurde gebangt und gezittert, vor allem beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden und natürlich bei mir! Eine Freilassung von Geiern in Deutschland, dass ich das noch erleben darf!!!
Praktischerweise hat das Bartgeier-Brutcenter Guadalentín in Andalusien mit sage und schreibe 10 Bartgeier-Küken in einer Saison einen Weltrekord aufgestellt, so dass die Küken BG1112 und BG1113 für eine Auswilderung in Berchtesgaden zur Verfügung gestellt werden können. Sofort habe ich alle meine Kontakte spielen lassen, um die Chancen zu steigern trotz Corona und allem möglichen Ärger irgendwie an diesem einmaligen Erlebnis im eigenen Land teilhaben zu können. Die beiden Küken sind am 11.03. bzw. 14.03.’21 geschlüpft und werden bei ihrer geplanten Auswilderung Anfang Juni 3 Monate alt sein. In diesem Alter sind sie noch nicht flügge, sondern können sich eine Weile in einer streng geschützten Felsnische an ihre neue Umgebung gewöhnen. Dort werden sie ohne Menschenkontakt gefüttert und rund um die Uhr beobachtet. Nach 3-4 Wochen werden sie dann alt und stark genug sein, um in die Freiheit zu entfliegen.
Ich kann mir kaum vorstellen, was die Beteiligten am Projekt in den letzten Wochen und Monaten durchgemacht haben, nachdem die seit zwei Jahren geplante Auswilderung auf des Messers Schneide stand. Die Brutsaison verlief nämlich in weiten Teilen nicht sehr gut und einige Brutpaare verloren ihre Eier bzw. es konnten keine gesunden Küken schlüpfen. Auch im Tiergarten Nürnberg entwickelte sich die Brutsaison nach erster Euphorie leider schlecht, so dass bereits Mitte März feststand, dass es dieses Jahr zu keiner Auswilderung eines Nürnberger Nachwuchses kommen würde.
Obwohl das Vorhandensein ausreichender Küken ungewiss war, musste alles vorbereitet werden. Hierzu zählte die Planung und der Bau einer wetterfesten Beobachtungshütte für die Helfer, die über Wochen und Monate die Geier rund um die Uhr beobachten und bewachen würden. Außerdem mussten viele Genehmigungen eingeholt werden, um eine Auswilderung überhaupt zu ermöglichen. Hinzu kam das Training der Helfer sowie das Vorbereiten des Geierfutters, damit die Geier reibungslos versorgt werden können. Kein Wunder, dass das Aufatmen nach der tollen Verkündung noch groß ist!
Auch wenn der Tiergarten Nürnberg leider kein Küken beisteuern könnte, so wird er dennoch aufgrund seiner langjährigen Bartgeier-Bruterfahrung eine wichtige Stütze im Wiederansiedlungsprojekt des Bartgeiers in Berchtesgaden sein. Die Junggeier werden nämlich zunächst aus Spanien nach Nürnberg reisen, um sich dort in Ruhe kennenlernen zu können. Wenn sichergestellt ist, dass die Kleinen sich vertragen, können sie weiter nach Berchtesgaden umziehen.
Damit die Geier gut beobachtet werden können, wird in Schönau am Königssee extra eine witterungsbeständige Beobachtungshütte gebaut, die sich möglichst schön in die idyllische Landschaft einfügt. Die Hütte aus Fichtenholz misst zwei mal vier Meter und ist etwa 2,5 m hoch mit einem Schindel-Satteldach. Ein 5-Mann-Team brauchte dafür in 4-5 Wochen ca. 120 Arbeitsstunden, um das Schmuckstück zusammen zu bauen. Nach ihrer Fertigstellung wird die Hütte etwa 3 Tonnen wiegen. Ende Mai soll sie dann in 4 Teile zerlegt, mit einem Tieflader zum Klausbachhaus in Ramsau gebracht und von dort mit einem Hubschrauber in die Halsgrube unterhalb der Halsalm geflogen werden, wo sie auf ca. 1.100 m Höhe wieder zusammengebaut wird. Da die Bartgeier mindestens für 3 Monate praktisch rund um die Uhr bei Wind und Wetter beobachtet werden sollen, ist so eine Hütte natürlich von großen Vorteil. Für eine kleine Rast zwischendurch ist sogar eine Pritsche geplant sowie ein Gasofen und Proviant. Damit Beobachter und Geier nicht gestört werden, ist diese Beobachtungshütte nicht für Wanderer zugänglich. Für diese steht ein Info-Pavillon mit Informationsmaterial und weiteren Helfern zur Verfügung, um sich über die Bartgeier und den Projektverlauf informieren zu können.
Hoffentlich geht alles gut, so dass ich im Juni in der Beobachtungshütten sowie am Info-Pavillon aushelfen und endlich wieder im Geierschutz tätig werden kann!!!
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