Freitag, 28. Februar 2020

648 tote Geier in Guinea-Bissau

Die schrecklichen Geiernachrichten zu Beginn des Jahres reißen einfach nicht ab. Nachdem ich bereits gestern einen französischen Artikel auf Facebook entdeckt hatte und den Google-Übersetzungen einfach nicht glauben wollte, kam heute durch die Vulture Conservation Foundation (VCF) leider die niederschmetternde Bestätigung: In Guinea-Bissau wurden derzeit 648 tote Geier gefunden, darunter vorwiegend der vom Aussterben bedrohte Kappengeier.
Toter Kappengeier © André Botha
Zugegeben, ich musste erstmal nachschauen, wo Guinea-Bissau überhaupt liegt. Die frühere portugiesische Kolonie ist ein kleines Land an der Westküste Afrikas, südlich vom Senegal und nördlich von Guinea mit knapp 2 Mio. Einwohnern. Ich befürchte, dass ich dieses Land nach den schrecklichen Nachrichten nicht so leicht wieder vergessen werde!
Anfang der Woche wurden plötzlich etwa 200 tote Geier in der östlichen Provinz Bafatá gefunden. Metzger hatten den Gouverneur der Region über die vielen Geierkadaver nahe eines Hauptschlachthauses informiert, wo sie sich normalerweise friedlich in großer Zahl von Fleischresten ernähren. Sofort lag der Verdacht nahe, dass Wilderer ihre Beute mit Gift kontaminiert hatten, um gezielt Geier zu vergiften - solche Verbrechen sind in weiten Teilen Afrikas leider keine Seltenheit mehr. Allerdings folgten schon bald ähnliche Meldungen aus Quebo im Süden, dem Bijagos-Archipel im Westen sowie der Hauptstadt Bissau und die Opferzahl stieg auf 648. Bei gezielten Vergiftungen werden die Kadaver normalerweise in einem eng begrenzten Gebiet rund um den Giftköder gefunden und nicht über ein so großes Gebiet verteilt. Was also ist die Ursache?
Sofort wurden hunderte Geierkadaver entsorgt und ein Großteil der betroffenen Gebiete dekontaminiert. Der Bevölkerung wurde dringend geraten sich von den Kadavern fern zu halten und auch zu verhindern, dass Haustiere von den Kadavern fressen. Es wurden Blutproben genommen und viele Kadaver zur Untersuchung geschickt, um die Todesursache herauszufinden. Derzeit steht noch nicht fest, ob es sich um eine gezielte Vergiftung, Vogelgrippe oder ähnliches handelt.
Die VCF hat sofort ihre Hilfe angeboten und die Regierung von Guinea-Bissau dringlich dazu aufgefordert sämtliche Kadaver zu verbrennen und die Tatorte zu dekontaminieren, um weitere Todesopfer zu vermeiden. Bei einem so großen, weit verbreiteten Vorfall zählt jede Minute, um weitere Geier, andere Tiere und auch Menschen zu schützen. Vor allem, solange die Todesursache noch unbekannt ist.
Die Geier Afrikas stehen kurz vor dem totalen Kollaps, nachdem in den letzten Jahren zahllose Geier durch Gift, gezielte Jagd, Kollisionen mit Stromleitungen oder Stromschlag sowie durch viele andere Ursachen gestorben sind. Mittlerweile sind 7 der 11 in Afrika vorkommenden Geierarten kritisch bzw. sogar vom Aussterben bedroht. Darunter auch der relativ kleine Kappengeier. Die aktuellen riesigen Verluste führen diese wunderschöne Geierart einen großen Schritt Richtung Ausrottung, vor allem in Anbetracht der anstehenden Brutsaison, die nun mit hunderten Brutpaaren weniger auskommen muss.
Der kritisch bedrohte Kappengeier ist bei diesem Vorfall am stärksten betroffen © André Botha
Hoffentlich wird die Todesursache bald herausgefunden, damit nicht noch mehr unschuldige Geier elendig verenden müssen!

Sonntag, 23. Februar 2020

Jos Umzug nach Nooitgedacht

Heute war der große Tag in Südafrika: Die jungen 11 Kapgeier und 2 Weißrückengeier, die 2019 im Brutprogramm von VulPro geschlüpft sind, zogen heute in die große Auswilderungsvoliere nach Nooitgedacht um. Auf dem Hochplateau der Magaliesberg Mountain, direkt neben der wilden Kapgeierkolonie, können sich die Junggeier an ein Leben in Freiheit vorbereiten. Julie war bei dem großen Umzug natürlich mit dabei und hat mich netterweise wieder mit tollen Fotos von meinem Patengeier Jo und den anderen Geiern versorgt.
(c) Julie
Der Umzug wurde vom tollen VulPro und vielen lokalen Helfern unterstützt. Mit mehreren Autos und vielen Transportkisten mit teils zwei Geiern ging es in die Berge. Von der üblen, kaum noch als "Straße" zu bezeichnenden Buckelpiste musste die Geierkisten noch ein ganzes Stück über Stock und Stein getragen werden, um die Voliere zu erreichen. Dort wurden schließlich alle Kisten im unteren Bereich nebeneinander gestellt und gleichzeitig geöffnet.
(c) Julie
Jo teilte sich eine Transportkiste mit dem zweiten Weißrückengeier-Jungtier. Die beide waren nach der knapp einstündigen Fahrt auf engstem Raum nicht gerade begeistert und wirkten nach ihrer Freilassung in der großen Voliere etwas unsicher auf den Beinen.
(c) Julie
Aber schon bald breitete Jo seine riesigen Flügel aus und flatterte auf eine Sitzstange. Dort bekam er Gesellschaft durch einen der vielen Kapgeier.
(c) Julie
Zunächst flatterten die meisten Geier ans hintere Ende der Voliere, das durch Schattennetze gut geschützt ist. Aber nach und nach verdauten sie den Transportstress und begannen die Voliere mit kräftigen Flügelschlägen zu erkunden. Hier hat sich Jo auf einer der höchsten Sitzstangen niedergelassen:
(c) Julie
Noch etwas eingeschüchterte Geier im hinteren Bereich der Voliere.
(c) Julie
Hier in Nooitgedacht werden die Geier deutlich weniger Kontakt zu Menschen haben als bei VulPro. Zwei- bis dreimal die Woche schaut jemand nach dem Rechten, gibt den Geiern lecker Aas und der Geierpool wird gesäubert. Aber ansonsten sind weit und breit keine Menschen mehr anwesend, an die sich die Geier zu sehr gewöhnen könnten. Dafür gibt es umso mehr wilde Geier in der Nähe, die ihnen ein Leben in Freiheit vorführen können!
(c) Julie
Bildhübsche junge Kapgeier.
(c) Julie
(c) Julie
Als alle Helfer die Voliere verlassen hatten, kamen schon bald wilde Kapgeier der nahen Kolonie angeflogen und landeten auf der Voliere, um ihre neuen Nachbarn zu begrüßen.
(c) Julie
Nooitgedacht ist einfach ein toller, friedlicher Ort!!!
(c) Julie
(c) Julie
Jetzt müssen die jungen Geier nur noch eine Weile ihre Flügel und das Fliegen trainieren, bis sie ausgewildert werden können.

Donnerstag, 20. Februar 2020

Jos letzte Tage bei VulPro

Heute hat mir meine liebe Freundin Julie neue Fotos von meinem süßen Patengeier Jo geschickt. Der knuffige junge Weißrückengeier mit der Ring-Nr.28 an der Kralle wurde im September 2019 in meinem Beisein bei VulPro geboren und ist vor einigen Wochen endlich flügge worden. Seitdem lebt er in der großen Weißrückengeier-Brutvoliere und kann mittlerweile sogar auf der höchsten, schwingenden Sitzstange landen und die Balance halten. Spätestens in diesem Moment ist klar, dass ein Geier seine Flugfähigkeit voll entwickelt hat.
(c) Julie
(c) Julie
(c) Julie
Eigentlich sollte Jo diese Woche gemeinsam mit den anderen Nachwuchsgeier, darunter auch viele junge Kapgeier, nach Nooitgedacht umziehen und die große Auswilderungsvoliere in den Bergen beziehen. Dort können sich die Junggeier langsam an ihre wilden Artgenossen der angrenzenden Kolonie gewöhnen, von Menschen entwöhnt und sich auf ein Leben in Freiheit vorbereiten.
(c) Julie
(c) Julie
(c) Julie
Leider geht es in Südafrika rund um VulPro gerade hoch her mit Straßenblockaden, Streits und Demos. Daher wurde der große Umzug der 13 Junggeier erstmal auf kommenden Sonntag verschoben.
(c) Julie
(c) Julie
Aber egal ob heute oder morgen, ich wünsche den jungen Geiern einen stressfreien Umzug und eine gute Eingewöhnung in ihrer neuen, großen Voliere!!!
(c) Julie
(c) Julie
Vielen lieben Dank an Julie für die tollen Fotos von meinem knuffigen Schatz!

Montag, 17. Februar 2020

Update zur Geiermassenvergiftung in Südafrika

Nach den schlimmen Nachrichten zu einer weiteren Geiermassenvergiftung in Südafrika, möchte ich ein kleines Update veröffentlichen. Bei dem schrecklichen Vorfall waren nämlich nicht nur 54 Geier von vier unterschiedlichen Arten vergiftet worden (Weißrückengeier, Ohrengeier, Kapgeier, Wollkopfgeier), sondern in den Folgetagen wurden weitere 5 Weißrückengeier, vier Ohrengeier, ein Kappengeier und weitere Raubvögel in der Nähe tot aufgefunden. Laut Aussage des Managers des Moholoholo Wildlife Rehabilitation Centre ist es das erste Mal in über 60 Jahren, dass er Zeuge von fünf betroffenen Geierarten an nur einem vergifteten Tierkadaver (Esel) wurde.
Es macht das Geschehene nicht weniger tragisch, aber immerhin gibt es am Ende auch gute Nachrichten! Das Moholoholo Wildlife Rehabilitation Centre konnte nämlich 19 Weißrückengeier, 2 Ohrengeier, einen Kapgeier, einen Wollkopfgeier und weitere Vögel erfolgreich gesund pflegen und Anfang Februar wieder auswildern. Netterweise darf ich diverse Fotos der Auswilderung von Lisl Moolman hier zeigen.
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman
(c) Lisl Moolman

Samstag, 15. Februar 2020

Wiedersehen mit Papageier und seiner Dame

Nach langer Zeit bin ich heute endlich mal wieder bei Papageier und seiner Dame im Duisburger Zoo gewesen, meinem allerliebsten Gänsegeier-Pärchen. Es war gar nicht so leicht zwischen den vielen Baustellen den richtigen Weg zu finden, aber zwischen Kamelen und Tapiren ist der Weg zu den Geiern frei. Mamageier saß auf einem Baumstamm, während Papageier wie ein Häufchen Federn auf der Wiese lag.
Obwohl der Himmel mittlerweile zugezogen war, kam sogar kurz die Sonne raus und strahlte Mamageier an.
Als sie von ihrem Baumstamm runtergehüpft kam, raffte sich Papageier auf und schnäbelte sie liebevoll von der Seite an.
Der Arme wirkt wirklich gebrechlich. Kein Wunder, mit über 50 Jahren und diversen langjährigen Verletzungen. Aber ich bin froh, dass er noch immer da ist und eine treue Partnerin hat.
Photobomb ;-)
Das Aas wurde von Perlhühnern angeknabbert. Allerdings schienen die Geier schon davon gefressen zu haben, denn ihre Kröpfe waren ganz gut gefüllt.
Nachdem sich Papageier im letzten Moment gegen eine Kopulation entschied, suchte Mamageier erstmal Nistmaterial zusammen. Dieser Ast war viel zu groß, aber zwei Meter weiter fand sie kleinere Zweige.
Kurz darauf ging sie zurück zum Nest und ordnete die Zweige neu. In früheren Jahren hatten die Geier zu dieser Zeit bereits ein Ei im Nest. Einmal wurde das Ei sogar romantischerweise am Valentinstag gelegt. Da das Nest heute leer war, glaube ich nicht, dass es dieses Jahr noch mit Nachwuchs klappt. Vermutlich ist Papageier auch einfach zu alt dafür!?
Der prachtvollste unter den Gänsegeier: Papageier!
Erneuter Annäherungsversuch...
...und diesmal legten sie los! Süße Liebesvögel!
Nach dem Vergnügen schüttelten erst Papageier...
...und dann Mamageier kräftig die Federn aus.
Schön, dass ich die beiden heute besuchen und beobachten konnte!