Samstag, 3. August 2019

1.000stes Kalifornisches Kondor Küken

Die Meldung ist zwar bereits einige Tage alt, aber passend zu meinem eigenen Geburtstag möchte ich den Geburtstag des 1.000sten Kalifornischen Kondor Kükens nachfeiern!!!
Vor 40.000 Jahren waren Kalifornische Kondore in Nordamerika gut vertreten und futterten von den Kadavern von Mammuts, Riesenfaultieren und Säbelzahntigern. Leider gingen ihre Zahlen rasant zurück, bis Anfang der 80er-Jahre nur noch 27 Kalifornische Kondore in freier Wildbahn übrigblieben. In einem verzweifelten Rettungsversuch wurden 1987 alle Kondore eingefangen und ein großes Zuchtprogramm gestartet. Anfang der 90er-Jahre wurden die ersten Nachzuchten ausgewildert und das Zuchtprogramm hält seitdem an.
Die ausgewilderten Nachzuchten werden mit Flügelmarkierungen und GPS-Sendern ausgestattet, um sie gut im Auge behalten zu können.
Mehrere Zoos und Schutzeinrichtungen unterstützen das Zuchtprogramm mit ihren Brutpaaren. Sobald ein Ei gelegt wird, wird es sicher in einem Inkubator verstaut und unter perfektionierten Bedingungen bebrütet. Nach ein paar Tagen lässt sich feststellen, ob das Ei befruchtet ist. Das Ei bleibt etwa 57 Tage im Inkubator, bis das Küken kurz vorm Schlupf steht. In dem Moment wird das Ei einem erfahrenen Pflegepaar untergeschoben, damit das Küken auf natürliche Art und Weise schlüpfen kann. Manchmal kommt es aber vor, dass mehr Eier als erfahrene Geiereltern vorhanden sind. In diesem Fall müssen Zoomitarbeiter das Küken von Hand aufziehen. Damit es sich nicht an den Menschen gewöhnt, benutzen die Tierpfleger verspiegelte Brutkästen und füttern das Küken nur mit Handpuppen, die einem erwachsenen Kondor nachempfunden sind. Dennoch waren bei einer späteren Auswilderung häufig Verhaltensunterschiede zwischen von Kondoreltern oder von Menschen aufgezogenen Jungtieren erkennbar.
Kondor-Handpuppe zur Fütterung von Kondor-Küken im Brutcenter des San Diego Zoo Safari Parks
Der L.A. Zoo hat daher 2017 erstmalig eine neue Brutmethode getestet. Sie gaben damals dem erfahrenen Kondorweibchen Anyapa zwei Kondorküken statt nur eines. Die stolze Doppelmama kümmerte sich aufopferungsvoll um ihren Doppelnachwuchs und mittlerweile konnten beide Junggeier erfolgreich ausgewildert werden. Beobachtungen zeigen, dass sie sehr gut in der freien Natur zurechtkommen. Nach diesem Erfolg wurde die neue Brutmethode auch 2018 und 2019 fortgeführt und alle beteiligten Personen sind sich einig, dass die sechs 2019 im Zoo geschlüpften Küken hierdurch bessere Chancen haben sich in der freien Natur zu behaupten. Sie werden etwa zwei Jahre lang bei ihren Pflegeeltern bleiben und (wenn möglich) anschließend in Zusammenarbeit mit dem United States Fish and Wildlife Service entweder in Big Sur, im Bitter Creek National Wildlife Refuge oder im Pinnacles National Park ausgewildert werden.
Mittlerweile gibt es weltweit knapp über 500 Exemplare, davon etwa 300 in freier Natur. Artenschützer sprechen von dem beeindruckendsten Comeback einer praktisch ausgestorbenen Tierart aller Zeiten! Leider sind Kalifornische Kondore nicht flächendeckend über Nordamerika verteilt, sondern kommen vorwiegend in Arizona, Kalifornien, im südlichen Utah und nördlichen Mexico, vor, wo sie in den oben genannten Schutzgebieten sowie Baja California ausgewildert und gemonitort werden.
Kalifornische Kondore am Himmel über einer Futterstelle in Baja California, Mexico
Das 1.000ste Kalifornische Kondor Küken seit Start des großen Zuchtprogramms wurde im Mai im Zion National Park in Utah geboren, nachdem das Ei bereits im März gelegt worden war. Artenschützer konnten den Schlupf allerdings erst im Juli bestätigen, da Kalifornische Kondore ihre Nester gut geschützt in steilen Klippen und schwer zugänglichen Baumhöhlen bauen. Die Mutter des Kükens hatte 2016 ihren ersten Partner durch Bleivergiftung verloren. Bleivergiftung ist bei Kalifornischen Kondoren Todesursache Nummer 1 und ist in den meisten Fällen eine Folge vom Verzehr eines Kadavers, der mit Rückständen bleihaltiger Jagdmunition kontaminiert war. Mit ihrem ersten Partner hatte sie bereits zweimal ein Küken gezeugt. Das erste verstarb allerdings beim Versuch flügge zu werden und das zweite konnte sie leider nicht alleine großziehen, als ihr Partner verstarb. Seit zwei Jahren hat die Kondormutter nun einen neuen Partner. Ich drücke ihr die Daumen, dass diesmal mit der Kükenaufzucht alles glattläuft und der kleine Geier im November erfolgreich flügge wird.
Um Kalifornische Kondore zu schützen, hat Kalifornien Anfang Juli ein Gesetz erlassen, das die Nutzung bleihaltiger Jagdmunition verbietet. In Utah und Arizona laufen derzeit große Aufklärungskampagnen, um Jäger freiwillig dazu zu bewegen auf bleihaltige Munition zu verzichten.
Geierschützer legen sicheres, bleifreies Aas für die hungrigen Kalifornischen Kondore aus, wie hier in Baja California, Mexico
Kurz nach der Entdeckung des 1.000sten Kükens wurde übrigens Küken Nr. 1.001 in einem Nest im North Rim des Grand Canyons entdeckt!
Erwachsener Kalifornischer Kondor im South Rim des Grand Canyons

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