Dienstag, 23. März 2010

Schmutzgeier im Zoo Zürich

Um nach einigen Monaten Rangi endlich wieder zu sehen, bin ich über ein verlängertes Wochenende ins schöne Zürich in die Schweiz gefahren.
Bei dieser Gelegenheit habe ich den Freitag bei blauem Himmel und herrlichstem Sonnenschein im Zooh! Zürich verbracht. Von meinem letzten Zoo-Besuch im September 2007 wusste ich noch, dass es dort zwei Schmutzgeier gibt, die ich natürlich gerne besuchen wollte. Nach einigen Irrwegen um die großen Baustellen – es wird ein riesiges, neues Gehege für Ameisenbären, Flamingos, Tapire u. a. angelegt – habe ich die Geier-Voliere auch endlich gefunden.
Die kleinen Aasfresser saßen auf ihrem Geier-Felsen und haben sich nur bewegt, um sich das Gefieder zu säubern. Also habe ich eine erste Runde durch den Zoo gedreht, der von vielen, vielen brütenden Storchenpaaren übersäht war. Ein Storchennest befand sich sogar mitten auf der Geier-Voliere... ich wünsche den Störchen nicht, dass ihre Küken durch das Gitter purzeln :-(


Beim zweiten Anlauf aufs Geier-Watching hat einer der beiden Geier zumindest einen Spaziergang durch sein Gehege gemacht. Aber hauptsächlich hat er weiter Feder für Feder seines Gefieders gereinigt. Zwischendurch kam ein Tierpfleger vorbei, der aber leider sehr wortkarg war. So konnte ich nur erfahren, dass die beiden Schmutzgeier schon seit Jahrzehnten in dem Zoo leben und bisher leider noch nie gebrütet haben.
Auf einem Holzstamm lag ein dicker Fleischbrocken, der von den Schmutzgeiern vollkommen ignoriert wurde. Stattdessen kamen nach und nach kleine Möchtegern-Geier angeflattert und schlugen ihre winzigen Schnäbel in das Aas.


Nachdem ich mir schließlich den Rest des Zoos in Ruhe angeschaut hatte, bin ich am frühen Nachmittag ein drittes Mal zu den Schmutzgeiern gegangen und zwei Stündchen dort geblieben. Praktischerweise steht direkt gegenüber der Geier-Voliere eine Bank, von der aus man Geier, Waldrappen, wilde Störche und die wunderschöne Bergwelt rund um Zürich bewundern kann. Während ich also genüsslich in der Sonne saß fiel mir auf, dass die meisten Besucher schnurstracks an den Schmutzgeiern vorbeiliefen und sie kaum eines Blickes würdigten. Bin ich aber aufgestanden, um die Geier zu fotografieren, so blieben die Leute größtenteils auch stehen, staunten über die strahlendweißen Flattermänner und lasen sich interessiert die Anzeigetafel durch. Nicht wenige stellten dabei erstaunt fest: „Ein Schmutzgeier! Der ist ja total sauber, leuchtend weiße Federn!“ Andere hingegen versuchten zu erraten, um was für ein Tier es sich handelt. Dabei konnte ich dann Ausrufe aufschnappen wie: „Schau mal, die weißen Eulen!“ oder mit herrlich schweizerischem Akzent: „Doas sin irgendwie Oadler!“ Mein Favorit kam dann schließlich von einer jungen Mutter, die ihrer Tochter begeistert zurief: „Guck a moa, woas a lustischa Frisur! A Schmutzgeier. Strübbeli Frisur, strübbeli!“ Hehe, recht hat sie!


Die Bank vor der Geier-Voliere lag mitten in der Storchen-Einflugschneise, so dass alle paar Minuten Storche im Start- und Landeanflug vorbeisegelten.
Die Geier blieben den ganzen Tag über sehr träge und gemütlich. Hin und wieder Flügel durchlüften, dann wieder Federn reinigen, ein paar Schritte laufen, Federn reinigen... kein Wunder, dass sie so strahlendweiß und sauber sind – alles andere als schmutzig!


Eine halbe Stunde, bevor ich mich schweren Herzens losreißen wollte, fand endlich ein zaghaftes Aas hack statt. Den dicken Fleischbrocken auf dem Baumstamm rührten sie nicht an, allerdings lag ein kleinerer Fleischfetzen im Gras auf dem Boden. Zuerst rupfte einer der beiden Geier kleine Fleischfetzen aus dem Aas, trank zwischendurch einen frischen Schluck Wasser hinterher und griff dann erneut mit seinen Krallen nach dem Aas. Der andere Geier saß währenddessen etwas erhöht auf dem Geier-Felsen und schien Wache zu halten.




Nach eher bescheidenen Häppchen wechselten die Geier schließlich ihre Position, so dass sich auch der zweite Geier den Schnabel vollschlagen konnte. So ging das Aas hack einige Male hin und her, bis einer der beiden den restlichen Aas-Brocken in den Schnabel nahm und damit auf seinen Geier-Felsen flatterte. Ich habe mich dann schließlich auch losgerissen, um noch schnell den riesigen Schuhschnabel ein weiteres Mal zu sehen, bevor Rangi und ich uns nach ihrem Feierabend getroffen haben...



Wer neugierig geworden ist auf den Zooh! Zürich, der findet hier den Link zur Internet-Präsenz der Züricher Schmutzgeier und somit auch zur Homepage des Zoos:

http://www.zoo.ch/xml_1/internet/de/application/d3/d294/f1454.cfm?id=127

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