Zwischen dem 13. und 15.02.2021 findet die erste große Andenkondor-Zählung Kolumbiens statt.
Der Andenkondor ist nicht nur Kolumbiens Wappentier, sondern wird auch von vielen indigenen Völkern verehrt. Das Volk der Nasa bezeichnet ihn zum Beispiel als Großvater, der von oben herab die Welt beobachtet und mit Energie versorgt. Wenn sich Menschen in seinem Gebiet nicht gut verhalten, wird er sehr wütend.
Leider ist der Andenkondor, dessen Lebensraum sich von Venezuela, entlang der Anden bis Argentinien erstreckt, stark bedroht. Seit den 80er-Jahren wurden gut 69 Andenkondore aus Partnerzoos und Schutz-Organisationen ausgewildert, aber aufgrund der niedrigen Reproduktionsrate sind große Verluste beinahe unmöglich wieder auszugleichen. Andenkondore werden erst im Alter von 8 Jahren geschlechtsreif und legen nur alle 2-3 Jahre ein Ei. Der Jungkondor wird von seinen Eltern länger als ein Jahr betreut, so dass in dieser Zeit kein weiteres Ei gelegt wird.
Vor etwa 20 Jahren wurde sein Bestand in Kolumbien auf ca. 60 Exemplare geschätzt. Heute schätzen Experten zwar, dass es zwischen 90 und 130 Exemplaren in Kolumbien gibt, aber bestätigt sind diese Zahlen nicht. Die Vermutung liegt nahe, dass viele Exemplare doppelt „gezählt“ wurden, da Andenkondore hunderte Kilometer an einem Tag auf Nahrungssuche zurücklegen können. Um Klarheit zu schaffen, sollen nun Mitte Februar über ganz Kolumbien verteilt Andenkondor beobachtet und gezählt werden. Seit Dezember 2020 können sich Kondor-Begeisterte online anmelden (Ende 2020 waren es bereits 174), um die Zählung zu unterstützen. An den Tagen der Zählung sollen sich die Freiwilligen über das ganze Land verteilen und an zuvor ausgewerteten, strategisch guten Beobachtungspunkten Ausschau halten. Um ein möglichst zuverlässiges Ergebnis zu erzielen, werden die Freiwilligen zuvor in Gruppen aufgeteilt und von regionalen Koordinatoren ausgebildet, um grundlegende Informationen zu erhalten (z.B. Unterschied zwischen Männchen und Weibchen). Anschließend werden alle Sichtungen in einer Datenbank gesammelt und ausgewertet. Wie gerne würde ich mithelfen!!!
Andenkondore sind übrigens die einzigen Geier, bei denen der Unterschied zwischen Männchen und Weibchen eindeutig auch für Laien erkennbar ist: Die Männchen haben nämlich schon als winziges Küken einen fleischigen Kamm auf dem Kopf, der dem Weibchen fehlt.
Es ist wichtig herauszufinden, in welchen Gegenden wie viele Exemplare eines Geschlechts unterwegs sind. Bei Andenkondoren dominiert das Männchen das Weibchen. Die Sterblichkeitsrate von Weibchen ist höher, da sie aufgrund der männlichen Dominanz z.B. seltener Futter am Aas bekommen. Sollten bei der Zählung also Gegenden mit Männchen-Überschuss identifiziert werden, so könnten dort bei späteren Auswilderungen gezielt mehr Weibchen freigelassen werden, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen.
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