Samstag, 30. November 2019

Im Kreis der Geier

Gestern Abend wurde im Schweizer Fernsehen die tolle Bartgeier-Dokumentation "Im Kreis der Geier" aus der Serie NETZ NATUR ausgestrahlt. Schon von der Beschreibung her war ich total begeistert und konnte es kaum erwarten mir die Sendung online anzuschauen:
"Wenn er mit unbeschreiblicher Eleganz und Leichtigkeit in der ganzen Breite seiner nahezu 3 Metern Flügelspannweite der Kamera in zeitloser Ruhe und Gelassenheit entgegensegelt, als ob ihn die schroffen Felszacken, die bedrohlichen Eisschlünde und die schattigsten Abgründe des Hochgebirges nichts angingen, kann sich weder der Filmer noch das Publikum der Faszination dieses majestätischen Vogels entziehen."
Die Dokumentation beginnt mit dem Schlupf eines süßen Bartgeier-Kükens im Inkubator. Mit seinem Eizahn pickt der Minigeier ein Loch in die Eierschale, erweitert das Loch rund ums Ei und drückt die Schale letztendlich unter Aufbietung all seiner Kräfte auf. Dabei ist das entzückende Fiepen des Minigeiers zu hören. Nach dem vollständigen Schlupf wird sein verklebter Flaum vorsichtig durch einen Geierschützer mit einer Zahnbürste sauber gekämmt. Dieses Küken bringt kurz nach der Geburt 156 g auf die Waage. Kaum vorstellbar, dass es ausgewachsen einmal bis zu 7 kg wiegen wird.
Vor 130 Jahren galten Bartgeier in der Schweiz als ausgerottet. Ursache dafür war die Ausbreitung des Menschen in zuvor unberührte Alpenlandschaft. Große Gebiete wurden entwaldet und viele wilde Tiere verschwanden. Wo früher noch Bär, Wolf und Luchs wilde Tiere jagten und für genügend Futteraas für die Geier sorgten, wurden nun Raubtiere geschossen oder durch Giftköder zum Schutz von Nutztier getötet. Dadurch sank das Nahrungsangebot für die Bartgeier und sie wurden häufig ebenfalls Opfer durch Giftköder. Außerdem starben sie zahlreich nach dem Verzehr von Bleifragmenten, die in den Überresten ausgeweideter Jagdbeute zu finden sind. Am schlimmsten war aber die bewusste Verfolgung des als "Lämmergeier" verschrienen Bartgeiers, der angeblich kleine Lämmchen tötet oder sogar Babys aus ihren Kinderwagen raubt. Ein fataler Irrglaube, der zur Ausrottung in den Alpen geführt hat.
1991 wurden im Rahmen des großen Bartgeier-Wiederansiedlungsprojektes die ersten drei Bartgeier im Schweizer Engadin ausgewildert. Sie wuchsen in Zuchtzentren wie der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (EGS Haringsee) von Hans Frey auf. In der EGS schlüpften bereits gut 160 Bartgeierküken. Außerdem wurden ca. 50-60 Küken durch Ammenpaare adoptiert und großgezogen, darunter auch durch Männerpaare, die natürlich keine eigenen Eier legen können. Bartgeier legen normalerweise zwei Eier, aus denen süße Küken schlüpfen. Das zweite Ei ist allerdings nur eine Rückversicherung, falls mit dem ersten Ei bzw. Küken etwas passiert. Entwickelt sich das erste Küken gut, so wird es sein kleineres Geschwisterchen töten, um selber mehr Nahrung zu erhalten. Dadurch ist gesichert, dass das stärkere Küken auch in Zeiten von Nahrungsknappheit überlebt. In Zuchtstationen wird ein Ei aus dem Nest entfernt und vorerst im Inkubator bebrütet. Später wird es dann einem Ammenpaar übergeben und ihm ein trauriges Schicksal erspart. Auf diese Weise erhöht sich die Nachzucht deutlich und es können später mehr Jungtiere ausgewildert werden.
Vor der Freilassung werden jedem Jungvogel bestimmte Federn gebleicht, damit der Geier im Flug bis zu seiner ersten Mauser klar identifizierbar ist. Seit 2004 werden die Geier zudem mit GPS-Sendern ausgestattet und ihr Flugverhalten unter anderem durch Daniel Hegglin von der Stiftung Pro Bartgeier ausgewertet.
Die noch flugunfähigen Junggeier werden zu ihrer Auswilderung gemeinsam in einer geschützten Felsnische ausgesetzt. Die Auswilderungen der Geier werden seit Jahren begeistert von der Öffentlichkeit verfolgt und unterstützt. Oft gibt es ein großes Rahmenprogramm mit vielen Besuchern und Unterstützern. Da die Geier aber in streng geschützten Gebieten der Nationalparks ausgesetzt werden, darf die Öffentlichkeit sie nur auf einem Teil der Reise begleiten. In ihrer Nische werden die Junggeier einige Wochen ohne Menschenkontakt zugefüttert und können ihre wilden Artgenossen in freier Natur beobachten. Bei ihren ersten Ausflügen werden sie aus der Ferne beobachtet, um im Notfall eingreifen zu können.
Mittlerweile werden nicht nur Nachzuchten ausgewildert, sondern auch die wilden Geier ziehen regelmäßig Junggeier in den Alpen auf. Hierbei wurden Geiernester in über 3000 m Höhe entdeckt und nicht selten bilden sich sogar Bartgeier-Trios. Wann immer möglich sammeln Geierschützer Federn nahe bekannter oder neuer Nester ein, die unter anderem durch Franziska Lörcher analysiert werden. Durch diese DNA-Untersuchungen kann festgestellt werden wer sich mit wem verpaart hat.
Am Beispiel eines Brutpaares aus dem Tierpark Goldau wird schön gezeigt, wie Geiereltern ihrem Nachwuchs beim Schlupf helfen und mit ihren riesigen Schnäbeln ganz vorsichtig kleine Schalenstückchen vom Ei entfernen. Das winzige Küken wird zunächst mit feinem Muskelfleisch gefüttert. Nach ca. 6 Wochen entwickeln sich die Federn und wachsen fast 1 cm am Tag. Ausgewachsen ernähren sich Bartgeier vorwiegend von Knochen, die sie mit einer Länge von 30 cm noch am Stück verschlucken können. Sind die Knochen zu groß, so nehmen die Geier sie hoch in die Lüfte und lassen sie auf Felsplateaus fallen, um sie zu zerbrechen und die kleineren Stücke verschlingen zu können.
Die Filmaufnahmen der wilden Bartgeier sind wirklich klasse und zeigen perfekt, wie majestätisch Bartgeier durch die Lüfte gleiten. Mittlerweile sind die Bartgeier zwar wieder zurück in den Alpen, aber ob sie langfristig auch dort bleiben, hängt allein vom Menschen ab!
Am Ende der Doku werden vier Kernaussagen zusammengefasst, über die jeder einmal nachdenken sollte:
  • Der Bartgeier wurde hauptsächlich aufgrund von Fake News ausgerottet, die auch heute mehr denn je großen Einfluss auf die Menschen haben.
  • Es ist wesentlich leichter eine Tierart im Vorfeld zu schützen, als sie später mühselig über Jahrzehnte langsam wieder zurückzuholen.
  • Bleihaltige Munition ist und bleibt eine große Gefahr für Geier und sollte gesetzlich verboten werden.
  • Nur was wir Menschen mögen, schützen wir auch! Der Bartgeier hat viele Fans gefunden, aber anderen Geierarten geht es derzeit leider nicht so.
In dem Bericht wurde auch eine ganz aktuelle Information der Stiftung Pro Bartgeier erwähnt: Leider wurde einer der ersten wildgeschlüpften Bartgeier der Schweiz tot aufgefunden. Der 12-jährige Bartgeier-Mann flog 2007 aus und wurden seit 2012 als Brutvogel dokumentiert. Im Mai 2019 wurde ein toter Bartgeier mit frischen Schnittverletzungen und einem gebrochenen Halswirbel aufgefunden, die er sich vermutlich in einem Revierkampf mit einem Steinadler zugezogen hat. Wie jetzt veröffentlicht wurde, waren bei einer Röntgenuntersuchung drei Schrotkugeln im Körper des Geiers entdeckt worden, woraufhin er weiter untersucht wurde. Es stellte sich heraus, dass er die Schrotkugeln bereits länger im Körper trug und es Wunder grenzt, dass er den Beschuss überhaupt überlebt hat. Obwohl Bartgeier in den Alpen mittlerweile sehr beliebt und bewundert sind, scheint es noch immer illegale Wilderer zu geben, die versuchen diese prachtvollen Geschöpfe abzuschießen.

Donnerstag, 28. November 2019

Thanksgiving dinner

Passend zum heutigen Thanksgiving in den USA entdeckte ich einen Online-Artikel, bei dem ich noch immer nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll.
Der Verfasser des Artikel beschreibt, wie er vor einigen Jahren von einem Freund zum Thanksgiving Dinner eingeladen wurde. Der besagte Freund war erst kürzlich von Queens aus in eine Hütte in die Wälder gezogen, um mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Dort wollte er Fischen und Jagen lernen und herausfinden, wie man sich in freier Natur ernähren kann. Als Unterstützung bekam er von seinem Kumpel eine Vogelerkennungsbuch und eine Flinte geschenkt. Eigentlich wollte er auf Gänsejagd gehen, bekam aber passend zum Fest einen ganz anderen Vogel vor die Flinte: Einen Truthahn!
Zu dieser Zeit war der Artikelverfasser sehr sportlich und trotz gesunder Skepsis, was den Truthahn betraf, verzichtete er als Vorbereitung auf den Thanksgiving-Fressmarathon auf Frühstück und Mittagessen und rannte 10 Meilen. Als er abends den gerösteten Truthahn serviert bekam, wunderte er sich über die ungewöhnliche Form des recht kleinen Vogels sowie die untypisch dunkle Farbe des Fleisches. Ausgehungert schlang er sich dennoch sofort einen großen Bissen rein. Das Fleisch schmeckte so abscheulich, dass er den Bissen nicht runter bekam und auf den Teller spuckte. Natürlich erntete er danach strafende Blicke und betretenes Schweigen.
Nach einem gemeinsamen Blick in das Vogelerkennungsbuch stellte sich heraus, dass es sich bei dem Festbraten nicht um einen Truthahn handelte, sondern um einen Truthahngeier!!! Der Truthahngeier hat seinen Namen nicht ohne Grund bekommen, schmückt ihn doch ein truthahnähnlicher hübscher, kahler Kopf mit roter Haut. Bedenkt man seine Ernährungsweise, tote, teils halb verweste Kadaver, so wundert es kaum, dass er auch als Thanksgiving Dinner zubereitet keinen kulinarischen Genuss darstellt.
Selbstverständlich gehören Truthahngeier nicht auf den Festtagstisch, sondern sollten vielmehr elegant und friedlich am Himmel kreisen.
Das Thanksgiving Dinner wurde vegetarisch fortgesetzt und der Freund verkündete wenig später, dass er das Jagen aufgeben wird. Letztendlich gab er sein Einsiedlerleben auf und zog wieder zurück nach Queens. ;-)
In diesem Sinne: Happy Thanksgiving!!!

Samstag, 23. November 2019

10 vergiftete Geier in der Masai Mara

In der kenianischen Masai Mara wurden am 13.11.2019 insgesamt 10 vergiftete Geier gefunden, die vom Aas einer mit Pestiziden kontaminierten Hyäne gefuttert hatten. Als Ranger den Tatort während einer Patrouille entdeckten, zeigten einige Geier noch schwache Lebenszeichen. Sofort wurden eine Geierschutz-Kontaktperson vom Peregrine Fund informiert, die innerhalb von 7 Minuten am Tatort eintraf. Sofort wurden die Geier mit Atropin behandelt, einem Gegenmittel bei Vergiftung durch Pestizide. Die überlebenden Geier wurden in eine Auffangstation gebracht und weiter betreut. Auf diese Weise konnten zwei kritisch bedrohte Sperbergeier, ein gefährdeter Ohrengeier und ein kritisch bedrohter Weißrückengeier gerettet werden. Nur fünf Tage später konnte bereits ein weiblicher Sperbergeier wieder freigelassen werden. Für vier Sperbergeier und zwei Ohrengeier kam leider jede Hilfe zu später!
Da bei Vergiftungsfällen jede Sekunde zählt, wurde bereits 2016 ein Netzwerk mit vielen Naturschutzorganisationen gegründet, um möglichst schnell an einem Tatort eintreffen und diesen sichern zu können. Je früher die Dekontaminierung des Tatorts geschieht, desto mehr tote Geier und andere Opfer können vermieden werden. Außerdem gibt es eine Vulture Protector WhatsApp group, bei der 52 Geierschützer aus 22 Organisationen sofort mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Etwa 60 % aller Geierverluste werden in Afrika auf Vergiftungen zurückgeführt. Hierbei wird zwischen zwei Arten von Vergiftung unterschieden: Im Süden Afrikas werden tote Nashörner und Elefanten von Wilderern mit Gift kontaminiert, um bewusst Geier auszurotten, die eventuell Ranger auf die gewilderte Beute aufmerksam machen könnten. Bei solchen Vorfällen sterben schnell hunderte Geier auf einen Schlag! Im Osten Afrika sind Geier meistens eher Kollateralschäden, wenn Farmer durch Giftköder ihre Herden vor Raubtieren wie Löwen und Hyänen schützen wollen und die Geier ebenfalls vom vergifteten Aas futtern.
Von den elf Geierarten, die auf dem afrikanischen Kontinent leben, sind sieben Geierarten von der IUCN als kritisch bzw. stark bedroht eingestuft.

Donnerstag, 21. November 2019

Gastbeitrag: Geiersichtung in Uganda

Ich freue mich, dass ich heute einen Gastbeitrag eines aufmerksamen Naturliebhabers veröffentlichen darf, dem auf seiner Uganda-Reise auch einige prachtvolle Geier vor die Linse geflattert sind!

"Es war am 11.09.2019 gegen 10:00h als wir auf unserer morgendlichen Pirschfahrt durch den 'Lake Mburo NP' im Südwesten Ugandas in einiger Entfernung dieses "Geierfrühstück" beobachten durften. Unsere Driver-Guides klärten uns auf, dass es sich um eine Gruppe Weißrückengeier handelte.
Damit wir besser fotografieren konnten, durften wir sogar ausnahmsweise die Fahrzeuge verlassen. Leider reichte es nur für diese Aufnahmen, aber nicht um zu erkennen, was sie sich gerade schmecken ließen. Dazu hätte man sich um mehr als 100m von den Safariwagen entfernen müssen, was aber nicht empfehlenswert gewesen wäre, da das Aas wohl kaum von Geiern gerissen wurde, sondern vermutlich von Löwen oder Leoparden. Und da es im 'Lake Mburo Natl. Park' vier der 'Big Five' (außer Nashörner) gibt und alle über 100m schneller sind als wir, beließen wir es bei dieser Perspektive. Auch so war es ein Spaß das große Geflatter und Gezanke um die leckersten Happen zu beobachten!
Überhaupt ist Uganda ein Eldorado für Ornithologen; allein in diesem NP flatterten uns außer den oben genannten Geiern auch Afrikanische Seeadler, Marschadler, Nilgänse, Kingfisher, Kronenkraniche (Wappentier des Landes), Nashornvögel, Perlhühner, Kiebitze und - wer kennt sie nicht - der Nacktkehl-Lärmvogel und die Afrikanische Binsenralle vor die Kamera."
(c) Text und Bilder U. Bornschein

P.S.: Was der Tourguide übersehen hat seinen Gästen mitzuteilen: Unter die Weißrückengeier hatten sich auch zwei tolle Wollkopfgeier gemischt!

Mittwoch, 13. November 2019

4 tote Schmutzgeier auf Markt in Niger

Auf einem Markt in Niger sind vier tote Schmutzgeier entdeckt worden. Bei der Untersuchung des Marktes entdeckte das Team von Egyptian Vulture New LIFE (EVnewLIFE) nicht nur Körperteile von Geiern, sondern auch Geiernester. Wieder einmal mehr zeigt sich, dass die Nutzung von Geiern in der traditionellen Medizin weiterhin eine große Bedrohung für den Artbestand darstellt.
Zu diesem Thema ist kurz vorher ein Artikel veröffentlich worden, der einen guten Überblick über den Einfluss der Nachfrage an Geier-Körperteilen auf die heimische Geier-Population gibt. Eine Zusammenfassung wurde bereits auf der European Vulture Conference der Vulture Conservation Foundation (VCF) in Portugal vorgestellt, aber ein paar mehr Infos hierzu können sicher nicht schaden.
Geier-Körperteile werden in der traditionellen Medizin und zu anderen Glauben-basierten Zwecken genutzt, da sich die Kunden eine Heilung von einer Vielzahl verschiedener physischer und psychischer Krankheiten erhoffen. Aufgrund der guten Sehkraft von Geiern wird ihnen außerdem nachgesagt, dass sie in die Zukunft schauen können – und dabei u. a. die Lottozahlen oder das Ergebnis von Fußballspielen vorhersagen können. Geier gehören damit zu den begehrtesten gehandelten Vogelarten. Der illegale Handel mit Geier-Körperteilen ist flächendeckend bekannt, von Nigeria bis Südafrika. Die Frage ist nun, wie sich die hohe Nachfrage auf den migrierenden Schmutzgeier auswirkt.
(c) Sahara Conservation Fund
Schmutzgeier sind die einzigen Geier, die über viele tausende Kilometer zwischen Afrika, Asien und Europa migrieren. Leider gehen die Zahlen nicht nur in Afrika, sondern auch in vielen einstigen Brutgebieten Europas zurück. Seit 2011 haben sich viele Projekte, darunter The Return of the Neophron (LifeNeophron), im Balkan zusammengeschlossen, um den Schmutzgeier zu erforschen und besser schützen zu können. Seit 2016 werden mit dem neuen Projekt Egyptian Vulture New LIFE (Partner von The Return of the Neophron) die Bedrohungen für den Schmutzgeier in den 14 Ländern entlang der Migrationsroute untersucht, darunter auch Niger und Nigeria. Hierzu wurden viele Schmutzgeier mit GPS-Sendern ausgestattet.
2018 wurden viele Märkte in Niger und Nigeria auf Geier-Körperteile, speziell Schmutzgeier, untersucht. Dabei wurde je Markt dokumentiert wie viele Verkaufsstände Geier-Körperteile anboten, wie viele früher Geier-Körperteile angeboten haben und wie viele wiederum Geier-Körperteile verkaufen würden, wenn sie denn welche hätten. Außerdem wurden die Verkäufer nach der Herkunft der Geier gefragt und wie groß sie die Geier-Population einschätzen.
(c) Sahara Conservation Fund
Es zeigte sich, dass der illegale Handel mit Geiern in Nigeria 10x größer ist als in Niger. Von den 19 untersuchten Märkten in Nigeria mit ca. 26.000 Verkaufsständen verkauften 397 Stände Geier-Körperteile. Es konnten zwar keine Schmutzgeier entdeckt werden, aber jeder Verkäufer merkte an, dass er Schmutzgeier verkaufen würde. In Niger wurden nur an 3 von 2.950 Ständen Geier-Körperteile angeboten.
Der Hauptgrund dafür, dass auf den Märkten in Nigeria keine Schmutzgeier gefunden wurden, liegt laut den Verkäufern daran, dass Schmutzgeier in Nigeria sehr selten geworden sind. Sie stimmten zu, dass dies vor allem an der direkten Verfolgung für illegalen Handel, Medizin, Rituale oder Nahrung liegt. In Niger merkten die Händler an, dass die Geier-Population durch die hohe Nachfrage aus Nigeria dezimiert wurde. Es zeigte sich zudem, dass aufgrund der schwindenden Population die meisten Geier-Körperteile nicht mehr aus Nigeria oder Nachbarländern wie Niger, Tschad, Kamerun oder Burkina Faso kommen, sondern auch aus entfernteren Ländern wie Mali, Senegal oder der Zentralafrikanischen Republik. Die hohe Nachfrage an Geiern in Nigeria beeinflusst also eindeutig auch die Geier-Populationen im subsaharischen Afrika.
(c) Sahara Conservation Fund
In Nigeria sind Geier gesetzlich geschützt und das Töten von Geiern sowie der Handel mit ihnen verboten. Allerdings wird dieses Gesetz nicht gelebt. Bleibt die Nachfrage nach Geier-Körperteilen weiterhin so hoch, sieht die Zukunft der Schmutzgeier düster aus. Zusammengefasst: Würden alle 397 befragten Verkäufer in Nigeria nur jeweils einen Schmutzgeier pro Jahr anbieten, so wäre die gesamte osteuropäisch Schmutzgeier-Population (nur ca. 60 Brutpaare) ratzfatz ausgerottet.
Um den Handel mit Geier-Körperteilen in Nigeria zu stoppen, wurde durch die Nigerian Conservation Foundation (NCF) gemeinsam mit BirdLife Africa ein neues Projekt gegründet. Dieses wird vom United States Fish and Wildlife Service (USFWS) finanziert.

Dienstag, 12. November 2019

Kirmeswochenende

Alle Jahre wieder genieße ich die Martinikirmes. Einkaufen ist an diesem langen Wochenende nicht nötig, da das köstliche Fressbuffet direkt vor der Haustür steht!
Entgegen der Vorjahre konnte ich diesmal allerdings nur an einem Karussell Geier entdecken: Die altbekannten Voodoo-Geier (oberhalb des Kannibalenkopfes mit Knochen im Schnabel). Auch wenn ich meinem Magen zuliebe nicht auf dieses Karussell gegangen bin, habe ich die Voodoo-Geier bei jedem Besuch begrüßt!
Abschiedsfeuerwerk am Dienstagabend:

Donnerstag, 7. November 2019

Über 100 Kalifornische Kondore in Big Sur

Tolle Nachrichten aus Big Sur in Kalifornien: Hier bereiten sich derzeit fünf wunderschöne Kalifornische Kondor-Küken darauf vor nach sechs Monaten endlich flügge zu werden!
Durch die fünf Küken überschreitet die Kondor-Population Zentral-Kaliforniens nun erstmalig die 100er-Marke. Hinzu kommen sechs weitere Küken aus Zuchtprogrammen, die durch die Ventana Wildlife Society ausgewildert werden sollen sowie zwei weitere durch den Pinnacles National Park. Damit steigt die Anzahl der Kalifornischen Kondore in Zentral-Kalifornien auf 111, was einer Steigerung der Population von über 10 % in nur einem Jahr entspricht.
Kalifornischer Kondor im Pinnacles National Park
Noch vor 28 Jahren waren Kalifornische Kondore in der freien Natur ausgestorben, nachdem die letzten 27 Exemplare eingefangen und in Zuchtprogramme übergeben wurden. Der Einsatz bleihaltiger Munition bei der Jagd und der tödliche Verzehr mit Blei kontaminierter Kadaver war ihnen zum Verhängnis geworden. 1992 wurden die ersten Nachzuchten durch den United States Fish and Wildlife Service nahe Santa Barbara ausgewildert. Leider war das Blei-Problem noch immer nicht behoben und weitere Kondore starben. Seit dem Beginn des Wiederansiedlungsprojektes starben 83 Kalifornische Kondore an Bleivergiftung, das entspricht 40 % aller dokumentierten Verluste.
Um dem entgegen zu wirken, verteilt die Ventana Wildlife Society seit 2012 kostenlos bleifreie Munition an Jäger und Farmer. Ein Meilenstein wurden schließlich am 01.07.2019 erreicht, als Kalifornien offiziell den Einsatz bleihaltiger Munition verbat.
Kalifornischer Kondor im Pinnacles National Park
Großen Einfluss auf den erfolgreichen Anstieg der Kondor-Population hat auch die Erholung der Meeressäugetier-Population an der kalifornischen Küste. Große Klimaphänomene, wie die El Niño Jahre, führen häufig zu einem Massensterben und damit weniger Nahrungsangebot für Kondore, die sich auch von toten Meeressäugern ernähren.
Zum Glück erholen sich Populationen von Seehunden und kalifornischen Seelöwen normalerweise recht schnell und der Tisch für die Kondore ist wieder reichlich gedeckt. Das Fleisch von Meeressäugern ist sehr nährstoffreich und damit ein super Futter für hungrige Kondor-Küken. Die Ventana Wildlife Society berichtet, dass kein Kondorküken so gesund und wohlgenährt ist, wie Kondorküken, die von ihren Eltern mit saftigem Fleisch eines gestrandeten Grauwals gefüttert wurden.
Truthahngeier auf der Suche nach Fischaas in Big Sur
Im gesamten Südwesten der USA gibt es mittlerweile über 300 wilde Kalifornische Kondore, Anzahl steigend! Ein super Comeback!!!

Samstag, 2. November 2019

Bartgeier beim Nestbau

Während eines langen Wochenendes bei Freunden in Berlin besuchten wir spontan die Krummschnäbel im Zoo Berlin.
Da ich nur eine Handykamera dabei hatte, ist die Qualität der Bilder eher bescheiden, aber am wichtigsten war es, dass ich überhaupt endlich wieder Geier gesehen habe!!!
Die knuffigen Königsgeier beschäftigten sich ausgiebig mit ihrer Gefiederpflege und genossen die bewundernden Blicke der Besucher.
Die beiden beeindruckenden Bartgeier saßen zunächst auf einem Baumstamm.
Kurze Zeit später flatterte einer der beiden mit einem eleganten Sprung auf den Brutfelsen und suchte sich einen großen Stock aus, den er interessiert mit dem Schnabel bearbeitete.
Das hätte auch ein großer Mittagessensknochen gewesen sein können, den der Geier mit einem gierigen Happs verschlingt.
Während der Geier noch mit dem Stock herumhantierte, kam für einen Moment an diesem trüben Tag sogar die Sonne raus.
Nach wenigen Minuten wurde der Stock in der Bruthöhle deponiert. Die Brutsaison kann starten!!!
Auf einer Bartgeier-Infotafel entdeckte ich...
...meinen alten Bekannten Michi. An dieser Stelle beste Grüße nach Österreich!
Die Gänsegeier waren nicht ganz so aktiv und saßen an verschiedenen Stellen im Gehege herum.
Kurzer Hüpfer und damit genug der Bewegung.
Aussichtsposten oberhalb des Aases.
In der Durchlaufvoliere konnte ich zwei Kappengeier entdeckten. Von den Palmgeiern fehlte jede Spur.
In der Voliere mit zwei Geierraben leben auch zwei Wollkopfgeier. Leider ließen sich diese beim besten Willen nicht ablichten.
Auf der Suche nach den Andenkondoren sorgte diese Kombination auf dem Zooplan etwas für Verwirrung ;-)
Aber ich muss den Zoo Berlin in Schutz nehmen, links neben der Pinguinwelt ist natürlich ein Pinguin abgebildet.
Andenkondor-Suchbild:
In der großen Andenkondor-Voliere konnte ich auf den zweiten Blick zwei majestätische Andenkondore hoch oben in den Bäumen entdecken!
An anderer Stelle trieben sich noch ein paar Geierperlhuhn-Statuen herum.
Leider ist die Winterzeit zoomäßig echt uninspirierend und ich kann es kaum erwarten in eineinhalb Monaten endlich wieder Geier in freier Natur zu bewundern!