Samstag, 10. Oktober 2015

Im Ohrengeier-Nest

Oh Wunder, morgens war es richtig erfrischend kühl. Ich hatte für einen Moment sogar überlegt eine Jacke anzuziehen - aber nur fast.
Es gab sogar einige Wolken am Himmel, wodurch der Sonnenaufgang umso schöner wirkte.
Eltern-Ohrengeier auf der Flucht vor uns.
Auf zum ersten Geiernest des Tages...
...mit einem wunderschönen Küken!
Die Aussicht wollte ich mir nicht entgehen lassen, also bin ich einmal schnell zum Küken hochgeklettert, um mich nochmal zu verabschieden. Die großen Nester sind wirklich beeindruckend!
Beim Messen des Nestdurchmessers legen wir das Maßband zweimal quer vom äußersten Stöckchen bis zum äußersten Stöckchen. Und für den Innendurchmesser messen wir nur das Stück, das hier etwas gelblicher und "massiver" wirkt als der Rest. Der Trichter, in dem das Küken oft gemütlich liegt, ist meist nicht sonderlich tief. Zwar schwer zu messen, aber groß geschätzt nur 10 cm tief.
Was man nicht alles so am Schuh mit sich herumschleppt...
Das zweite Nest des Tages durfte ich erklettern!!!
Ich hatte mir bisher zwar gut angeschaut, was man zu tun hat und wie man den Geier schnappt, aber trotzdem war ich vor dem großen Moment sehr aufgeregt.
Mit Beutel, Heckenschere und Maßband ging es die Leiter hoch.
In der Dornenschicht wird dann alles weggeschnippelt, das wehtun könnte, ohne den Baum zu ruinieren. Manche Bäume haben allerdings Stacheln in Form von Zahnstochern, die sich schon allein durch den bloßen Anblick genüsslich in die Haut bohren.
Zum Messen der Nesthöhe hält unten jemand die Maßbandrolle, während ich das andere Ende mit hochgenommen habe. Oben versucht man das Maßband groß auf Nesthöhe zu halten und unten wird dann gemessen. Je nach Baum und Zweigen ist es jetzt nicht 100%ig korrekt, aber die grobe Höhe reicht. Oft liegen die Nesthöhen bei 6-8 m, es gibt aber auch deutlich höhere und niedrigere.
Ich habe es irgendwie nicht übers Herz gebracht das Geierküken komplett zum Rollbraten zu verschnüren, daher habe ich ihm die Aussicht aus dem Beutel ermöglicht.
Gar nicht so leicht, mit 6 kg Geier unterm Arm und Stacheln überall heil die wackelige Leiter runterzukommen. Aber das Geieradrenalien ließ mal wieder alle Sorgen vergessen!
Was für ein liebes Geierkind. Kein Versuch um sich zu hacken, sondern sehr, sehr friedlich.
Und kuschelig!
Vorsichtig auf dem Wagen ablegen...
...und zurechtrücken.
Für den Metallring war ich leider ein wenig zu schwach. Zwar konnte ich ihn um die Kralle klemmen und zusammendrücken, aber ich habe den Verschluss nicht flach bekommen. Dabei hat Holger mir dann ausgeholfen, damit ich den Geier nicht ausversehen noch ärgere. Die Flügelmarkierung war hingegen kein Problem, auch wenn es mir natürlich immer wieder leid tut, wenn man dem Geier kurz wehtun muss. Mein Schützling hier war aber ganz tapfer und hat nichtmal gezuckt.
Machs gut, Kleiner! Sei vorsichtig beim Fliegen und halte dich fern von Giftködern! Diesen Rat haben wir jedem Geierkind mit auf den Weg zurück ins Nest!
Nach dem Wiegen brachte ich das Kerlchen wieder zurück ins Nest und kam aus dem Grinsen nicht mehr raus. Mein erster Besuch in einem Geiernest war erfolgreich durchgeführt!!!
Unterwegs zu weiteren Nestern trafen wir auf einige Bergzebras und anderes Getier. Bei der Geierberingung war eindeutig die Safari inklusive!
Ohrengeier auf einem Baum.
Erfolgreicher Kamera-Scheck.
Eines der besonders großen Küken, die wir heute fanden. Das Federkleid, Schnabel und Füße sind praktisch ausgewachsen. Dennoch wird er sich noch ca. einen Monat mit dem Fliegen gedulden müssen.
Fettwanst! Über 7 kg!
Beim Zurückbringen ins Nest ist Andrea, einem sehr netten Italiener wohnhaft in Finnland, dieses tolle Foto hier gelungen!!! Der Geier war offenbar nicht sonderlich begeistert über die Störung in seinem Nest und fauchte Andrea nach der Beringung wütend hinterher.
Später kamen wir an einem großen Nest in einem kleineren Baum vorbei, in dem ein großes Vieh drinlag. Holger meinte es handle sich dabei um ein Sekretär-Nest aus dem letzten Jahr. Leider mussten wir feststellen, dass in dem Nest ein toter Sekretär lag. Schnief, wirklich schade. Keiner weiß, was ihm zugestoßen ist, aber wir sparten und das traurige Hochklettern.
Immer wieder Oryxe...
...und weitere süße Ohrengeierküken.
Leider fanden wir in einem Ohrengeiernest ein sehr schmutziges Geier-Ei. Vermutlich ist es bereits verfault. Entweder aus dem letzten Jahr oder ein unbefruchtetes aus diesem Jahr.
Vor der Mittagspause stellten wir dann fest, dass es sich bei einem der vom Flieger aus notierten Nester vermutlich um ein Weißrückengeiernest handelt, da ein ausgewachsener Geier im Nest saß und sich erst vom Platz bewegte, als wir anhielten.
Dank der Kamera konnten wir ein großes Geier-Ei erkennen. Wenn es sich tatsächlich um ein Weißrückengeier-Ei handeln sollte, dann wäre es in dieser Gegend das erste entdeckte, gelegte Weißrückengeier-Ei seit Jahrzehnten!!! Daher wird Holger in zwei Monaten nochmal hinfahren, um nach dem Rechten zu schauen. Es wäre ein toller Erfolg!!!

Heute fuhren wir übrigens von Namib Water über Escourt nach Tsondab. Wo genau die Grenzen waren, kann ich anhand der Bilder allerdings nicht mehr sagen...

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