Sonntag, 28. Oktober 2012

Wenn Geier baden gehen

Auf in einen neuen Tag voller spannender Erlebnisse...
Eigentlich dachte ich ja, dass ich nach einer Woche Bewegung etwas fitter werden müsste. Da aber heute schon um 8 Uhr die Sonne gnadenlos brannte, bin ich mit hängender Zunge bei den Kondoren angekommen. Da hier das Wetter minütlich wechseln kann, schleppe ich ja auch immer einen fetten Rucksack mit mir herum. Wenigstens 2 Jacken inklusiver warmer Regenjacke, den Regenponcho, Kameras, Fernglas, Lunchpaket, Schreibutensilien für die Beobachtungen, 2 Liter Wasser und Kleinkram, den man halt so mit sicher herum schleppt. Außerdem ziehe ich lieber die (momentan zu warmen) Wanderstiefel statt flache Trekkingschuhe an, weil sonst der Regen vorprogrammiert ist. Aber die Andenkondore störts ja auch nicht, wenn ich vor ihrer Nase die Schuhe auch mal ausziehe.
Und da kreist sie auch schon, eine wilde Kondor-Dame! Morgens ist sie zweimal je 10 Minuten über uns herum gekreist, verzweifelt auf der Suche nach Aas. Aber leider immer noch nichts da :-(
Dafür habe ich mir heute ein köstliches Fresschen mitgenommen: Einen "Schleimi", auch Grenadilla genannt, meine Lieblingsfrucht. Mjamm, nachdem ich schon die Küchenvorräte weggemampft habe (leider mag Nathan sie auch, nachdem er sie zum ersten Mal gegessen hat), haben wir gestern eine neue Lieferung bekommen. Lechtz, schlemmer! Genuss pur, so ein Ding bei der Kondor-Arbeit zu verschlingen! Fehlt nur noch das Glas Niederländischer Cherry Coke...
Apropos Köstlichkeiten, ich bin seit zwei Wochen auf kaltem Schoko-Entzug! Eigentlich sogar fast drei Wochen, wenn ich die letzte Woche vor Abreise mitzähle, wo ich vor Aufregung nichtmal Schoko runterbekommen habe. Aber im Grunde geht es mir damit noch sehr gut.
Schnief, was sich dieser Kondor-Mann hier gerade reinschlingt, will ich mir lieber nicht genau ansehen. Es könnte nämlich mein Lieblingskarnickel sein :-(
Den Kondoren schien die brütende Hitze, allerdings gepaart mit heftigen Sturmböen, ziemlich zu schaffen zu machen, denn gegen 13 Uhr fingen alle drei Pärchen an sich ein gemütliches Bad zu gönnen.
Die Voliere ist ein Stück höher gelegen, als ich beim Beobachten sitze, daher kann ich leider in das Kondor-Bad nicht reinschauen. Aber das genüssliche Geflatter und Geplansche war lustig mit anzusehen.
Erst ins Wasser, dann Flügel schlagen, um das Wasser abperlen zu lassen, dann auf die Sitzstange und sofort wieder runter ins Wasser, ununterbrochen!!! Bin mit den Notizen gar nicht mehr hinterher gekommen. Vor allem, weil ich natürlich gerne auch Bilder machen und den Badespaß beoachten wollte.
Und schon planscht der nächste Geier im Bad!
Einmal kräftig schütteln... und dann direkt wieder rein ins erfrischende Nass!
Wer verrenkt sich denn da den Hals, um seinen Angebeteten beim Baden beobachten zu können!?
Und hier der Beweis: Auch Andenkondore können ihren Hals gaaaanz lang ausfahren!
Kurz zum Trocknen in die Sonne... ach nöö, lieber doch noch eine Runde ins Wasser...
Wie ein nasses Huhn, nur in viel, viel größer!
Kondor-Liebe ist, wenn man gemeinsam badet:
Aber wo hört der eine auf und wo fängt der andere an?
Welcher Flügel gehört zu wem?
Nach fünf Stunden Beobachten plus noch eineinhalb Stunden vorab war ich durch die pralle Sonne so durchgekokelt, dass ich echt froh war, als es auf der Ladefläche eines Jeeps zur Hacienda zurück ging!
Aber auch wenn es tagsüber sehr heiß werden kann, so müssen wir dennoch nachmittags direkt anfangen den Kamin zu heizen, damit unser Volunteer-Haus nicht zu kalt wird. Der Kamin ist zwar ziemlich unlogisch konstruiert, so dass die meiste Wärme direkt durch ein Rohr nach draußen geleitet wird, aber zumindest in unserem riesigen "Eingangs-Wintergarten" wirds mollig warm. Und nach knapp einer Woche habe ich es heute auch zum ersten Mal geschafft, dass mein Kaminfeuer nicht nach 5 Minuten direkt wieder ausgeht!!! Hier lerne ich Dinge fürs Leben. Komisch war dann nur der Moment, als ich vorm Kamin sitze, am Netbook Geierbilder anschaue und aus dem Augenwinkel etwas Schwarzes übers den Boden laufen sehe. Dachte zuerst an einen fetten Käfer, wie ich ihn gestern erlegt hatte. Leider war es diesmal ein ca. 5 cm kleiner Skorpion! Ich glaube mit dem unbeschwerten "auf Socken laufen" oder "ohne zu Schütteln in die Schuhe steigen" ists jetzt erstmal vorbei. Aber ein bisschen Abenteuer gehört doch schließlich dazu...

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