Mittwoch, 31. Oktober 2012

Die Kondore mögen mich

Wie gut, dass ich heute nicht wenige Minuten eher unterwegs war, denn so kam mir die riesige Kuh-Herde nicht an der engsten Stelle entgegen, sondern genau dort, wo ich mich prima in Sicherheit verdrücken konnte.
Bei diesen Tieren halte ich doch lieber respektvollen Abstand.
An der Kondor-Voliere angekommen wimmelte es vor Vögeln: Zig Dutzend kleine Schwalben waren in der Luft, anderes Flatterzeugs und sogar ein süßes Kolibri-Pärchen mit ganz langen Schwänzen, die sich in der Luft halb verknoteten und im nächsten Moment schon wieder verschwunden waren. Irgendwie komisch, wenn man diese winzigen Kolibris direkt vor den riesigen Andenkondoren sieht! Die Hoffnung auf ein Kolibri-Foto habe ich allerdings sofort aufgegeben, dafür sind die einfach zu schnell verschwunden. Dafür aber ein undefiniertes anderes Vögelchen mit orangen Flügeln.
Faszinierende Ranken.
Und ein vollgefressener Andenkondor-Mann mit prallem Kropf.
Und wie immer, nach dem Essen Schnabelputzen nicht vergessen!!! Dazu wischt er sich den Schnabel entweder an Zweigen oder Steinen ab oder wie hier direkt im Gras.
Während ich also die Kondore beobachte und ganz in die Notizen versunken bin, höre ich hinter mir plötzlich ein Gurgeln und Glucksen und Rülpsen und Furzen und alle nur erdenklich widerlichen Geräusche durcheinander. Entsetzt drehe ich mich um und werde aus nur knapp einem Meter Entfernung von diesem Zottel hier angeglotzt.
Im Schlepptau direkt die ganze restliche Herde, die sich zunächst lautlos die kleine Anhöhe zur Voliere raufgeschlichen hatte. Habe davon wirklich nichts mitbekommen, bis dann diese fiesen Geräusche losgingen.
Von unten sieht der Zottel ganz schön schmächtig aus...
Des Rätsels Lösung: Die widerlichen Geräusche stammten von zwei Lamas, die sich miteinander vergnügten! Das soll antörnend sein???
Und warum bitteschön stehen direkt vier Lamas drumherum bzw. obendrauf, sobald zwei zur Sache kommen? Merkwürdige Viecher ;-)
Aber in die herrliche Landschaft passen sie wunderbar hinein.
Während ich also noch eine Foto-Session mit den Lamas mache, kommt plötzlich aus Richtung der Volieren ein Kondor-Mann im Tiefflug auf mich zu gesaust. Dachte erst einer der Volieren-Insassen sei entkommen, aber nach einer kurzen Runde setzte der Kondor im Kondor-Restaurant zur Landung an.
Aber vorher noch eine kurze Runde über die Wiese... Ist das nicht ein wahnsinns Anblick!? Ein Andenkondor allein auf weiter Flur! (unten links)
Nahaufnahme.
Noch einmal kurz in Deckung gehen.
Stolz die beeindruckenden Flügel präsentieren.
Und Abflug zum Aas!
Leider war ich beim ersten Anpirschen wieder zu trampelig, aber der Trick mit dem Abwarten der Windböen klappte auch heute wieder super. Daher brauchte ich das arme Tierchen nicht nochmal aufzuschrecken.
So saftig sah das Aas noch am Morgen aus... aber auch gegen 13 Uhr schmeckte es dem Kondor offenbar noch köstlich, denn er gönnte sich gut eine halbe Stunde ein glorreiches Aas hack!
Ähm, Verzeihung, Sie haben da etwas am Schnabel! ;-)
Das Aas schön festhalten, damit es nicht davonläuft.
Mjamm, da läuft einem doch das Wasser im Schnabel zusammen!
Immer schön tief rein mit dem Kopf ins Aas...
Sieht der Gute nicht glücklich und zufrieden aus!? Immer mit einem genüsslichen Grinsen um den Schnabel herum.
Nach dem Aas hack noch einem kräftig das Gefieder durchschütteln...
... und ab in die Lüfte! Natürlich wieder nur knapp überm Boden, so vollgefressen, wie er war!
Als der Kondor in der Ferne verschwunden war, kletterte ich aus meinem Versteck im Gebüsch hervor und wurde prompt schon wieder angeglotzt. Aber da ich gar nicht mehr mit den Viechern gerechnet hätte, habe ich garantiert mindestens halb so blöd zurück geglotzt.
Eine Weile später tauchte der Kondor-Mann wieder auf, schwer seinen vollen Kropf vor sich hertragend.
Einmal kurz in der Felswand gelandet und plötzlich sah es aus, als würde er mit etwas kämpfen. Kräftiges Flügelgeschlagen und Gezappel, bis er sich wenige Minuten später wieder in die Lüfte schwang...
... mit einem riesigen Gestrüpp in den Krallen! Sowas habe ich noch nie gesehen!!!
Das Gestrüpp war ja fast so groß wie er! Dachte zunächst er hätte ein Tier erbeutet, aber es ist wohl irgendein Pflanzenbüschel. Ob der Gute wohl dabei ist ein Nest zu bauen!?
Frag mich nur, warum er dafür vollgefressen durchs ganze Tal fliegen muss, nur um genau dort, an dieser Stelle, ein Gestrüpp abzurupfen, das er auch überall anders bekommen hätte. Egal, er wird schon wissen, warum es ausgerechnet dieses sein musste!
In jedem Fall bin ich mir nun sehr sicher, dass die wilden Kondore mich mögen! Sehr sympathische Tiere!!!Sobald ich alleine bin, lassen sie sich jedes Mal blicken. Und wenn Nathan allein Wache hält, dann tauchen sie nicht auf, auch wenn ich es ihm sehr wünschen würde.
Zu guter Letzt noch ein paar Impressionen vom Heimweg...
Es gibt hier einfach jeden Tag Neues zu entdecken!