Montag, 31. Oktober 2011

Gebt uns Süßaas, sonst gibts Saures

Bereits gestern war der Duisburger Zoo passend zu Halloween mit hunderten Kürbissen dekoriert, sogar rund ums Gänsegeier-Gehege. Zusammen mit dem bunten Herbstlaub und der strahlenden Sonne gab das einen herrlichen Anblick!Die Geiern schienen daran am späten Vormitag noch relativ uninteressiert. Papa-Geier lag ausgestreckt im hohen Gras und Mama-Geier saß auf einem Felsbrocken.Weil sich auch nach einer Viertelstunde im großen Gehege nichts Spannendes tat, ging ich zunächst du dem ausquartierten jungen Geierpaar, das auch noch recht müde schien. Erst nach einer kleinen Runde durch den Zoo, zeigten sie etwas Aktivität, flatterten auf ihrem Holzstamm herum oder liefen einige wenige Schritte durch das Gehege Richtung Teich. Die beiden Geier wurden Anfang 2011 ausquartiert, weil sie das 2010 erstmals erfolgreiche Brutpaar beim erneuten Nestbau gestört hatten. Außerdem erhofft sich der Zoo Duisburg (und nicht nur er), dass vielleicht auch diese jüngeren Gänsegeier zueinander finden und in einem Gehege mit mehr Ruhe auch mit dem Nestbau beginnen. Neugierig hielt ich also Ausschau nach eventuellem Balzverhalten, aber leider Fehlanzeige. Nur mit viel Phantasie konnte ich beobachten, wie die beiden Geier erst getrennt auf ihrem Holzstamm saßen... ... der eine Geier tollpatschig auf den zweiten zuflatterte... ... und immer näher rückte. Aber kein zärtliches Schnäbeln oder Kuscheln. Naja, die beiden sind ja noch jung und die Balz fängt gerade erst an.
Zurück am großen Geier-Gehege saß Mama-Geier noch immer auf ihrem Felsbrocken, schien aber langsam zu Leben zu erwachen. Dies hier wäre ein interessantes Gäääähn-Bild geworden, hätte nicht einer der neugierigen Marabus seinen Schnabel mitten ins Bild gestreckt ;o) Kaum seinen Spaß daran entdeckt, latschte er immer wieder in meine Fotos oder streckte brachte seinen Schnabel (un)vorteilhaft zur Geltung... Den lustigen Viechern kann ich aber nicht lange böse sein, denn sie sind einfach ein zu lustiger Anblick. Werden sie nicht genug beachtet, so fallen ihnen die besten Sachen ein. Dieser hier stand gemütlich auf einem Bein rum und andere flatterten hektisch mit ihren riesigen Flügeln, um wieder einmal alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Einige Zeit später hüpfte Mama-Geier von ihrem Felsbrocken runter und widmete sich einem riesigen Aas-Bein, dass sie unter gierigem Mampfen und Hacken gut 10 m durch das Gehege zog!!!
Statt hinterher zu hüpfen, machte es sich nun Papa-Geier auf dem Felsbrocken bequem, als würde er darauf warten, dass das Aas zu IHM kommt, statt umgekehrt ;o) Und das tat es!!!
Hehe, wahrscheinlich wollte er nicht zu plump wirken, denn als das Aas neben seinen Felsen gezogen wurde, wartete er erst noch einige Zeit ab und breitete seine Flügel aus, statt sofort seinen Schnabel ins saftige Aas zu rammen.


Mama-Geier hingegen fraß und fraß, als hätte sie seit Tagen nichts mehr vor den Schnabel bekommen!!!
Jetzt fragen sich vielleicht einige, wie ich mir denn immer so sicher sein kann, welcher von beiden Mama- und Papa-Geier ist. Ganz einfach, seht selber den Vergleich: Links ist Papa-Geier, rechts Mama-Geier!
Papa-Geier hat einen vorne stark gekrümmten, länglichen Schnabel, der einfach sehr markant geformt ist. Dazu sein stolzer Blick und der weiße, ausgeblichene Flaum am Kopf, die flauschig weiße Halskrause... Mama-Geier hingegen hat noch einen etwas dunkleren Flaum und ihr Schnabel wirkt breiter und irgendwie kurviger, nicht zu stark gekrümmt. Nach Schätzungen ist sie gut 25-30 Jahre jünger als Papa-Geier. Natürlich sehen auch für mich praktisch alle Gänsegeier gleich aus, ich kann höchstens Jungtiere (bis etwa 5 Jahre) und Alt-Geier unterscheiden. Aber den Duisburger Papa-Geier, den ich bereits mein Leben lang kenne, könnte ich unter hunderten Gänsegeiern wiedererkennen!!! ;o)
Nach einer Weile schlug auch Papa-Geier seinen Schnabel ins Aas, war jedoch schon nach wenigen Bissen satt. Komisch, er wirkte alles in allem diesmal gar nicht richtig fit... zuerst liegt er ewig lang flach im Gras und kann sich nur mühsam hochraffen, dann frisst er nur wenige Aasfetzen und kurz darauf konnte ich sogar ein starkes Humpeln beobachten :o((( Hoffentlich gehts dem lieben Kerl gut, er ist ja schließlich nicht mehr der Jüngste! :o(
Hätte ihn gerne mit einem frischen, fetten Perlhuhn-Aas serviert in einem Kürbiskopf überrascht, wo die Viecher doch alle so aufreizend aufgereiht vor einem Ästehaufen saßen. "Dreht euch nicht um, denn der Plumpsack, der geht um!"
Da dürfte doch jedem Geier der Sabber im Schnabel zusammenlaufen und gierige Seitenblicke sind vorprogrammiert...
Nach dem ausgiebigen Mahl (OHNE Perlhuhn als Nachspeise) gönnte sich Mama-Geier ein paar Schlucke Wasser aus dem Teich und wetzte dann ihren Schnabel an einer Mauer sauber. Sehr ordentlich!Nun konnte der gemütliche Teil des Tages beginnen und das Geier-Pärchen widmete sich ganz seinen Herbst-Gefühlen. Gemeinsamer Spaziergang durchs Gehege, Sonnenbaden, synchron die Hälse recken, um über dem Gehege fliegende Reiher zu beobachten.... ein süßer und eher seltener Anblick, die beiden so nah beieinander zu beoachten!!! Da bin ich doch direkt guter Dinge, dass die beiden auch 2012 ihr eNachwuchs-Serie fortsetzen!!!
Nach langem Warten konnte ich eine Tierpflegerin abpassen, die mir leider nur ziemlich vage Auskünfte geben konnte. So befindet sich der 2012 geborene Gänsegeier-Junge offenbar noch immer im Duisburger Zoo hinter der Fasanerie. Über seinen weiteren Verbleib konnte sie mir allerdings nichts sagen. Bleibt abzuwarten, ob er eines Tages in einen anderen Zoo zu einem Single-Weibchen umziehen darf oder vielleicht sogar ausgewildert wird!? Ich werde mich in jedem Fall regelmäßig über die weitere Entwicklung schlaumachen!!!
Und natürlich weiterhin die beiden verliebten Mama- und Papa-Geier beobachten, die hier doch nicht etwa von zartem Perlhuhn-Aas träumen...

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