Fast zweieinhalb Wochen ist es schon wieder her, dass ich das erfolgreiche Bartgeier-Brutpaar im Tierpark Goldau in der Schweiz besucht habe.
Anfangs sah es noch nach einem ähnlich nassen Tierpark-Besuch aus wie letztes Jahr, aber schon nach kurzer Zeit hörte der Niesel zum Glück auf und sogar die Sonne ließ sich immer mal wieder blicken.
An der großen Voliere angekommen, sah ich direkt einen der beiden prächtigen Bartgeier im Eingang zu seiner Nisthöhle in der Felsenlandschaft sitzen.Den zweiten Bartgeier konnte ich zunächst nicht entdecken, da ich mich noch immer auf dem Besucherweg unterhalb der Voliere befand. Erst als sich der sichtbare Bartgeier in die Lüfte schwang und quer durch die Voliere flatterte,sah ich am Ort seiner Landung ein weiteres Federbüschel, das gemütlich zu mampfen schien. Also nix wie hin, Hügel hoch und einmal um die Voliere herum zur anderen Seite. In dem kleinen Häuschen neben der Geier-Voliere befindet sich eine Bartgeier-Ausstellung, die ich bereits im März 2010 in einem Blog-Artikel genauer vorgestellt habe. Dazu einfach im "Geier-Archiv" und "März 2010" links auf der Blog-Seite nachsehen oder unter diesem Artikel auf das Label "Tierpark Goldau" klicken.Kaum um das Ausstellungs-Häuschen herum gelaufen, konnte ich das Bartgeier-Paar auf dem gedeckten Steintisch entdecken, wo sie genüsslich in ihrem Mittags-Aas herumhackten. Ein Mahl, glorreiches Mahl... ... und wie es sich für echte Bartgeier gehört, gab es auch genügend Knochen zu mampfen, die man allerdings hier nicht gut erkennen kann.
Nach dem Mahl wird sofort gründlich der Schnabel an Steinen gewetzt und gesäubert, bevor sich die beiden zur Verdauung die Sonne aufs Gefieder scheinen ließen. Weil sie nach dem kräftezehrenden Aas hack zunächst sämtliche Aktivitäten einstellten, blieb mir Zeit zumindest eine kleine Runde durch die Häfte des Tierparks zu drehen, bevor es mich wieder magisch zurück zu den Geiern zog.
Das Weibchen war in meiner Abwesenheit offenbar durch die Voliere geflattert und hatte sich auf einem Felsen mit dicker Moos-Schicht niedergelassen. Zufälligerweise kam ich genau in dem Moment zurück, wo ihr Partner hinterher flatterte und sich seiner Liebsten spitzbübisch näherte. Erst pirschte er sich von der Seite ran und schielte ihr seeehr interessiert aufs Hinterteil...... danach von der Seite ankuscheln...... ein tiefer Blick in die rotumrandeten Augen...... und anschließend zärtliches Schnäbeln! Von einer Bank aus, in der warmen Herbstsonne sitzend, genoss ich die wunderbare Sicht auf das tolle Bergpanorama rund um den Tierpark. Einen Moment also nicht aufgepasst, hörte ich plötzlich lautes Quieken aus der Voliere, als würden die Geier ausnahmsweise ihre Schnäbel in ein lebendes Späneferkel schlagen. Dem war natürlich nicht so... stattdessen wurde ich zum ersten Mal in meinem Leben Zeuge eines geierhaften Liebesaktes!!! ;o) Dabei flatterte das Geier-Männchen hektisch über dem Hinterteil seiner Auserwählten, während beide diese quiekenden Geräusche von sich gaben. Das ganze Vergnügen dauerte keine zehn Sekunden...
Kurz danach begab sich das Männchen auf die Suche nach den flauschigsten Moosbüscheln für das gemeinsame Nest. Immer wieder stopfte er sich den Schnabel voll und hielt die Beute stolz seinem Weibchen hin. Sie schien allerdings wenig interessiert und sorgte sich viel mehr um den Sitz ihrer Federn, die sie nach dem wüsten Liebesakt ausgiebig sortierte ;o)
Das Männchen brachte Moosbüschel um Moosbüschel in die gemeinsame Nisthöhle, allerdings zu Fuß!Quer durch die ganze Voliere, immer wieder hin und zurück. Sowas nenne ich Einsatz für die Liebste!!! Sie dankte es ihm damit, dass sie ihm eine Weile später in die Nisthöhle folgte...... man hätte meinen können, dass sie ihm liebevoll zugezwinkert hat... Wer den beiden Bartgeiern auch bei ihrem Treiben IM Liebesnest zusehen möchte, der kann sich im Ausstellungs-Häuschen neben der Voliere vor eine Live-Cam stellen. Zu Zeiten eines Kükens im Nest mit Sicherheit eine schöne Sache... aber ansonsten sollte man den beiden Bartgeiern doch auch ein wenig Privatsphäre gönnen ;o)
Das am 04.03.2011 geschlüpfte Bartgeier-Küken "Tamina" wurde übrigens am 11.06.2011 ihm Rahmen des Projektes "Bartgeier - Wiederansiedlung in den Alpen" unterstützt durch die Stiftung Pro Bartgeier im Calfeisen-Tal ausgewildert und ist somit der 11. ausgewilderte Bartgeier des Tierparks Goldau.
Wie bereits im März 2010 Artikel möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass die Schneehasen (zur Zeit mit dunklem Fell, aber weißen Öhrchen), die in der Bartgeier-Voliere leben, KEINE Geier-Nahrung darstellen!!!Zu guter Letzt vielleicht noch Lust auf ein kleines Spielchen!? Lasst Bartgeier "Barty" fliegen und versucht so viele Knochen wie möglich auf den Steinen zerschellen zu lassen ;o)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen