Ende des Jahres liefert die Vulture Conservation Foundation (VCF) einen Jahresrückblick, was im Schutz der vier Europäischen Geierarten erreicht werden konnte. Gerne werde ich die Infos übersetzen und hier zusammenfassen. Der 3. Teil des Jahresrückblicks befasst sich mit dem Gänsegeier.
Aufgrund diverser Schutzprojekte steigt die Gänsegeier-Population in Ost-Europa deutlich an. Hierzu zählt das Projekt LIFE Re-Vultures, das sich mit dem Schutz des Gänsegeiers und der Mönchsgeier in den Rhodopen in Griechenland und Bulgarien befasst. Im letzten Jahr wurde in den östlichen Rhodopen der Meilenstein von 100 Gänsegeier-Brutpaaren mit über 70 geschlüpften Küken erreicht und es wird immer besser. Die Geier profitieren dabei unter anderem von der Wiederansiedlung von Paarhufern und Einrichtung von Geierrestaurants. Außerdem gibt es viele Anstrengungen gegen Giftköder vorzugehen und Stromschläge durch das Isolieren von Stromleitungen/-masten zu vermeiden. Da viele Gänsegeier mit GPS ausgestattet wurden, zeigte sich bald, dass junge Geier aus den Rhodopen bevorzugt nach Saudi Arabien fliegen.
Vor 10 Jahren startete das Projekt VULTURES‘ RETURN mit der Vision Gänsegeier im Norden Bulgariens wiederanzusiedeln. Dabei wurden genesene Geier aus Auffangstationen in Spanien und Frankreich nach Bulgarien gebracht sowie einige Nachzuchten von unterschiedlichen Projektpartnern. Gemeinsam mit dem Projekt Vultures Back To LIFE in Zusammenarbeit mit Green Balkans konnten bis heute 260 Gänsegeier ausgewildert werden. Mittlerweile gibt es wieder 15-18 Brutpaare in Vrachanski Balkan, 18-23 Paare in Ost Stara Planina und lokale Kolonien von 50-70 bzw. 80-100 Individuen.
Das Balkan Anti-Poisoning Projekt der VCF ist ein grenzübergreifendes Projekt bei dem Naturschützer, Regierungsvertreter und Stakeholder zur Bekämpfung von Gift in den Balkan-Ländern zusammengeführt werden. Im Rahmen dieses Projektes wurden 5 Gänsegeier in Messolonghi, Griechenland, mit GPS ausgestattet, nachdem es dort eine tragische Massenvergiftung gab. Die Gänsegeier-Kolonie in Messolonghi ist die größte auf dem griechischen Festland. Einer der Geier mit GPS flog bis nach Nord-Mazedonien und in den Iran.
Auf Sardinien erholt sich die Gänsegeier-Population Dank des LIFE Under Griffon Wings Projektes. Durch ein großes Netzwerk aus Farmern konnte viel Geierfutter bereitgestellt werden und das illegale Auslegen von Giftködern wird stark bekämpft. Außerdem wurden bereits 67 Gänsegeier aus Auffangstationen in Spanien auf Sardinien ausgewildert. Mittlerweile erholt sich die Population und stieg von 130 Individuen in 2013 auf über 250 in 2020.
Auf Zypern ist das Projekt LIFE with Vultures gestartet, um die mit nur 20 Exemplaren beinahe ausgestorbene Gänsegeier-Population zu schützen. 2020 hat die VCF eine Populationsgefährdungsanalyse durchgeführt, um das Risiko des Aussterbens in einer absehbaren Zeit zu bewerten und Maßnahmen zur Rettung der Spezies zu entwickeln.
Auf Mallorca wurden 2008 Gänsegeier eingeführt, die sich seitdem bestens an eingelebt und an die Landschaft der Insel angepasst haben. Mittlerweile brüten sie und teilen sich ihren Lebensraum mit Mönchsgeiern, die ebenfalls ihr Comeback auf Mallorca feierten. In einer Studie soll nun die Interaktion der beiden Geierarten analysiert und ausgewertet werden. Hierzu wurde ein junger Gänsegeier mit einem GPS-Sender ausgestattet.
Insgesamt entwickelt sich die Gänsegeier-Population in Europa gut. In Spanien gibt es etwa 30.000 Brutpaare, in Frankreich haben sich die Gänsegeier im ganzen Süden angesiedelt, in den bulgarischen Rhodopen sowie im Nordosten Italiens und in Israel steigt die Population ebenfalls langsam an. In Armenien konnten über 50 Brutpaare gezählt werden.
In Spanien konnten diese Jahr erstmalig Sperbergeier dabei beobachtet werden, wie sie versuchten sich mit Gänsegeiern zu verpaaren. Der Sperbergeier taucht in Andalusien mittlerweile offiziell als heimische Tierart auf. Damit verfügt Europa nun über 5 Geierarten!
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