Mittwoch, 12. August 2020

Windkraftanlage mit schwarzem Rotorblatt reduziert Kollisionen

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde nachgewiesen, dass sich Kollisionen von großen Raubvögeln mit Windkraftanlagen um etwa 70 % reduzieren lassen, wenn eine der Rotorenblätter schwarz angestrichen wird. Damit könnten also auch vielen Geiern das Leben gerettet werden.

Windturbine im Smøla Windpark mit schwarzem Rotorblatt (c) May et al, 2020, VCF-Webseite

Nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels ist die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien größer denn je. Daher schießen zahllose Windparks aus dem Boden, die leider häufig in Lebensräumen oder sogar entlang der Migrationsrouten vieler Vögel und Flugtiere liegen. Vögel können im Flug die beweglichen Rotorblätter den Windkraftanlagen nicht sehen und so kommt es leider sehr, sehr häufig zu Kollisionen. Dabei werden die Vögel entweder direkt „geshreddert“ oder sie brechen sich die Flügel, stürzen ab und verenden elendig. Nicht wenige dieser Tiere sind (stark) bedroht, darunter auch diverse Geierarten.

In Zusammenarbeit mit Artenschützern und Energietechnik-Experten gilt es nun herauszufinden, wie Windkraftanlagen zur Erzeugung grünen Stroms so modifiziert werden können, damit sie auch in Einklang mit dem Naturschutz existieren können. In Einzelfällen gibt es bereits die Möglichkeit eines kurzfristigen Shut-downs der einzelnen Windkraftanlagen, sobald sich große, geschützte Vögel nähern. Dieses Verfahren ist allerdings sehr kostenintensiv, da nicht nur gute Radargeräte angeschafft und installiert werden müssen, sondern es muss auch ausgebildetes Personal an verschiedenen Beobachtungsplätzen geben, um Vögel im Flug zu identifizieren und den Shut-down zu veranlassen.

Forscher im Smøla Windpark auf der gleichnamigen Insel in Norwegen testeten eine weitere Schutzmethode. An vier einzelnen Windkraftanlagen, an denen es bereits nachweislich zu Vogelkollisionen kam, wurde im August 2013 jeweils eines der drei Rotorblätter schwarz angestrichen. 4 benachbarte Windkraftanlagen, an denen es ebenfalls bereits zu Kollisionen kam, wurden hingegen als Abgleich einheitlich weiß belassen. Die Kollisionen im Windpark wurden zwischen Anfang 2006 und Ende 2016 genauestens dokumentiert, also 7,5 Jahre ohne und 3,5 Jahre mit schwarzem Anstrich.

Entlang der 8 Studien-Windkraftanlagen wurden in den 11 Jahren insgesamt 1.275 Kontrollgänge mit Hilfe eines speziell trainierten Spürhundes durchgeführt. Dabei wurden 82 Vogelkadaver unterhalb der Windkraftanlagen gefunden. Es zeigte sich, dass nach Anstrich der 4 Test-Windkraftanlagen die Zahl der Kollisionsopfer dort um über 70 % zurückging, während an den 4 weißen Vergleichs-Windkraftanlagen weiterhin hohe Opferzahlen zu beklagen waren.

Dieses Vorgehen sollte schnellstmöglich an anderen Windparks mit mehr angestrichenen Windkraftanlagen durchgeführt werden, um die Übertragbarkeit der tollen Resultate zu verifizieren!

Quelle: May, R., Nygård, T., Falkdalen, U., Åström, J., Hamre, Ø., & Stokke, B. (2020). Paint it black: Efficacy of increased wind turbine rotor blade visibility to reduce avian fatalities. Ecology And Evolution. doi: 10.1002/ece3.6592

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen