Dienstag, 30. Juli 2019

Kambodscha verbietet Diclofenac

Super Nachrichten für die Geierwelt Kambodschas:
Mit sofortiger Wirkung hat die Regierung Kambodschas den Einsatz von Diclofenac in der Tiermedizin landesweit verboten, um die geringe, verbliebene Geierpopulation des Landes vor ihrer Ausrottung zu schützen!
Alle in Kambodscha vorkommenden Geierarten sind gesetzlich geschützt und durch das Verbot von Diclofenac soll die Gefahr gemindert werden, dass Geier von Nutztier-Kadavern fressen, die vorher mit Diclofenac behandelt wurden. Allerdings gilt dieses Gesetz leider nicht für den Einsatz ähnlicher landwirtschaftlicher Chemikalien wie Carbofuran, das häufig als Giftköder gegen wilde Hunde und andere Raubtiere eingesetzt wird und ebenfalls tödlich für Geier ist. Aber es ist ein Anfang!
Geierrestaurant in Nepal: Hier wird sichergestellt, dass nur "sichere" Kadaver an die Geier verfüttert werden.
Diclofenac hat in Indien dazu gehört, dass die einstmals größte Geierpopulation der Welt mit vielen Millionen Exemplaren zu über 99 % ausgerottet wurde. Dort wurde Diclofenac in großem Stil eingesetzt, um die vielen Heiligen Kühe zu behandeln. Das Verschwinden der Geier hatte schlimme Auswirkungen auf das Öko- und Gesundheitssystem Indiens, da keine Geier die Straßen von den toten Kühen reinigten. Durch die fehlende Fresskonkurrenz konnten sich wilde Hunde in Massen ausbreiten, was zu einer Explosion der Tollwut-Todesfälle unter der Bevölkerung führte. Diese Katastrophe hält noch immer an!
Viel zu spät fanden Forscher heraus, dass Diclofenac der Grund für das Geiermassensterben ist. Gelangen Rückstände in den Körper der Geier, so sterben sie in kurzer Zeit an Leber- und Nierenversagen. Für viele, viele Millionen Geier kam diese Erkenntnis zu spät und auch heute sterben noch immer zahllose Geier durch den Verzehr von Diclofenac weltweit. Die Regierungen von Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und dem Iran haben bereits vor einiger Zeit den Einsatz von Diclofenac in der Tiermedizin verboten und werben für die Geier-freundliche Alternative Meloxicam. In einigen Regionen ist seit dem ein positiver Trend in der Geierpopulation erkennbar, auch wenn die enormen Verluste der letzten 2 Jahrzehnte nie wieder ausgeglichen werden können. Diclofenac ist in vielen Ländern – sowie erschreckenderweise trotz aller Erkenntnisse auch in Europa – noch immer erlaubt. Außerdem ist es in den Ländern mit Verbot nach wie vor auf dem Schwarzmarkt erhältlich.
Kahlkopfgeier in Nepal
Die Cambodia Vulture Working Group (CVWG) ist ein Konsortium aus Regierungsgruppen und NGOs wie SAVE und BirdLife, das sich seit 2004 für den Schutz der noch verbliebenen Geier Kambodschas einsetzt. Diese sind kritisch vom Aussterben bedroht und eine gründliche Beobachtung hat ergeben, dass die Geierpopulation in den letzten 10 Jahren um über 50 % zurückgegangen ist. Hauptursachen sind Vergiftung (u. a. durch Giftköder), Nahrungsmangel, Verlust des Lebensraumes durch Ausbreitung des Menschen und Zerstörung der Nistbäume. Die Geierzählung 2019 hat ergeben, dass nur noch ca. 120 Geier in Kambodscha verblieben sind. Eine wirklich erschreckend geringe Anzahl!
Als Diclofenac 2018 erstmals auf der Bildfläche des Landes auftauchte, reagierten Geierschützer sehr schnell und setzten die Gesetzesentwürfe zum Verbot in Bewegung. Nach dem heutigen Erfolg muss nun sichergestellt werden, dass das Verbot eingehalten wird und auch ein Verbot weiterer Geier-schädlicher Chemikalien in Angriff genommen wird.
Eingangsbereich des Geiermuseums "Geierrestaurant" im Allwetterzoo Münster, das einer Futterstelle in Kambodscha nachgebildet ist
Großen Anteil am Geierschutz in Kambodscha haben übrigens auch der Allwetterzoo Münster, Gründer des Cambodia Vulture Conservation Project, sowie das Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen