Frohe Ostern allerseits!!!
Trotz der vielen hübschen Karnickel, die draußen neben meinem Zimmer wohnen, hat leider kein Osterhase Eier in den Nestern der Geier versteckt. Schade, aber dann müssen die Geier halt noch ein paar Tage warten.Heute stürmte es den ganzen Tag besonders stark bei VulPro. Den Geiern schien es zu gefallen, denn sie flatterten vergnügt in ihren Volieren herum, wie hier der Bienenstich-Geier:
In der Brutvoliere wurde zudem morgens so fleißig kopuliert, dass die Kapgeier aus der Nachbarvoliere richtig verlegen hinüberstarrten.
Ein paar einflügelige Geier ließen sich den Wind durch die Federn wehen...
...und es schien ein schöner, wenn auch kalter Ostersonntag zu werden.
Normalerweise versuche ich so oft es geht die Brutvoliere zu beobachten und mir Notizen zum Paarungsverhalten der Geier zu machen. Wenn mögich versuche ich auch die gleichen Zeiten einzuhalten, meistens von 11-13 Uhr und dann nochmal von 15-16 Uhr oder so. Heute sagen wir allerdings unseren Osterausflug kurzfristig ab, so dass ich bereits ab 8:30 Uhr an der Voliere saß und das muntere Treiben der Geier beobachten konnte. Um 11 Uhr war ich durch den kalten Wind dann allerdings durchgefroren und ging zu meinem Zimmer, um ein paar Seiten zu Lesen und Dinge zu erledigen. Kurz nach 13 Uhr dann Aufregung. Kerri und Walter hatten offenbar die verzweifelten Schreie eines Kapgeier-Mädchens in der Brutvoliere gehört und sie verletzt dort angefunden. Schnief, so ein Mist. Hätte ich zu meinen üblichen Zeiten dort gesessen, dann hätte ich den Unfall bestimmt gesehen und schneller Hilfe holen können. Keine Ahnung, wie lange die Arme jetzt schon Schmerzen hatte. Das tut mir so schrecklich leid, fühle mich richtig schuldig, weil ich im warmen Zimmer gesessen habe statt ihr zu helfen. Es handelte sich um einen der Geier, die erst vor wenigen Tagen in die Brutvoliere umgezogen sind. Die Armen haben echt kein Glück! Von fünf Geiern mussten wir nun bereits den zweiten wieder herausholen.
Das 5-6 Jahre alte Geiermädchen saß verängstigt ganz weit hinten in einer Ecke unter dem Brutfelsen und kauerte verschreckt und schmerzverzerrt auf dem Boden. Kerri kroch unter den Felsen, um sie einzufangen, aber die Arme leistete keinerlei Widerstand.
Derweilen hielt Walter die neugierigen anderen Geier fern, die wissen wollten, was los ist.
Dieser bestimmte Geier war mir nur durch seine Flügelmarkierung aufgefallen, da diese ein "X" statt eines "B" vorne hat. Aber ansonsten saß der Geier eher unauffällig auf den Felsen herum.
Das Geiermädchen wurde in eine der Rehabilitationsvolieren gebracht, gegenüber vom Storch und neben den neuen Weißrückengeier, der noch einen Kapgeier in seiner Voliere beherrbergt.
Man konnte leider mehr als deutlich sehen, wie sehr die Arme unter Schock stand und richtig apathisch wirkte. Während wir ihren Flügel untersuchten zuckte sie allerdings einige Male unter Schmerzen zusammen. Was für ein herzzerreißender Anblick :-( Und ich konnte nichts tun, als ihr die Federn zu streicheln und die Krallen zu halten. Wir konnten deutlich fühlen, dass der Flügel gebrochen ist und sich bereits eine große Schwellung mit viel Flüssigkeit im Flügel gebildet hatte.
Um den Schock zu bekämpfen, bekam das Geiermädchen zwei Infusionen in den Kropf.
Anschließend wurde ihr Flügel notdürftig bandagiert, damit sie sich nicht weiterhin unnötig wehtut.
Es sieht alles nicht gut für sie aus, wahrscheinlich muss der Flügel amputiert werden. Sie gehörte zwar schon zu den "Krüppelgeiern", die nicht mehr ausgewildert werden können, aber dennoch ist das natürlich total traurig. Wir haben keine Ahnung, wie es passiert ist. Entweder wollte sie bei dem starken Wind in der Voliere fliegen und ist irgendwo gegengekracht, oder sie wurde geärgert und ist auf die Felsen gefallen!? Hätte ich doch nur da gesessen :-(
Schnell holte ich ein frisches Büschel Stroh und baute der armen Patientin ein gemütliches, weiches Nest in ihrer Holzbox, die in der Voliere steht. In dieses Nest wurde sie vorsichtig gebettet und sah einfach nur noch eleding aus.
Die letzten flüssigen Schmerzmittel waren offenbar für den Storch verbraucht worden, aber das von Schmerzen erschöpfte Geiergesicht konnte man sich einfach nicht länger anschauen. Nach Rücksprache mit einem Tierarzt gaben wir ihr eine halbe Tablette Schmerzmittel für Menschen, die KEIN Diclofenac enthält. Diese Tablette steckten wir ihr in den Hals und spülten etwas Wasser hinterher. Schnief, so etwas Trauriges, ausgerechnet an Ostern!
Der liebe Storch kam sofort angelaufen, um die neue Patientin aufzumuntern. Mit Flügelverletzungen kennt er sich schließlich aus...
Während ich nachmittags wieder an der Brutvoliere saß, schlich sich der Storch von hinten an mich heran. Sowieso folgt er mir überall hin, total niedlich. Vor allem, wenn er extra angerannt kommt, sobald er mich irgendwo zwischen den Volieren entdeckt. Einige Zeit standen wir also zusammen vor dem Brutfelsen und ich erklärte ihm, wo die vielen Brutpaare ihre Nester haben. Er soll ja schließlich genau wissen, wo er in einigen Wochen die Geierbabys absetzen muss.
Pünktlich zum Feierabend dann der nächste große Flunsch: Die Pferde drehten plötzlich durch und traten mit den Hinterbeinen aufeinander ein. Immer und immer wieder, bis das ganze Rudel losraste, zwischen den Volieren hindurch... direkt auf den Storch zu. Im nächsten Moment sah ich ihn nur noch verzweifelt flatternd auf dem Boden liegen. Ich habe sofort alles stehen und liegen gelassen und bin losgerast, weil ich wirklich dachte, dass er unter die Hufe geraten ist und das natürlich nicht unverletzte überstehen kann. Zum Glück rappelte er sich schnell wieder auf und stand etwas später auf seinen zittrigen Beinchen, schien aber unversehrt. Was für ein Glück!!! Der Arme wollte wohl panisch davonflattern, als die Pferde auf ihn zurasten, und dabei hat er dann mit nur einem Flügel das Gleichgewicht verloren und ist hingefallen. Habe ihn natürlich sofort in seine Voliere gebracht und mit ein paar Trostküken-Happen versorgt.
Zwei traurige Katastrophen an einem Tag wären mehr als zu viel gewesen!!!