Sonntag, 31. März 2013

Keine Eier für die Geier

Frohe Ostern allerseits!!!
Trotz der vielen hübschen Karnickel, die draußen neben meinem Zimmer wohnen, hat leider kein Osterhase Eier in den Nestern der Geier versteckt. Schade, aber dann müssen die Geier halt noch ein paar Tage warten.
Heute stürmte es den ganzen Tag besonders stark bei VulPro. Den Geiern schien es zu gefallen, denn sie flatterten vergnügt in ihren Volieren herum, wie hier der Bienenstich-Geier:
In der Brutvoliere wurde zudem morgens so fleißig kopuliert, dass die Kapgeier aus der Nachbarvoliere richtig verlegen hinüberstarrten.
Ein paar einflügelige Geier ließen sich den Wind durch die Federn wehen...
...und es schien ein schöner, wenn auch kalter Ostersonntag zu werden.
Normalerweise versuche ich so oft es geht die Brutvoliere zu beobachten und mir Notizen zum Paarungsverhalten der Geier zu machen. Wenn mögich versuche ich auch die gleichen Zeiten einzuhalten, meistens von 11-13 Uhr und dann nochmal von 15-16 Uhr oder so. Heute sagen wir allerdings unseren Osterausflug kurzfristig ab, so dass ich bereits ab 8:30 Uhr an der Voliere saß und das muntere Treiben der Geier beobachten konnte. Um 11 Uhr war ich durch den kalten Wind dann allerdings durchgefroren und ging zu meinem Zimmer, um ein paar Seiten zu Lesen und Dinge zu erledigen. Kurz nach 13 Uhr dann Aufregung. Kerri und Walter hatten offenbar die verzweifelten Schreie eines Kapgeier-Mädchens in der Brutvoliere gehört und sie verletzt dort angefunden. Schnief, so ein Mist. Hätte ich zu meinen üblichen Zeiten dort gesessen, dann hätte ich den Unfall bestimmt gesehen und schneller Hilfe holen können. Keine Ahnung, wie lange die Arme jetzt schon Schmerzen hatte. Das tut mir so schrecklich leid, fühle mich richtig schuldig, weil ich im warmen Zimmer gesessen habe statt ihr zu helfen. Es handelte sich um einen der Geier, die erst vor wenigen Tagen in die Brutvoliere umgezogen sind. Die Armen haben echt kein Glück! Von fünf Geiern mussten wir nun bereits den zweiten wieder herausholen.
Das 5-6 Jahre alte Geiermädchen saß verängstigt ganz weit hinten in einer Ecke unter dem Brutfelsen und kauerte verschreckt und schmerzverzerrt auf dem Boden. Kerri kroch unter den Felsen, um sie einzufangen, aber die Arme leistete keinerlei Widerstand.
Derweilen hielt Walter die neugierigen anderen Geier fern, die wissen wollten, was los ist.
Dieser bestimmte Geier war mir nur durch seine Flügelmarkierung aufgefallen, da diese ein "X" statt eines "B" vorne hat. Aber ansonsten saß der Geier eher unauffällig auf den Felsen herum.
Das Geiermädchen wurde in eine der Rehabilitationsvolieren gebracht, gegenüber vom Storch und neben den neuen Weißrückengeier, der noch einen Kapgeier in seiner Voliere beherrbergt.
Man konnte leider mehr als deutlich sehen, wie sehr die Arme unter Schock stand und richtig apathisch wirkte. Während wir ihren Flügel untersuchten zuckte sie allerdings einige Male unter Schmerzen zusammen. Was für ein herzzerreißender Anblick :-( Und ich konnte nichts tun, als ihr die Federn zu streicheln und die Krallen zu halten. Wir konnten deutlich fühlen, dass der Flügel gebrochen ist und sich bereits eine große Schwellung mit viel Flüssigkeit im Flügel gebildet hatte.
Um den Schock zu bekämpfen, bekam das Geiermädchen zwei Infusionen in den Kropf.
Anschließend wurde ihr Flügel notdürftig bandagiert, damit sie sich nicht weiterhin unnötig wehtut.
Es sieht alles nicht gut für sie aus, wahrscheinlich muss der Flügel amputiert werden. Sie gehörte zwar schon zu den "Krüppelgeiern", die nicht mehr ausgewildert werden können, aber dennoch ist das natürlich total traurig. Wir haben keine Ahnung, wie es passiert ist. Entweder wollte sie bei dem starken Wind in der Voliere fliegen und ist irgendwo gegengekracht, oder sie wurde geärgert und ist auf die Felsen gefallen!? Hätte ich doch nur da gesessen :-(
Schnell holte ich ein frisches Büschel Stroh und baute der armen Patientin ein gemütliches, weiches Nest in ihrer Holzbox, die in der Voliere steht. In dieses Nest wurde sie vorsichtig gebettet und sah einfach nur noch eleding aus.
Die letzten flüssigen Schmerzmittel waren offenbar für den Storch verbraucht worden, aber das von Schmerzen erschöpfte Geiergesicht konnte man sich einfach nicht länger anschauen. Nach Rücksprache mit einem Tierarzt gaben wir ihr eine halbe Tablette Schmerzmittel für Menschen, die KEIN Diclofenac enthält. Diese Tablette steckten wir ihr in den Hals und spülten etwas Wasser hinterher. Schnief, so etwas Trauriges, ausgerechnet an Ostern!
Der liebe Storch kam sofort angelaufen, um die neue Patientin aufzumuntern. Mit Flügelverletzungen kennt er sich schließlich aus...
Während ich nachmittags wieder an der Brutvoliere saß, schlich sich der Storch von hinten an mich heran. Sowieso folgt er mir überall hin, total niedlich. Vor allem, wenn er extra angerannt kommt, sobald er mich irgendwo zwischen den Volieren entdeckt. Einige Zeit standen wir also zusammen vor dem Brutfelsen und ich erklärte ihm, wo die vielen Brutpaare ihre Nester haben. Er soll ja schließlich genau wissen, wo er in einigen Wochen die Geierbabys absetzen muss.
Pünktlich zum Feierabend dann der nächste große Flunsch: Die Pferde drehten plötzlich durch und traten mit den Hinterbeinen aufeinander ein. Immer und immer wieder, bis das ganze Rudel losraste, zwischen den Volieren hindurch... direkt auf den Storch zu. Im nächsten Moment sah ich ihn nur noch verzweifelt flatternd auf dem Boden liegen. Ich habe sofort alles stehen und liegen gelassen und bin losgerast, weil ich wirklich dachte, dass er unter die Hufe geraten ist und das natürlich nicht unverletzte überstehen kann. Zum Glück rappelte er sich schnell wieder auf und stand etwas später auf seinen zittrigen Beinchen, schien aber unversehrt. Was für ein Glück!!! Der Arme wollte wohl panisch davonflattern, als die Pferde auf ihn zurasten, und dabei hat er dann mit nur einem Flügel das Gleichgewicht verloren und ist hingefallen. Habe ihn natürlich sofort in seine Voliere gebracht und mit ein paar Trostküken-Happen versorgt.
Zwei traurige Katastrophen an einem Tag wären mehr als zu viel gewesen!!!

Freitag, 29. März 2013

Unser Geierbaby-Bote

Eine große Begeisterung für Störche hatte ich bisher zwar nicht verspürt, aber unser Storch-Patient hier bei VulPro ist mir jeden Tag mehr und mehr ans Herz gewachsen. Kein Wunder, ich trainiere ihn ja auch morgens und besuche ihn auch abends nochmal. Der Arme hat einen amputierten Flügel und wird daher nicht mehr fliegen können. Sobald er aber gelernt hat aus der Hand zu fressen und gerne auf Menschen zuläuft, kann er auf dem Farmgelände von VulPro freigelassen werden. Er kann dann den ganzen Tag selber nach Futter suchen, aber sobald wir ihm Futter bringen, soll er angelaufen kommen. In den letzten Tagen ist er immer zutraulicher geworden - allerdings nur, wenn ich meinen Sonnenhut aufhatte und ein T-Shirt trug. Der eine Morgen ohne Hut hat ihn total verunsichert und auch als ich einmal morgens eine Jacke tragen musste, schien er skeptisch. Oder er ist einfach nur modebewusst!?
Heute Morgen war er so zutraulich, dass ich einen ersten Spaziergang mit ihm wagte. Mit Küken lockte ich ihn aus der Voliere, wir liefen eine kleine Runde über die Wiese - während er weiterhin Küken aus meiner Hand fraß - und gingen wieder in die Voliere zurück.
Nach diesem Erfolg war Kerri der Meinung, dass wir ihn nun freilassen können. Also öffneten wir mittags seine Voliere erneut (mittlere Tür) und warteten, bis er nach wenigen Minuten alleine in die Freiheit schritt.
Er konnte es kaum glauben und wollte beim ersten leichten Windstoß direkt losflattern. Leider hatte der Storch wohl noch gar nicht registriert, dass er nur noch einen Flügel hat. Wie auch, da seine Rehabilitationsvoliere relativ klein und windgeschützt ist, als hatte er das Fliegen nicht wirklich oft ausprobiert. Das hatte zur Folge, dass der Arme strauchelte, das Gleichgewicht verlor und hinfiel :-( Allerdings kam er schnell wieder auf die Beine und lernte schnell. Beim zweiten Flugversuch fiel er nicht mehr hin!
Trotz nur noch einen Flügels wirklich eine elegante Erscheinung!
Bald hatte er den Trick raus, dass er besser nicht fliegen, sondern hüpfen könnte.
Wenn er das weiter übt, dann wird er hoffentlich bald auch auf kleine Bäume hüpfen können, wenn er möchte.
Zur Belohnung gabs direkt noch ein paar Küken aus der Hand.
Nur wenig später freundete sich der Storch direkt mit unserem einflügeligen "Sacred Ibis" an. Total süß! Jetzt muss keiner der beiden mehr allein sein!
Nachmittags wären mir vor Rührung fast die Tränen gekommen, als mich der Storch durch alle Volieren hindurch entdeckte und sofort freudig angerannt kam. Schnief, einfach süß! Hat natürlich noch ein paar Extraküken bekommen. Abends werden wir den Storch aber noch für einige Tage zurück in die Voliere holen, damit er sich daran gewöhnt, dass dort sein Trinknapf steht und er einen Rückzugsort hat.
Hehe, hoffentlich hat er seinen ersten Ausflug in die Freiheit genutzt sich schnell noch mit dem Osterhasen kurzzuschließen, wieviele Geier-Eier dieser in den Kapgeier-Nestern verstecken wird und wieviele Geierbabys der Storch dann gut 50 Tage später anschleppen muss...

Donnerstag, 28. März 2013

Neuzugang und neue Bandage

Erst nach Mitternacht kamen Kerri, Walter und unser neuer Weißrückengeier von der langen Fahrt zurück nach VulPro. In der Box in seiner Rehabilitations-Voliere sieht er zwar ängstlich und eingeschüchtert aus, aber offenbar ist er richtig aggressiv und hackt gerne um sich.
Morgens fing Mllue den Weißrückengeier ein, damit Kerri ihn beringen konnte.
Mllue ist ein netter Student aus Zimbabwe, der bereits seit 8 Monaten hier sein Praxisjahr verbringt und hoffentlich noch bis Mitte/Ende Mai bleibt. Er ist wirklich sehr nett und ein Schützling vom "Gottvater der Geier", Peter Mundy, der die Geier-Bibel "The Vultures of Africa" geschrieben hat.
Der arme Geier ist total abgemagert, so dass seine Knochen sehr spitz durch die dünne Haut fühlbar sind. Außerdem ist er stark dehydriert und hat zudem Probleme mit den Flügeln. Wir können noch nicht genau sagen, was das Problem ist, aber seine Flügel sind nicht ebenmäßig, sondern ein Flügel hängt tiefer. Meine kleingeschnippelten Aasfetzen hatte er schnell verschlungen, aber gegen den Wassermangel bekam er zusätzlich noch eine Infusion in den Kropf. Schnief, dieser Anblick schnürt mir die Kehle zusammen. Hoffentlich geht es ihm bald wieder besser! In jedem Fall bekommt er von mir jetzt morgens und nachmittags eine große Schüssel kleingeschnittene Aasbröckchen, damit er schnell zu Kräften kommt.
Unser zweites Sorgenkind, die Geierdame mit dem gebrochenen Bein, hatte über Nacht ihre Bandage zerfleddert, so dass weiße und lila Fetzen herabhingen und sie leicht ins Stolpern kam.
Also wurde die Gute von Kerri eingefangen...
...und bekam ihren Stützverband und die Krallenprothese entfernt.
Als alles entfernt war, sah die Haut unter dem Stützverband gar nicht so schlecht aus. Leider hat der Geier noch immer kein Gefühl im Mittelzeh und auch das Bein bewegt sich nicht mehr so, wie es eigentlich sollte. Nächste Woche kommt der Geier wohl nochmal zum Tierarzt, um eine Teilamputation des Mittelzehs zu entscheiden.Traurig, aber vielleicht hilfts dem Geier ja nicht mehr so viel humpeln zu müssen!?
Der Stützverband konnte entfernt bleiben, aber die Krallenprothese wurde natürlich wieder festgeklebt.
Auch wenn die Dame hier grummelig guckt, sie war wieder brav wie immer.
Beiden Geiern weiterhin gute Besserung!!!

Mittwoch, 27. März 2013

Freiheit für den Fischadler

Voll auf den Schleim gegangen! Unglaublich, was für eine Riesenschnecke hier heute auf der Terrasse hinterm Haus von VulPro herumschnickte. Auf dem Bild sieht sie ohne Größenvergleich zwar unspektakulär aus, aber das Vieh war locker so groß, als wenn man mit zwei Männer-Händen eine Kugel formt! Ich wette dieses Riesenvieh würde jedes Alien-Casting für einen neuen "Men in Black"-Film gewinnen!!!
Ihre kleine Schwester auf der Mauer hingegen war inklusive Schneckenhaus nichtmal so groß wie der schleimige Teil des großen Schwester.
Nach einer Woche Pflege durfte unser Fledermaus-Fischadler heute in die Freiheit entlassen werden. Seine Faxen wurden einfach zu viel, außerdem wartet auf der Farm, wo er lebt, ein Brutpartner. Und bei der Gelegenheit wollten Kerri und Walter direkt noch einen neuen, verletzten Weißrückengeier einsammeln, über den wir gestern informiert worden waren. Super, diese Leute hatten im Internet nachgeschaut, was man mit einem veletzten Geier anstellen soll - und waren so auf VulPro gestoßen! Zusammen mit der Auswilderung des Fischadlers auf seiner Heimatfarm würde dies eine Fahrt von gut 1500 km bedeuten! Kennt jemand auf der Welt noch einen zweiten Ort, wo Menschen so weit fahren, nur um einen kranken Geier einzusammeln??? Ich finde es klasse!
Vor der Auswilderung wurde der Fischadler noch getagged, also mit Metallring ums Beinchen und mit Flügelmarkierung versehen.
Metallring um die Kralle:
Flügelmarkierung:
Natürlich wurden beide Flügel während der Markierung gründlich mit Desinfektionsmittel besprüht, damit sich der Geier beim "Durchbohren" der Haut keine Entzündung einfängt.
Prozedur heil überstanden...
... und noch schnell ein bisschen Salbe auf die wunden Stellen an seinem Kopf.
Niedlich, oder?
Rein in die Transportkiste und voille Fahrt Richtung Freiheit. Hoffentlich sehen wir den Guten nicht so schnell wieder.
Während Kerri und Walter also den ganzen Tag bis halb 1 Uhr nachts unterwegs waren, beobachtete ich weiter das Brutverhalten der Kapgeier und die wilden Geier, von denen einer sogar auf der Wiese landete.
Die liebe "Mouse" kam heute sehr nah an meinen Beobachtungsort und steckte pausenlos den langen Hals durchs Gitter. Habe das natürlich als Aufforderung zum Spielen gesehen und wollte ihr direkt den Kopf streicheln. 20 Sekunden später musste ich meine drei mittleren Finger der rechten Hand aus ihrem Schnabel ziehen, da die Gute zugeschnappt hatte. Wirklich frech, aber tat zum Glück nur kurz weh.
Habe auch wieder einen großen Sack voll Nistmaterial gesammelt und mein Lieblingsgeierpaar beobachtete, wie sie sich wieder die größten Büschel sicherten.
Leider habe ich bei dem Flugbild nur den halben Geier erwischt, aber der Flügel sieht super flauschig aus. Keine Ahnung, wie ich es schaffen soll, durch das Gitter den ganzen Geier abzulichten, aber ich habe ja noch ein paar Monate zum Üben.