Montag, 27. September 2010

Jeder Abschied ist auch ein neuer Anfang

Nach dem Tierpaten-Treffen im Duisburger Zoo am 18.09.2010 erhielt ich die traurige Nachricht, dass am Montag, den 20.09.2010, das Gänsegeier-„Küken“ an den Tiergarten Straubing abgegeben wird. Meine erste Frage: Wo zum Geier liegt Straubing überhaupt? Und die erschütternde Antwort: In Bayern, etwa 130 km nord-östlich von München! Nahezu unerreichbar fern :-( Keine Möglichkeit mehr den Geiernachwuchs spontan besuchen zu gehen und ihn aufwachsen zu sehen.
Seit dem war ich ziemlich geknickt, vor allem weil ich es nicht einmal mehr geschafft hatte mich von dem Junggeier zu verabschieden. Dabei war es ja abzusehen, dass der Junggeier den Duisburger Zoo verlassen wird: Die Altgeier sind Invalide und können nicht mehr fliegen, daher leben sie in einem offenen Gehege auf einer Wiese. Der Junggeier hat sich aber prächtig entwickelt und ist vollkommen flugfähig. Die Greifvogel-Voliere, die er sich in den letzten Wochen mit den dort wohnenden Steinkäuzen geteilt hat, ist jedoch viel zu klein für einen prächtigen Gänsegeier mit 2,70 m Spannweite. Ein Umzug war über kurz oder lang also unausweichlich.
Natürlich habe ich sofort im Tiergarten Straubing nachgefragt, ob der Junggeier die weite Reise gut überstanden und sich bereits eingelebt hat. Heute bekam ich auch schon direkt eine sehr, sehr nette Antwort und wunderschönes Bildmaterial, das ich im Folgenden hier verwenden darf!!! Vielen Dank dafür nach Straubing!!! Die wichtigste Nachricht des Tages: Bisher war ja das Geschlecht des Duisburger Junggeiers noch nicht bekannt, aber es handelt sich um ein Weibchen! Eine hübsche, prachtvolle Geierin!!! Zusammen mit dem angereisten Straubinger Tierpflegemeister hatte sie sich am Montag nonstop auf den gut 600 km langen Weg von Duisburg nach Straubing gemacht. Dort hat sie eine bereits von zwei weiteren Gänsegeiern bewohnte Flugvoliere bezogen und sich direkt gut eingelebt. Diese beiden Gänsegeier waren bisher die einzigen Geier im Tiergarten Straubing. Sie hatten zwar schon einige Eier gelegt, aber da diese nicht befruchtet waren blieb der eigene Nachwuchs leider aus. Zwar wird das „Duisburger Geiermädel“ kein Nachwuchs-Ersatz sein können, aber zumindest sind die Geier nun nicht mehr allein. Außerdem wird derzeit noch ein gleichaltriger Partner für die Duisburgerin gesucht.
Es kommt natürlich nun die Frage auf, ob die Duisburger Geiereltern jetzt nicht total traurig und verzweifelt sind, weil ihr allererstes Küken plötzlich weg ist. Auch in Kroatien hatte ich mich gefragt, ob die Eltern nicht traurig sind, wenn sie morgens auf Nahrungssuche das Nest verlassen, ihr Küken tagsüber ins Meer stürzt (und hoffentlich gerettet wird) und sie dann abends nur noch ein leeres Nest vorfinden. Dort wurde mir allerdings erklärt, dass Gänsegeier-Eltern eher froh sind, wenn ihr Küken das Nest endlich verlässt, weil sie sich dann endlich auf die Vorbereitungen für den nächsten Nachwuchs konzentrieren können. Dass ihrem Küken vielleicht etwas passiert ist, kommt ihnen wohl nicht in den Sinn. Sie glauben eher das Küken hätte nun das Fliegen gelernt und würde von nun an allein klarkommen. Es mag einem vielleicht hart vorkommen, aber Gänsegeier legen nur maximal ein Ei pro Jahr. Um ihren Bestand zu sichern muss dieses Küken also unbedingt durchkommen und bedarf daher umso mehr Planung und Pflege!
Natürlich bin ich noch immer etwas wehmütig, weil das Gänsegeier-Küken nun so weit weg ist. Immerhin hatte ich es von Ei an (Februar/März), über die Geburt (April) bis hin zum Umzug in die Steinkauzvoliere (August) immer wieder besucht und seine Entwicklung verfolgt. Aber wie es immer so schön heißt: Jeder Abschied ist auch ein neuer Anfang. Und nach der netten Mail aus Straubingen bin ich mir sicher, dass es dem Junggeier in Bayern sehr gut gehen wird!
Ob die Geierin nach ihren ersten Lebensmonaten im Ruhrpott nun mit der völlig anderen Umgebung in Bayern klarkommt wird sich in Zukunft zeigen. Um sich einen besseren Überblick über ihre neue Heimat zu verschaffen, könnte sie ja vielleicht einmal das Oktoberfest überfliegen und ihren Schnabel in a Schweinshax’n schlagen!? Zumindest eine Woche gilt dort nämlich noch: O’hack is!!!

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