Sonntag, 12. September 2010

Special Guest: Geierperlhuhn

Heute möchte ich einen weiteren „Special Guest“ vorstellen, das faszinierende Geierperlhuhn!
GEIERPERLHUHN??? Es würde mich nicht wundern, wenn jetzt der ein oder andere das gleiche denkt wie ein Bekannter von mir, der vor einiger Zeit fragte: „Hm, wer da wohl fremd gegangen ist!?“ Aber ja: Diese Tiere gibt es wirklich!!!
Bisher habe ich diese merkwürdigen Viecher nur an einem bestimmten Ort sehen können, nämlich in der „ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen“. Da mein einziger Besuch bereits drei Jahre her ist und der Zoo mittlerweile neben seiner Afrika- und Alaska-Landschaft nun um eine Asien-Landschaft erweitert wurde, bin ich gestern wieder hingefahren. Mein direkte Weg ging selbstverständlich sofort zur Voliere der Geierperlhühner, die sich direkt neben dem Giraffenhaus befindet.
Geierperlhühner gehören zur Ordnung der Hühnervögel (Galliformes), zur Klasse der Perlhühner (Numididae) und ihr wissenschaftlicher Name lautet Acryllium vulturinum. Von Weitem sehen sie aus wie fette Perlhühner, die jedoch durch wunderschöne, strahlendblaue Federn (mit perlhuhn-typischen weißen Punkten) auffallen.
Unter ihrem nackten Kopf mit kräftigem Schnabel tragen sie eine Halskrause aus langen, gestreiften, lanzettenförmigen Schmuckfedern. Besonders auffällig sind die knallroten Augen mit stechendem Blick – was die Vögel allerdings nicht weniger liebenswert macht. Geierperlhühner wiegen gut 1 kg und mehr, erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 55 cm und eine Höhe von etwa 70 cm. In einem Jahr können sie zwischen 10 und 14 Eier legen, das hängt jedoch in der freien Natur von der Regenzeit und anderen klimatischen Bedingungen ab. Sind die Bedingungen nicht gut genug, so können die Geierperlhühner auch mal mit der Fortpflanzung aussetzen. In Bodennestern werden die Eier etwa 24 Tage bebrütet, bevor die kleinen Piepmätze schlüpfen und ihrer Mutter sofort folgen können. Die wärmebedürftigen Geierperlhühner leben vor allem in Halbwüsten und Trockenbuschländern Ostafrikas, wobei sie meistens in kleineren Gruppen von etwa 30 Tieren, manchmal aber auch mit bis zu 100 Artgenossen unterwegs sind. An Wasserlöchern sind ihre Schwärme wesentlich größer.
Während ich die Geierperlhühner also lange Zeit beobachtet habe, wurde ich Zeuge der verschiedensten Kommentare, von Abneigung über erwecktes Interesse bis hin zu Faszination. Neben einigen weniger schmeichelhaften Ausrufen wie: „Bah, was is das denn für ein Viech?“ riefen vor allem männliche Jugendliche nicht selten: „Ey, der is ja cool!“ Für viel Verwirrung sorgte das Hinweisschild auf die Palmtauben, mit denen sich die Geierperlhühnern unter anderem ihre Voliere teilen. Vom Besucherweg aus sieht man auf den ersten Blick eben nur dieses Schild, während das Geierperlhuhn-Schild auf der anderen Seite der Voliere ist. Zwar ist neben einigen Informationen auch immer ein Bild der Tiere auf dem Schild, aber dennoch riefen die meisten Leute sofort: „Guck mal, eine Palmtaube!“ Nunja, Palmtauben sind nur etwa halb so groß wie gewöhnliche Stadttauben und somit etwa zehnmal kleiner als ein fettes Geierperlhuhn und haben auch sonst kaum Ähnlichkeit, aber irren ist bekanntlich menschlich. Ein echter Tier-Kenner stellte fest: „Oh, ein Perlhuhn, wie hässlich.... nee, Moment, das ist ja ein Geier!“ (Ob er damit wohl sagen wollte, dass Geier im Gegensatz zu Perlhühnern NICHT hässlich sind? Sehr sympathisch!) Neugierig ging er um die Ecke der Voliere, entdeckte das Hinweisschild, lachte erstaunt, kam zurück zu seiner Partnerin und meinte begeistert: „Haha, das ist tatsächlich ein GEIERPERLHUHN!“ Ich glaube diese Viecher wird er so schnell nicht mehr vergessen... Insgesamt konnte ich vier Geierperlhühner in der Voliere entdecken, allerdings gehört zu dem Außenbereich auch ein Vogelhäuschen, in das sie manchmal verschwanden. Wer weiß, wie viele sich noch im Innenteil befanden!?
Ein Geierperlhuhn saß die ganze Zeit auf einem Zweig, während ein zweites mehr oder weniger elegant auf einen Strauchwipfel flatterte. Kurze Zeit später tauchte ein Jüngling auf und rief zu seinem Kumpel: „Ey, wie kommt dat fette Vieh denn da hoch?“ Und sein Kumpel ganz lässig: „Ey, der kann fliegen!“ Yoh Mann, da hasse voll recht, ey!
Falls es jemandem aufgefallen ist, habe ich mich bei meinen Berichten über die Gänsegeier-Mitbewohner im Duisburger Zoo – den „normalen“ Perlhühnern – eher weniger positiv ausgedrückt. Das liegt aber daran, dass diese Viecher einfach nur nervig sind: Sie flattern pausenlos wie aufgescheuchte Hühner im Gehege herum und machen dabei einen Heidenlärm, der kaum zu ertragen ist. Die Geierperlhühner hingegen zwitschern geradezu melodisch, wenn sie überhaupt einmal den Schnabel aufmachen. Als sie einmal loslegten folgte prompt der trockene Kommentar eines Zoo-Besuchers: „Der klingt interessanter als wie er aussieht!“ Nunja...

Alles in allem war ich wieder einmal restlos begeistert von diesen komischen, liebenswerten Geier-Mischlingen mit dem prachtvollen Gefieder!

1 Kommentar:

  1. das kenn ich doch, bloß ohne den geier...guinea fowl, die sind in südafrika immer herum gerannt...wenn der kopf nicht so komisch wäre, eigentlich ein ganz schönes tier;-)
    carmen

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