Am 07.06.2010 bekam ich von meiner Schwester folgende SMS:
„(...) Die Geier sitzen hier wie Möwen auf den Laternen und kreisen überall. Klein und hässlich, eher wie Truthähne! (...)“
Nunja, „klein und hässlich“ ist irgendwie mies, aber dennoch habe ich mich sehr gefreut einen Geier-Zwischenbericht aus Brasilien zu erhalten. Der ausführliche Gastbeitrag für meinen Geier-Blog inklusive einiger Fotos der Rabengeier und eines tollen Videos aus sisterlicher Hand dürfen natürlich trotz kleiner Verspätung nicht fehlen:
„Sie lieben die Geier!“ von Caroline Stollmeier
Im Juni 2010 habe ich eine eindrucksvolle Reise nach Amazonien unternommen. Im Bundesstaat Pará im Norden Brasiliens habe ich mehrere Städte und Gemeinden besucht. Allen war eine Sehenswürdigkeit gemeinsam: Urubu, die Geier.
Den ersten Geier habe ich in Olinda, einem kleinen Ort in der Nähe von Recife entdeckt. Er saß auf dem Dach der Kapelle eines Benediktinerklosters.
Ich wusste gleich, dass es sich bei diesem komischen Vogel um einen Geier handeln musste. Bei dem Aussehen… Er hat eine Weile die Aussicht auf das Meer und die Silhouette der Großstadt genossen. Dann hat er sich in die Lüfte erhoben.
Von da an habe ich immer wieder und überall Geier entdeckt. Es war zwar immer nur die gleiche Sorte, aber dafür waren es viele: Sie saßen auf Straßenlaternen und Hochspannungsmasten. Sie pickten im Straßengraben und kreisten am Himmel. Mal war einer alleine, aber meistens waren sie zusammen mit mehreren Artgenossen unterwegs. Nach einem Regenguss zierten sie die Dachfirste der Häuser wo sie ihre Flügel der Sonne weit aufgespannt zum Trocknen entgegen reckten. Mancherorts waren sie fast zutraulich und haben sich eher gelangweilt als erschreckt gemächlich ein paar Meter fortbewegt sobald sich ein Mensch genähert hat. Die größte Geieransammlung – es müssen hunderte gewesen sein! – habe ich rund um eine Mülldeponie in Alenquer entdeckt. Sie saßen auf jedem Zaunpfahl, auf den Müllbergen und Wirtschaftswegen. Sie verdunkelten geradezu den Himmel, weil sie in so großen Schwärmen unterwegs waren. Mehrere Menschen habe ich nach den Geiern befragt. Ein Fremdenführer in Santarem betont, dass die Geier gerne gesehen sind: „Sie arbeiten für unsere Stadtverwaltung – umsonst!“ Und als ich einen Steyler-Pater in Alenquer fragte, ob die Menschen die Geier mögen oder verachten antwortete er spontan: „Sie lieben die Geier!“
Parás Geier sind hier: http://www.youtube.com/watch?v=ubERrhpsjzM
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