Dienstag, 13. Oktober 2020

Geiermassenvergiftung in Gambia

Am Vormittag des 12.10.2020 wurden nahe des Gunjur Schlachthauses in Gambia mindestens 49 Kappengeier und ein Weißrückengeier tot aufgefunden. Allerdings ist die Anzahl der Verluste vermutlich noch größer, da täglich wesentlich mehr Geier an dieser Stelle zum Futtern vorbeigeflogen kommen.


Sie verstarben vermutlich erst später auf ihrem Heimflug und wurden bisher nicht entdeckt. In mindestens 30 Fällen waren den Kadavern die Köpfe entfernt worden, was meistens auf illegalen Handel mit Geierkörperteilen im Rahmen traditioneller Medizin und Aberglaube hinweist. Die Kadaver, denen die Köpfe nicht fehlten, befanden sich vorwiegend auf dem Dach des Schlachthauses oder im hohen Gras der nahen Umgebung. Ein Anwohner bemerkte, dass die Abfälle des Schlachthauses sehr wahrscheinlich vergiftet wurden und ihr Verzehr für die Geier daher tödlich endete.

 

Kappengeier werden auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten global als „critically endangered“ gelistet. Damit stehen sie kurz vor dem Aussterben. Ursache hierfür sind vorwiegend gezielte Vergiftungen und Tötung für traditionelle Zwecke, Verlust des Lebensraumes sowie Kollisionen mit Stromleitungen oder Windkraftanlagen.

 

Bisher waren sie in Gambia verhältnismäßig weit verbreitet, aber auch dieser Rückzugsort scheint leider nicht mehr sicher zu sein. Meine kurze Recherche hat nämlich ergeben, dass es bereits im Februar 2020 zu einem ähnlichen Vorfall in Gambia kam. Damals ereignete sich eine Massenvergiftung nahe des Schlachthauses Sabi. Dort waren ebenfalls über 50 Kappengeier betroffen, die rund um das Schlachthaus tot aufgefunden wurden. Dies war der bis dahin größte je dokumentierte Geiervergiftungsvorfall aller Zeiten in dem kleinen, westafrikanischen Land. Nach Aussage der National Environment Agency ereignete sich der Vorfall am frühen Morgen, nachdem Tier im Schlachthaus geschlachtet und für den Verkauf an Menschen inspiziert wurden. Schlachtabfälle und Blut werden regelmäßig ausgelegt und durch die wild lebenden Geier verzehrt. Diesmal jedoch starben sie reihenweise. Verschiedene involvierte Institutionen nahmen Proben von den Geierkadavern und Schlachtabfällen, um die Todesursache zu untersuchen. Bis heute ist sie jedoch unbekannt.

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