Sonntag, 25. Oktober 2020

Auswirkungen von Plastikaufnahme durch Geier

Wieder hat die Vulture Conservation Foundation eine Geier-Veröffentlichung gut und leicht verständlich zusammengefasst. Diesmal geht es um den Verzehr von Plastikpartikeln durch Geier und dessen Auswirkungen.

Es ist weit bekannt, dass (Mikro-)Plastik massive Auswirkungen auf Wildtiere, Menschen und das gesamte Ökosystem hat. Allerdings war bisher nicht bekannt, inwiefern auch Geier davon betroffen sind. In einer Studie wurden daher im Nordwesten des argentinischen Teils Patagoniens drei Geierarten untersucht: Andenkondore, Rabengeier und Truthahngeier.

Zwar ernähren sich Geier vorwiegend von Aas, aber leider suchen sie dieses häufig auf großen Müllkippen, wo neben organischem Material auch viel synthetisches Material entsorgt wird. Das Untersuchungsgebiet ist zwar weitestgehend makellos, verfügt aber nahe menschlicher Siedlungen auch über große Müllkippen, die schlecht gemanagt werden und von vielen wilden Tieren regelmäßig aufgesucht werden. Darunter sind häufig die drei genannten Geierarten zu finden. Durch den Verzehr von Plastik kam es bei Geiern in der Vergangenheit häufig zu Nährstoffmangel, Infektionen oder Verdauungsproblemen. Außerdem schadet Plastik den Geierküken, wenn ihre Eltern Aasbrei mit Plastikbeilage zur Fütterung hochwürgen. Einen Teil des Plastiks können Geier über Pellets aus ihrem Körper entfernen.

Im Rahmen der Studie haben Forscher zwischen 2010 und 2020 insgesamt 1.170 Pellets unterhalb bekannter Geier-Rastplätze eingesammelt: 187 stammten von Andenkondoren, 865 von Rabengeiern und 118 von Truthahngeiern. In 203 Pellets wurde synthetisches Material gefunden (17,4 %), wovon 89,2 % aus Plastik bestand. Die restlichen 10,8 % entfielen auf Pappe, Glas, Kleidungsrückstände und ähnliches. Nur in 1,1 % der Pellets von Andenkondoren wurde Plastik gefunden, während es bei den Rabengeiern (17,3 %) und Truthahngeiern (24,5 %) deutlich schlimmer aussah. Das Plastik in den Pellets der Andenkondore stammte von Ohrmarkierungen von Nutztieren, vermutlich beim Verzehr eines Kadavers verschluckt. Im Vergleich zu den anderen beiden Geierarten halten sich Andenkondore seltener nahe menschlicher Siedlungen auf, so dass sie vermutlich daher weniger Restmüll verschlingen. Sie bevorzugen Aas von wilden Tieren oder Nutztieren auf freier Fläche.

Die Studie zeigt auch, dass die Pellets gegen 2020 hin deutlich mehr Plastik enthielten als die Pellets zu Beginn der Studie in 2010. Aufgrund der Ausbreitung des Menschen und des immer größeren Anfalles von Plastikmüll wird also auch künftig mit mehr Plastikrückständen in Geier-Pellets zu rechnen sein.

Es stellt sich daher die Frage, ob diese plastikhaltigen Pellets negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, wenn sie in Gegenden ausgewürgt werden, die vielleicht bisher nicht durch Plastik verschmutzt waren. Hierzu sollte es dringend weiterführende Untersuchungen geben.

Quelle: Ballejo F, Plaza P, Speziale K, Lambertucci A, Lambertucci S. Plastic ingestion and dispersion by vultures may produce plastic islands in natural areas. Science of The Total Environment. 2020;755:142421. doi:10.1016/j.scitotenv.2020.142421

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