Freitag, 17. Mai 2019

Updates von den Golanhöhen

Heute erhielt ich ein Update von der traurigen Gänsegeier-Vergiftung auf den Golanhöhen:
Am 9. Mai erhielten Geierschützer der Israel Nature and Parks Authority (INPA) über ein Frühwarnsystem die Info, dass fünf Gänsegeier mit GPS-Sendern auf den Golanhöhen in einer Art Niemandsland gelandet sind, das in erster Linie für militärische Manöver und als inoffizielles Weideland genutzt wird. Von Mittwoch, dem 08.05. bis Donnerstag, dem 09.05., wird in Israel Unabhängigkeitstag gefeiert, so dass kein militärisches Training stattfand. Dies muss sich jemand bewusst zunutze gemacht haben und den Kadaver einer Kuh illegal mit dem Pflanzenschutzmittel Methomyl in Pulverform kontaminiert haben. Beim ersten Kontrollgang am 09.05.2019 wurden der Giftköder und die toten Tiere allerdings nicht gefunden.
Am Morgen des 10. Mai gab es eine Warnmeldung, dass sich zwei Gänsegeier mit niedriger Körpertemperatur nicht mehr bewegen. Sofort rückte die INPA wieder aus und machte einen traurigen Fund: 8 tote Gänsegeier, ein sehr schwacher Geier in schlimmer Verfassung, der sofort eine Injektion Atropine bekommen hat, und ein weiterer betroffener Geier, der noch fliegen konnte.
(c) Ohad Hatzofe
(c) Ohad Hatzofe
(c) Ohad Hatzofe
Der Todeszeitpunkt von zwei Geiern war etwa 15 Uhr am Vortag. Zwei weitere Geier, beide erwachsene Brutweibchen, waren zeitgleich am Tatort, aber flogen später zurück zu ihrer Kolonie Richtung Syrien.
Zwei der toten Geier waren in Spanien geboren und wurden im Gamla Nature Reserve auf den Golanhöhen ausgewildert. Ein Geier wurde 2006 in einem Gehege geboren und 2009 auf dem Mount Carmel in Israel ausgewildert. Drei Geier waren in freier Natur geboren worden, beringt und hatten Flügelmarkierungen. Zwei Geier waren nicht markiert: Ein erwachsener Geier und ein jugendlicher.
Sobald die toten Geier gefunden wurden, ging die Nachricht an die Presse und verbreitete sich in Windeseile über die sozialen Medien, wo es einen großen Aufschrei gab. Durch die Zusammenarbeit von Polizei und INPA konnte bereits ein Tatverdächtiger festgenommen werden. Das Staatswesen reagierte sofort und in wenigen Tagen wird mit der Verkündung des Strafmaßes gerechnet.
Seitens der Geierschützer werden dringend Gesetzesentwürfe empfohlen hinsichtlich der Nutzung von Pestiziden, Gesetzesvollzug und einem festgesetzten Strafmaß für Umweltverbrechen.
Bei aller Trauer über die schlimmen Nachrichten gibt es jedoch auch eine Gute: Ein stark geschwächte Geier konnte nach erfolgreicher Behandlung gestern wieder in die Freiheit entlassen werden!


Sonntag, 12. Mai 2019

Neue Sichtung von "Betty"!!!

Genau so eine Nachricht habe ich nach dem Frust der letzten Tage gebraucht!!! Mein Geierfreund Fulvio hat heute in seinem Geierrestaurant Progetto Grifone Udine meine Patengeierin Betty beim Fressen gesichtet!!!
Der Gänsegeier mit dem grünen Krallenring und der weißen Beschriftung "CFJ" war mein erster Geier, den ich bei meinem allerersten Geiereinsatz 2010 im damaligen Eko-Centar Caput Insulae Beli in Kroatien gerettet hatte. Der süße Junggeier war aus seinem Nest hoch oben in den Klippen ins Meer gestürzt und wurde von uns gerettet. Daraufhin adoptierte ich das vermeintliche Geiermädchen und nannte sie "Betty".
Im Herbst 2010 kehrte ich pünktlich zur Freilassung geretteter Geier nach Kroatien zurück und durfte bei der vorherigen Geiereinfangaktion in der Voliere Betty auf den Arm nehmen. Das erste Mal Geierkuscheln! Im Herbst 2011 wurde schließlich auch sie freigelassen. Leider bekam sie aus Kostengründen keinen GPS-Sender, so dass ich lange nicht wusste, ob es ihr gut geht.
2014 lernte ich den netten Italiener Fulvio und sein Geierrestaurant in Udine kennen. Er berichtete mir, dass im Sommer häufig die kroatischen Geier bei ihm Futtern kommen. Als ich ihm Bettys Ringnummer nannte, konnte er in seinen Aufzeichnungen sehen, dass meine süße Geierin hin und wieder gesichtet wurde. 2015 und 2016 schaffte er es meine Geierin zu fotografieren und mir die Beweisbilder zu schicken. Heute war es nun wieder so weit und ich weiß, dass es ihr nach wie vor gut geht!
Mittlerweile ist Betty 9 Jahre alt und vermutlich bereits stolze Geiermama. Daher an dieser Stelle: Alles, alles Liebe zum Muttertag!!! Das gilt natürlich für alle Geiermamas wie auch für menschliche Mamas!!!

Samstag, 11. Mai 2019

Geiermassenvergiftung auf den Golanhöhen

Die schrecklichen Nachrichten aus der Geierwelt reißen diese Woche einfach nicht ab! Heute früh fing der Tag direkt traurig an, als ich noch im Bett die schlimme Nachricht las, dass es eine Massenvergiftung von Gänsegeiern auf den von Israel besetzten Golanhöhen gab.
8 Gänsegeier wurden tot aufgefunden, 2 weitere wurden mit schweren Vergiftungserscheinungen lebend gefunden und sofort behandelt. Aber ob sie überleben, ist fraglich. Damit wurde fast die Hälfte der Geierkolonie, die nur noch 20 Tiere umfasste, mit einem tödlichen Schlag ausgelöscht! Das Schlimmste ist, dass sich dieser Vorfall nun mitten in der Brutsaison ereignet hat. Wenn eines oder beide Elterntiere sterben, haben die Eier bzw. Küken keine Überlebenschance mehr und die Katastrophe ist noch viel schlimmer als zur Zeit bekannt!
 (c) Dudu Pils/Israel Nature and Parks Authority
Die Gänsegeier auf den Golanhöhen haben es nicht leicht. 1998 gab es dort noch etwa 130 Exemplare, aber innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte ging die Population auf zuletzt 20 Tiere zurück. Grund für die beinahe Ausrottung der Geier scheint Vergiftung durch lokale Bauern zu sein, die Angst um ihre Nutztiere haben. Sehr traurig, dass es weltweit noch immer so viele Menschen gibt, die tatsächlich glauben Geier würden ihr lebendes Nutzvieh angreifen.
Selbst wenn die Geier vielleicht nicht bewusst verfolgt werden, so nehmen viele Bauern billigend in Kauf, dass Geier Opfer der Giftköder werden, die eigentlich gegen Raubtiere ausgelegt werden. Vielleicht galten die aktuellen Giftköder dem Fuchs und den zwei Schakalen, die ebenfalls tot aufgefunden wurden. Aber leider mussten 8 Gänsegeier sowie deren möglicher Nachwuchs ebenfalls dran glauben.
Die Israelische Natur- und Parkbehörde (Israel Nature and Park Authority - INPD) betont, dass sie alles nur Mögliche unternehmen werden, um die Verantwortlichen für die Geiermassenvergiftung ausfindig zu machen und zu bestrafen. Aber mal ehrlich, wie häufig sind solche Untersuchungen von Erfolg gekrönt? Und die vernichtete Geierkolonie bringt es auch nicht mehr zurück! :-(

Freitag, 10. Mai 2019

3 vergiftete Andenkondore in Argentinien

Nachdem ich gestern von dem abgeschossenen Gänsegeier in Österreich berichtet hatte, kommt heute direkt die nächste traurige Nachricht - diesmal aus Argentinien: Es wurden 3 Andenkondore tot aufgefunden, zwei Weibchen und ein Männchen.
(c) Fundación Cullunche
(c) Fundación Cullunche
Im Departement Malargüe entdeckte ein Tourist, der auf der Nationalstraße 145 auf Höhe von Poti Malal unterwegs war, die drei toten Riesengeier und informierte Polizei und Ranger. Eine erste Röntgen-Untersuchung durch die Fundación Cullunche zeigte, dass kein Blei in den großen Körpern zu entdecken war. Die Andenkondore wurden also nicht abgeschossen. Daher liegt der Verdacht nahe, dass sie vergiftet wurden. Zur genaueren Untersuchung wurden ihre Kadaver nach Buenos Aires geschickt. Die Ergebnisse liegen vermutlich erst in 10 Tagen vor.
(c) Fundación Cullunche
(c) Fundación Cullunche
(c) Fundación Cullunche
Jennifer Ibarra, Leiterin der Stiftung, wies zudem darauf hin, dass es bereits der dritte gemeldete Vorfall in Malargüe dieser Art in den letzten Jahren ist und zeigt sich sehr besorgt über das Wohl der Andenkondore in Argentinien. Sie hält Vergiftung durch den Einsatz von Agrochemikalien für die Todesursache und fordert den Gesetzgeber auf das Provinzgesetz zur Rückverfolgbarkeit von Agrochemikalien endgültig zu genehmigen. Im Jahr 2018 genehmigte die Abgeordnetenkammer das Gesetz zur Regulierung des Einsatzes von Agrochemikalien auf dem Gebiet von Mendoza und es muss jetzt nur noch von den Senatoren abschließend genehmigt werden.
(c) Fundación Cullunche
Doch auch mit Genehmigung des Gesetzes und lokale Strafen wird es auch weiterhin Bedrohungen durch Pestizide und vergiftete Köder geben. Keine schönen Aussichten für unsere Könige der Lüfte! :-(

Donnerstag, 9. Mai 2019

Gänsegeier in Österreich abgeschossen

Heute erhielt ich die traurige Nachricht, dass gestern im österreichischen St. Gallenkirch im Montafon ein Gänsegeier abgeschossen wurde.
Es wird vermutet, dass dem armen Tier von einem Wilderer in den Rücken geschossen wurde, während er irgendwo gerastet hatte. Der Geier versuchte daraufhin fortzufliegen, stürzte kurze Zeit später aber tödlich verwundet ab und krachte auf ein Dach eines Wohnhauses. Dabei hinterließ er ein ca. 80 cm großes Loch im Dach. Kein Wunder, denn das majestätische Tier hatte eine beeindruckende Spannweite von gut 2,70 m und wog über 9 kg.
Gänsegeier stehen europaweit über die Vogelschutzrichtlinie unter absolutem Schutz und dürfen natürlich nicht abgeschossen werden. Die Polizei wurde dementsprechend informiert und ist auf der Suche nach dem Täter. Hinweise bitte an Polizei Gaschurn, Tel: 059/1338103.
Im vergangenen Sommer wurden rund 50 Gänsegeier in Vorarlberg gesichtet. Leider wird es diesen Sommer einer weniger sein :-(

Sonntag, 5. Mai 2019

Kein Geier-Nachwuchs in Duisburg

Nach ein paar tollen, wenn auch Geier-freien Tagen in Kopenhagen hielt ich auf der Heimfahrt vom Flughafen kurz am Duisburger Zoo, um noch einmal nach dem Geier-Ei zu schauen. Irgendwann muss das Gänsegeier-Küken doch endlich schlüpfen.
Leider hat sich das schlechte Bauchgefühl der letzten Wochen bestätigt: Das Ei war weg, das Nest leer und Papageier saß traurig daneben im Gras. So ein Flunsch!
Irgendwie hatte ich immer noch gehofft, dass ich die nächsten Wochen ein süßes Geierküken würde bewundern können. Für die Geiereltern tut es mir natürlich am meisten leid, weil sie wieder so aufopferungsvoll wochenlang ihr Ei bebrütet und behütet hatten :-(
Mamageier bei der Gefiederpflege.
Jetzt müssen die beiden Geier erstmal wieder in den Alltagstrott zurückkommen, ohne Ei- bzw. Kükenaufsicht. Wirklich schade!