Trotz üblen Muskelkaters und müder Knochen habe ich mich heute in den Zoo Duisburg geschleppt. Eigentlich wollte ich nur schlafen, aber mein inneres Geier-GPS ließ mich pausenlos an die beiden ausquartierten Gänsegeier denken, die letzte Woche so fleißig mit ihrem Nestbau beschäftigt waren. Ich würde es mir nicht verzeihen, wenn die beiden plötzlich ein zweites Ei gelegt hätten und ich nichts davon erfahren würde.
Zunächst ging ich aber bei Papageier und seiner Dame vorbei. Während sie im Nest das Ei bebrütete, lag er direkt neben ihr und wachte über seine kleine "Familie".
Perlhuhn im Schweinsgalopp...
... und bei einem mehr oder weniger eleganten Kunstflug.
Die beiden Gänsegeier ließen sich von den Perlhühnern nicht sonderlich beeindrucken.
Diesmal wollte ich unbedingt bleiben, bis ich das Ei sehen kann. Aber heute waren auch die Temperaturen sehr gemütlich; nix im Vergleich zu letzter Woche! Papageier war zwischendurch ein wenig unentschlossen, stand auf, setzte sich, humpelte zwei Schritte weiter, setzte sich wieder...
Nach etwa 15 Minuten stand Mamageier schließlich auf und ich konnte das Geier-Ei bewundern.
Liebevoll rollte sie es mit ihrem großen Schnabel im Nest herum, damit sich der kleine Minigeierembryo gut entwickeln kann.
Und schnell wieder gemütlich aufs Ei kuscheln.
Die Marabus hielten sich auf der anderen Seite des Geheges auf. Zu schade, dass sie nicht brüten. Ich würde total gerne beobachten, wie ein süßes Marabu-Küken großgezogen wird!
Nachdem ich das Ei gesehen hatte, ging ich direkt weiter zu den beiden Ausquartierten. Einer saß neben dem trockengelegten Geierpool...
...und der andere lag eindeutig brütend im Nest!!! Wahnsinn!!! Diese Pose ist eindeutig, da muss einfache in Ei drunter liegen!!!
Zum Glück hielten mich die Geier nicht lange im Ungewissen und schon bald stand der brütende Geier auf! Zum Vorschein kam ein wunderschönes, großes Geier-Ei!!! Damit haben die beiden tatsächlich das Wunder verbracht ein zweites Ei nachzulegen!!! Auch wenn ich so sehr drauf gehofft hatte, bis zu diesem komischen Gefühl heute Vormittag hätte ich nicht gedacht, dass sie es tatsächlich schaffen!!! Ein Glück, dass ich auf mein inneres Geier-GPS vertraut hatte und heute doch noch in den Zoo gefahren bin!!!
Die meisten Geierarten legen bewusst nur ein Ei, weil der Geierkörper jede Menge Calcium-Vorräte für die Ei-Ablage braucht. Diese Vorräte können sie nur anlegen, wenn sie vorher die passende Nahrung finden. Ein weiterer Grund für den Verzicht auf mehrere Eier ist der häufige Mangel an Aas. Es ist schwer genug einen Junggeier und sich selber zu versorgen, so dass ein weiteres Küken natürlich die doppelte Belastung für die Geiereltern ist. Es muss ja immer ein Elterngeier am Nest bleiben, um die Küken zu beschützen. Erst wenn der Partnergeier mit vollem Kropf zurück ist, kann der andere losfliegen und Nahrung suchen. Bei zwei und mehr Küken sinkt die Überlebenschance für alle. Bartgeier legen gerne mal zwei Eier, aber sobald die Küken geschlüpft sind, kommt es nicht selten zum Kainismus - der Tötung des Geschwisterchens. Dabei wird entweder das Geschwisterküken vom Futter abgedrängt, so dass es langsam verhungert. Oder es wird direkt attackiert oder sogar aus dem Nest geschubst. Es klingt und ist grausam, aber damit erhöht sich die Chance, dass zumindest ein Küken erfolgreich großgezogen wird! Bei Schmutzgeiern hingegen werden nicht selten zwei oder sogar drei Küken großgezogen. Das liegt unter anderem daran, dass Schmutzgeier praktisch Allesfresser sind und sich sogar von menschlichen Abfällen ernähren können. Damit ist die Chance recht groß, dass sie genug Futter für alle finden.
Verlieren größere Geierarten wie der Gänsegeier jedoch in frühem Stadium ein Ei (oder wird es in Brutcentren gezielt entfernt und im Inkubator weiter bebrütet), so können sie nach einigen Wochen ein weiteres Ei nachlegen. Dies ist sehr anstrengend für die Tiere und erfordert viele Calcium-Reserven, aber es ist möglich. Ich glaube im Zoo Duisburg ist dies zum ersten Mal geglückt!!! Herzlichen Glückwunsch an das süße Geierpaar und vielen Dank an die Tierpfleger für die vorbildliche Unterstützung!!!
Obwohl das Nest sehr ansehnlich ist, wird weiterhin fleißig Nistmaterial angeschleppt!
Während der eine Geier brütet, baut der andere weiter am Eigenheim.
Ich bin mir bei den beiden ausquartierten Gänsegeier nie sicher wer wer ist, aber ich glaube, dass hier das Muttertier wütend Richtung Partner fauchte.
Trotzdem hüpfte sie wenige Minuten später aus dem Nest und überließ ihm das Ei.
Süßer Langhals!
Da ich nicht weiß, wann das Ei genau gelegt wurde (irgendwann zwischen dem 04.03. und 10.03.), bin ich mir nicht sicher, wann genau der Schlupftag ist. Mit heutigem Datum und 54 Tage Brutzeit müsste das Küken also spätestens am 04.05.2018 geschlüpft sein! Toi toi toi!!!
Sonntag, 11. März 2018
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen