Entgegen aller schlechten Wettervorhersagen erwartete uns heute ein trockener Morgen im schönen Passy beim "Annual Bearded Vulture Meeting" der Vulture Conservation Foundation (VCF). Perfektes Wetter für unsere Exkursion in ein Bartgeier-Territorium am Vormittag.
Vom Hotel aus ging es weiter den Berg hinauf auf das Plateau von Passy. Die Berggipfel waren von Wolken und Neben verhangen, so dass nur hin und wieder durch eine kleine Aufklarung erkennbar war, wie hoch die Gipfel der Berge unter der Wolkenschicht sind.
Hier sind nämlich NICHT die Berggipfel zu sehen, sondern nur ein kleiner Teil der Felswände.
Die Temperaturen waren nahe am Gefrierpunkt, aber mit diversen Schichten warmer Kleidung war es gut auszuhalten.
Der grüne Kunstrasen mit dem Schriftzug "Passy" ist eine Paragliding-Absprungstelle. In der Nähe befindet sich ein Skilift und diverse Wanderwege sowie einige Holzhütten.
Kurze Erklärungen zur herrlichen Aussicht und den Bartgeiern, die sich in diesem Gebiet herumtreiben.
Insgesamt war ich sehr überrascht, wie gut es mit der allgemeinen Verständigung klappte. Damals in Barcelonnette gab es immer wieder rein französische Vorträge und teilweise wurden selbst die Präsentationsfolien nicht ins Englische übersetzt. Hier in Passy waren aber alle bestens vorbereitet und notfalls stand ein Dolmetscher bereit. Lustig war das Kennenlernen von Natasha. Sie kam mir direkt irgendwie vertraut vor und schon bald sprach sie aus, was mir auf der Zunge lag: Wie schön es ist sich nach Jahren der Facebook-Freundschaft endlich einmal live kennen zu lernen. Die Geierwelt ist so klein ;-)
Zwischendurch klarte der Blick aufs Tal richtig gut auf und am Horizont ließ die Sonne den Schnell gleißend hell erstrahlen.
Nach einer Weile begann der Aufstieg... und meine persönliche Qual. Ich bin einfach eine absolute Niete, wenn es bergauf geht. Vor allem, wenn ich seit Monaten keinen Sport gemacht und mich kaum bewegt habe. Alle anderen Teilnehmer an der Exkursion waren Geierleute, die sich den ganzen Tag bei Wind und Wetter draußen aufhalten und Dank der Bartgeier bergige Gegenden gewohnt sind. Sie sind alle top fit und wetzten gemütlich den steilen Berg hinauf. Ich war schon nach 5 Minuten am Keuchen.
Netterweise leistete mir Volen Gesellschaft und wir unterhielten und über die schöne Zeit 2015 in Namibia. Das Gespräch lenkte ein wenig von den Aufstiegsqualen ab, auch wenn ich teilweise richtig Probleme mit meiner Stimme und Atmung hatte. Sowas Peinliches!
Die Landschaft war romantisch verschneit und die Aussicht wunderschön. Leider wurde ich immer wieder durch meine streikenden Beine abgelenkt. Komischerweise mag ich das Gefühl, wenn ich am Ende den Berg besiegt habe und überlege fieberhaft, wo ich hier im Ruhrgebiet meine Fitness in Sachen bergsteigen üben kann. Aber das ist natürlich eine Mission Impossible. Würde ich jedoch in den Bergen wohnen, ich glaube ich würde das Wandern lieben!
Als wir nach einer gefühlten Stunde auf einen Großteil unserer Truppe trafen, dachte ich wir hätten das Ziel erreicht. Aber kaum wieder zu Atem gekommen, da ging es munter weiter bergauf. Nicht nachdenken, einfach weiter.
Irgendwann hatte wir es aber geschafft. Mitten im Schnee gab es viele weitere Erklärungen zu den Skiliften und Stromleitungen, wie sie durch verschiedene Konstruktionen gesichert werden können usw. Aber es war schwierig sich bei dieser tollen Landschaft auf die Gespräche zu konzentrieren.
Außerdem ging der Blick die ganze Zeit Richtung Himmel... ob wir wohl einen Bartgeier sehen würden!?
Links: Raphael aus Grand Causses; in der Mitte eine meiner Zimmergenossinnen, die nette Franzosin Marie; rechts: Mirco von IBM.
Hier im Schnee durfte der ein oder andere unauffällig geworfene Schneeball natürlich nicht fehlen. Das macht vor allem Spaß, wenn man den Schneeball ja "nur" in die Tanne wirft.. während aus Versehen einige Leute drunterstehen ;-)
Alte Freunde wieder vereint: Team Bulgarien! Ihr glaubt gar nicht wie sehr ich mich freue, dass wir uns hier wiedergesehen haben!!!
Zwar setzte zwischendurch ein leichter Puder-Schneefall ein, aber trotzdem klarte die Sicht zur Bergkette etwas auf. Jetzt suchten alle aufgeregt mit ihren Ferngläsern den Himmel ab.
Bei zwei Rufen nach Sichtungen konnte ich nichts entdecken, aber als wir bereits einige Minuten bergab gelaufen waren, sah ich ihn plötzlich als schwarzen Punkt über die Bergwand gleiten: Den Bartgeier!!!
Was für ein schönes Erlebnis! Auch wenn der Bärtige weit entfernt und kaum zu erkennen war, der Flug war eindeutig. Damit ist es der zweite Bartgeier, den ich je in freier Natur habe fliegen sehen!
Bergab ging es natürlich wesentlich schneller als bergauf, aber trotzdem mussten wir bei jedem Schritt aufpassen. So steil es bergauf ging, mussten wir ja auch wieder runter. Erst taten die Waden weg, dann die Schienbeine... und später alles inklusive Gesäßmuskel. Aber das war es wert!
Kurzer Abstecher ins Geiermuseum.
In einem kleinen Raum lag ein Bartgeier-Kinderbuch aus, während es gleichzeitig auch am Bildschirm eingeblendet wurde.
Genialerweise war das Buch später am Konferenzraum erhältlich, so dass ich mir direkt ein Exemplar gesichert hatte. Die nette Illustratorin Caroline hat mir sogar innerhalb weniger Minuten einen süßen Bartgeier mit Widmung auf die Innenseite des Einbandes gemalt. Ein tolles Andenken.
Nach einige kurzen Erklärungen im Museum verstreuten sich die Teilnehmer zur Mittagspause, bevor es mit kurzem Kleiderwechsel-Stopp im Hotel runter zum Konferenzraum ging.
Oben auf dem Berg wurde ein schönes Gruppenbild im Schnee gemacht. Besten Dank an VCF und Asters für dieses tolle Erlebnis!!!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen