Samstag, 20. Juni 2015

72 Tage jung wär es heute geworden :-(

Leider habe ich es nach eineinhalb Wochen erst heute wieder in den Duisburger Zoo geschafft. Kaum am Gänsegeiergehege angekommen direkt der große Schock: Beider Geiereltern saßen nahe der Marabus an der Futterstelle! Wo ist das Küken???
Mit flauem Gefühl im Magen ging ich zum Nest, aber wie erwartet war es leer! Was ist passiert? Haben die Tierpfleger das Küken tatsächlich hinter die Kulissen gebracht, noch bevor es flügge geworden ist? Oder ist dem Küken etwas passiert?
Auch viele andere Zoobesucher wurden unruhig, als sie bemerkten, dass das Küken nicht mehr da ist. Also wartete ich, bis ich eine Tierpflegerin bei den Wisenten abpassen konnte, um sie nach dem Küken zu fragen. Sie war sichtlich zögerlich, als sie mir erklärte das Küken sei hinter die Kulissen gebracht worden, um es von den Eltern zu entwöhnen. Das kam mir allerdings direkt komisch vor, weil das Küken mit 72 Tagen dafür noch etwas zu jung gewesen wäre.
Mamageier.
Papageier.
Erst viel später bekam ich die trauriger Gewissheit, dass diese Auskunft nicht ganz korrekt war. Das Küken ist in der Nacht von gestern auf heute von einem wilden Fuchs angegriffen worden. Die Tierpfleger fanden das schwer verletzte Küken erst am frühen Morgen und brachten es hinter die Kulissen, um es von der Tierärztin untersuchen zu lassen. Traurigerweise war es so schwer verletzt, dass sie nichts mehr für das Küken tun konnte und es einschläfern musste :-( Was für ein Riesenflunsch!!! Jetzt ärgere ich mich umso mehr, dass ich es nicht eher nochmal zum Küken geschafft hatte :-(
Die armen Geiereltern! Auch wenn sie in den letzten Jahren schon vorbildliche Eltern waren, in diesem Jahr kamen sie mir noch fürsorglicher vor denn je. Ich vermute, dass es an dem späten Eiverlust im letzten Jahr lag, als das Ei nur kurz vorm Schlupf zerbrochen aufgefunden wurde. Das Küken war jetzt ja schon alt genug, dass die Eltern nicht mehr rund um die Uhr am Nest Wache hielten. Es ist nur eine Vermutung, dass die fluginvaliden Geiereltern nachts entweder nicht schnell genug am Nest waren, um das Küken zu verteidigen oder selber angegriffen wurden. Offenbar haben sie es aber so gut verteidigt, dass der Fuchs es nicht mitnehmen konnte. Einfach nur total traurig, dass das Küken so sinnlos gestorben ist. Genau jetzt, wo es aus der kritischsten Phase doch eigentlich schon raus war.
Es ist wirklich frustrierend. Seit dem ersten Geierküken im Duisburger Zoo 2009 erzählen mir die Tierpfleger immer wieder, wie gefährlich die wilden Füchse für die Zoo-Tiere sind. Nicht nur für die Geierküken, sondern auch für Störche, Flamingos & Co. Wenn diese Gefahr doch bekannt ist, warum werden dann die Zäune rund um den Zoo nicht besser gesichert oder zumindest die Zäune und Mauern rund um die Gehege? Und was ist mit den Jägern, die der Zoo angeblich engagiert? Das scheint ja offensichtlich nicht zu klappen! Einfach unverantwortlich, wie leichtsinnig mit wertvollen Zuchterfolgen umgegangen wird!!! :-(
So ein trauriger Anblick! Die Geiereltern tun mir total leid!
Die Ausquartierten hatten dieses Jahr noch weniger Glück, denn ihr allererstes befruchtetes Küken wurde bereits am Schlupftag tot in der Voliere aufgefunden. Zwei Küken, zwei Fehlschläge. Sowas Trauriges haben die Geier im Duisburger Zoo einfach nicht verdient!!!

Dienstag, 9. Juni 2015

61 Tage jung und fast erwachsen

Nach zweieinhalb wunderbaren Wochen bei VulPro ging es am Tag nach meiner Rückkehr direkt in den Duisburger Zoo, um das mittlerweile 61 Tage alte Gänsegeierküken zu besuchen. Zwar war das Küken anfangs sehr schläfrig, aber der Riesengockel war im Nest kaum zu übersehen! Unglaublich, wie viel das Küken in der kurzen Zeit gewachsen ist. Nun kann es sich ganz bestimmt nicht mehr unter Mamageiers Gefieder verstecken.
Mamageier und Riesenküken.
Papageier liegt im Hintergrund im Gras und ruht sich aus.
Liebevolles Kuscheln und Beschützerinstinkt.
Bei mühsamen Aufstehen von Papageier wurde sein schlimmes Humpeln wieder deutlich.
Erinnert ihr euch noch an die zarten Federansätze beim letzten Blogartikel? Jetzt ist der Flügel schon deutlich befiedert!
Fütterung.
Flügelstretching. Spätestens in zwei Monaten wird das Küken flügge sein.
Wie immer wird das Geschäft aus dem Nest herausgespritzt, damit die Wohnstube schön sauber bleibt.
Als der Tierpfleger das Gehege betrat, um die Stachelschweine und Perlhühner zur Nachtruhe in den Stall zu rufen, verließen plötzlich beide Geiereltern das Nest. Mamageier mochte das Schlüsselgerassel des Tierpflegers noch nie, zumindest überließ sie in der vergangenen Wochen immer schlagartig das Nest und überließ die Kükenwache Papageier. Diesmal verließen allerdings beide Geiereltern das Nest. Es scheint fast so, als sei das Küken mittlerweile so alt, dass sie nicht mehr beide rund um die Uhr das Nest bewachen "müssen".
Dem armen Küken schien es aber ganz offensichtlich gar nicht zu gefallen, dass es allein gelassen wurde. Verängstigt kauerte es sich ins Nest und fiepte jämmerlich nach seinen Eltern. Herzzerreißend!
Immer weiter entfernten sich die Geiereltern vom Nest.
Auch ein heranflatternder Marabu schien die Geiereltern nicht zu beunruhigen, das Küken jedoch umso mehr :-(
Erst nachdem der Tierpfleger verschwunden war, kehrte wieder Ruhe ein und die Geiereltern kamen zurück zum Nest.
Nun begann die Renovierung des Nestes. Gemeinsam zupften und schoben beide Geiereltern Stöckchen zurecht.

Das Küken fühlte sich schlagartig wieder sicherer und glücklich.
Nach einem jämmerlich humpelnden Ausflug quer durchs Gehege kam Papageier mit einem frischen Laubzweig zurück. Jetzt begann das schwierige Schauspiel, an welcher Stelle der Zweig am besten deponiert werden sollte, ohne das Küken dabei zu ärgern.
Leider klappte das nicht so einfach, die Geiereltern sahen ehrlich gesagt ziemlich ungeschickt aus. Zunächst dachte ich sie wollen das Küken mit dem Zweig spielerisch zudecken, aber als sie dann versuchten den Zweig runterzudrücken, also auf das Küken, da war dieses nicht wirklich begeistert und protestierte fiepend.
Der Kampf mit dem Zweig zog sich also ein wenig in die Länge, aber es war faszinierend zu beobachten.
So eine süße Familie!!!
Als würde Papageier seine geliebte Familie umarmen wollen!
Ich bin sehr glücklich, dass es dem Küken gut geht und es so groß geworden ist. Jetzt kann ich es wieder öfters besuchen!
Die beiden Ausquartierten habe ich natürlich auch besucht.