Montag, 27. September 2010

Jeder Abschied ist auch ein neuer Anfang

Nach dem Tierpaten-Treffen im Duisburger Zoo am 18.09.2010 erhielt ich die traurige Nachricht, dass am Montag, den 20.09.2010, das Gänsegeier-„Küken“ an den Tiergarten Straubing abgegeben wird. Meine erste Frage: Wo zum Geier liegt Straubing überhaupt? Und die erschütternde Antwort: In Bayern, etwa 130 km nord-östlich von München! Nahezu unerreichbar fern :-( Keine Möglichkeit mehr den Geiernachwuchs spontan besuchen zu gehen und ihn aufwachsen zu sehen.
Seit dem war ich ziemlich geknickt, vor allem weil ich es nicht einmal mehr geschafft hatte mich von dem Junggeier zu verabschieden. Dabei war es ja abzusehen, dass der Junggeier den Duisburger Zoo verlassen wird: Die Altgeier sind Invalide und können nicht mehr fliegen, daher leben sie in einem offenen Gehege auf einer Wiese. Der Junggeier hat sich aber prächtig entwickelt und ist vollkommen flugfähig. Die Greifvogel-Voliere, die er sich in den letzten Wochen mit den dort wohnenden Steinkäuzen geteilt hat, ist jedoch viel zu klein für einen prächtigen Gänsegeier mit 2,70 m Spannweite. Ein Umzug war über kurz oder lang also unausweichlich.
Natürlich habe ich sofort im Tiergarten Straubing nachgefragt, ob der Junggeier die weite Reise gut überstanden und sich bereits eingelebt hat. Heute bekam ich auch schon direkt eine sehr, sehr nette Antwort und wunderschönes Bildmaterial, das ich im Folgenden hier verwenden darf!!! Vielen Dank dafür nach Straubing!!! Die wichtigste Nachricht des Tages: Bisher war ja das Geschlecht des Duisburger Junggeiers noch nicht bekannt, aber es handelt sich um ein Weibchen! Eine hübsche, prachtvolle Geierin!!! Zusammen mit dem angereisten Straubinger Tierpflegemeister hatte sie sich am Montag nonstop auf den gut 600 km langen Weg von Duisburg nach Straubing gemacht. Dort hat sie eine bereits von zwei weiteren Gänsegeiern bewohnte Flugvoliere bezogen und sich direkt gut eingelebt. Diese beiden Gänsegeier waren bisher die einzigen Geier im Tiergarten Straubing. Sie hatten zwar schon einige Eier gelegt, aber da diese nicht befruchtet waren blieb der eigene Nachwuchs leider aus. Zwar wird das „Duisburger Geiermädel“ kein Nachwuchs-Ersatz sein können, aber zumindest sind die Geier nun nicht mehr allein. Außerdem wird derzeit noch ein gleichaltriger Partner für die Duisburgerin gesucht.
Es kommt natürlich nun die Frage auf, ob die Duisburger Geiereltern jetzt nicht total traurig und verzweifelt sind, weil ihr allererstes Küken plötzlich weg ist. Auch in Kroatien hatte ich mich gefragt, ob die Eltern nicht traurig sind, wenn sie morgens auf Nahrungssuche das Nest verlassen, ihr Küken tagsüber ins Meer stürzt (und hoffentlich gerettet wird) und sie dann abends nur noch ein leeres Nest vorfinden. Dort wurde mir allerdings erklärt, dass Gänsegeier-Eltern eher froh sind, wenn ihr Küken das Nest endlich verlässt, weil sie sich dann endlich auf die Vorbereitungen für den nächsten Nachwuchs konzentrieren können. Dass ihrem Küken vielleicht etwas passiert ist, kommt ihnen wohl nicht in den Sinn. Sie glauben eher das Küken hätte nun das Fliegen gelernt und würde von nun an allein klarkommen. Es mag einem vielleicht hart vorkommen, aber Gänsegeier legen nur maximal ein Ei pro Jahr. Um ihren Bestand zu sichern muss dieses Küken also unbedingt durchkommen und bedarf daher umso mehr Planung und Pflege!
Natürlich bin ich noch immer etwas wehmütig, weil das Gänsegeier-Küken nun so weit weg ist. Immerhin hatte ich es von Ei an (Februar/März), über die Geburt (April) bis hin zum Umzug in die Steinkauzvoliere (August) immer wieder besucht und seine Entwicklung verfolgt. Aber wie es immer so schön heißt: Jeder Abschied ist auch ein neuer Anfang. Und nach der netten Mail aus Straubingen bin ich mir sicher, dass es dem Junggeier in Bayern sehr gut gehen wird!
Ob die Geierin nach ihren ersten Lebensmonaten im Ruhrpott nun mit der völlig anderen Umgebung in Bayern klarkommt wird sich in Zukunft zeigen. Um sich einen besseren Überblick über ihre neue Heimat zu verschaffen, könnte sie ja vielleicht einmal das Oktoberfest überfliegen und ihren Schnabel in a Schweinshax’n schlagen!? Zumindest eine Woche gilt dort nämlich noch: O’hack is!!!

Samstag, 18. September 2010

Urlaub unter Geiern - Bildernachtrag

Gestern haben mich ein paar Fotos von meinem Urlaub unter Geiern erreicht, deren Nachtrag ich bereits angekündigt hatte. Natürlich könnte ich sie jetzt einfach an entsprechender Stelle (im August) nachtragen, aber so nutze ich doch lieber die Möglichkeit noch einmal auf die tolle Zeit im Eko-Centar Caput Insulae Beli hinzuweisen.
Es war mir eine Riesenfreude meinen Geburtstag unter Geiern feiern zu können und diese tolle Gänsegeier-Torte in Empfang zu nehmen.
Das Anschneiden der Torte konnte ich nicht übers Herz bringen, wie könnte ich einen Gänsegeier zerstückeln!?!? Netterweise hatte diesen Part letztendlich jemand anderes übernommen ;-)
Natürlich wurde nicht nur für mein leibliches Wohl bestens gesorgt, sondern vor allem die lieben Geier durften nicht zu kurz kommen: Zugegeben, das Füttern der Gänsegeier mit Wildschwein-Eingeweiden wäre sicherlich nicht jedermanns Sache und wer den Anblick nicht sehen möchte, der sollte jetzt lieber schnell runterscrollen. Etwas angemessenere Kleidung wäre zudem sehr hilfreich gewesen, aber im Nachhinein war es doch ein einmaliges, lustiges Erlebnis.
Ehrlich gesagt, vom Anblick dieses Bildes war ich jetzt selber überrascht. Zwar hatte ich bei der Fütterung erst festgestellt, dass die Eingeweide "noch am Stück" statt zerstückelt waren, aber dass das so ein großer Klumpen war hatte ich nicht mehr in Erinnerung!!!
In dem Moment, wo ich die Voliere verlassen hatte, haben sich sämtliche Geier mit sabbernden Schnäbeln sofort auf die frischen Wildschwein-Häppchen gestürzt, was ein wirklich toller Anblick gewesen sein muss. Neben den Tiefkühl-Schafen, die es normalerweise zu fressen gibt, müssen die Innereien wirklich eine Delikatesse gewesen sein. Umso schöner also das Gefühl den Geiern auf diese Weise wirklich eine Freude bereitet zu haben!!!
Petra, vielen Dank für die tollen Fotos! Ich würde mich wirklich freuen, wenn wir uns nächsten Sommer bei den Geiern wiedersehen!!!
Einige Bilder vom darauf folgenden Aas hack hatte ich im August bereits eingestellt... aber hier kommen noch ein paar weitere Bildchen aus meinem Foto-Archiv:

Der Haufen Eingeweide blieb natürlich nicht lange auf der Futterstelle liegen, sondern wurde sofort von 20 gierigen Schnäbeln in alle Richtungen gezogen. Die entstehenden, schnabelgerechten Stücke wurden hektisch verschlungen, damit möglichst schnell der nächste Brocken gesichert werden konnte. Auch wenn der Fressneid herrschte, ich denke jeder der Geier hat seinen Teil abbekommen. So ein leckeres Fresschen lässt die größte Zurückhaltung schnell verfliegen!!!

Es sei den Geiern absolut gegönnt... aber ich bleibe da doch lieber bei meiner Geier-Torte!!!

Dienstag, 14. September 2010

Geier-News aus Münster

Bisher hatte ich nur aus der Sicht des Tierparks Nordhorn über die Gänsegeier berichtet, die im Allwetterzoo Münster Asyl gefunden haben, nachdem ihre Voliere durch einen Sturm zerstört wurde. Nun erhielt ich netterweise aber auch aus Münster die Bestätigung, dass es den Gänsegeiern gut geht. Das Zuchtpaar wohnt nach wie vor in einer Quarantäne-Voliere „hinter den Kulissen“, die für Besucher nicht einsehbar ist. Die vier anderen Gänsegeier haben das Pelikan-Winterhaus im Bereich des Afrikapanoramas bezogen.

© Allwetterzoo Münster

Zwar ist auch dieses Haus für Besucher nicht einsehrbar, allerdings sitzen die neugierigen Geier manchmal auf der Fensterbank eines großen Dachfensters und beobachten das Treiben im Zoo. Mit etwas Glück könnte man die Tiere also doch entdecken – allerdings sollte man sich beeilen, denn schon bald werden die Gänsegeier ihre Heimreise Richtung Nordhorn antreten können.

Der Allwetterzoo Münster hat jedoch nicht nur Flüchtlings-Geier sondern auch eigene, die ich im April 2010 bereits hier vorgestellt hatte. Diese Gänsegeier haben Ende Mai zweifachen Nachwuchs erhalten und die Junggeier entwickeln sich prächtig. Bisher lebten im Allwetterzoo auch zwei männliche Single-Geier, von denen einer noch in dieser Woche an den tschechischen Zoo Ostrava abgegeben wird. Mit ein bisschen Glück wird sich dann auch ein Geier-Weibchen aus diesem Zoo mit dem verbleibenden „Junggesellen“ verpaaren. Hoffen wir, dass bald noch viele weitere Gänsegeier-Küken das Licht der Welt erblicken werden!!!

Sonntag, 12. September 2010

Special Guest: Geierperlhuhn

Heute möchte ich einen weiteren „Special Guest“ vorstellen, das faszinierende Geierperlhuhn!
GEIERPERLHUHN??? Es würde mich nicht wundern, wenn jetzt der ein oder andere das gleiche denkt wie ein Bekannter von mir, der vor einiger Zeit fragte: „Hm, wer da wohl fremd gegangen ist!?“ Aber ja: Diese Tiere gibt es wirklich!!!
Bisher habe ich diese merkwürdigen Viecher nur an einem bestimmten Ort sehen können, nämlich in der „ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen“. Da mein einziger Besuch bereits drei Jahre her ist und der Zoo mittlerweile neben seiner Afrika- und Alaska-Landschaft nun um eine Asien-Landschaft erweitert wurde, bin ich gestern wieder hingefahren. Mein direkte Weg ging selbstverständlich sofort zur Voliere der Geierperlhühner, die sich direkt neben dem Giraffenhaus befindet.
Geierperlhühner gehören zur Ordnung der Hühnervögel (Galliformes), zur Klasse der Perlhühner (Numididae) und ihr wissenschaftlicher Name lautet Acryllium vulturinum. Von Weitem sehen sie aus wie fette Perlhühner, die jedoch durch wunderschöne, strahlendblaue Federn (mit perlhuhn-typischen weißen Punkten) auffallen.
Unter ihrem nackten Kopf mit kräftigem Schnabel tragen sie eine Halskrause aus langen, gestreiften, lanzettenförmigen Schmuckfedern. Besonders auffällig sind die knallroten Augen mit stechendem Blick – was die Vögel allerdings nicht weniger liebenswert macht. Geierperlhühner wiegen gut 1 kg und mehr, erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 55 cm und eine Höhe von etwa 70 cm. In einem Jahr können sie zwischen 10 und 14 Eier legen, das hängt jedoch in der freien Natur von der Regenzeit und anderen klimatischen Bedingungen ab. Sind die Bedingungen nicht gut genug, so können die Geierperlhühner auch mal mit der Fortpflanzung aussetzen. In Bodennestern werden die Eier etwa 24 Tage bebrütet, bevor die kleinen Piepmätze schlüpfen und ihrer Mutter sofort folgen können. Die wärmebedürftigen Geierperlhühner leben vor allem in Halbwüsten und Trockenbuschländern Ostafrikas, wobei sie meistens in kleineren Gruppen von etwa 30 Tieren, manchmal aber auch mit bis zu 100 Artgenossen unterwegs sind. An Wasserlöchern sind ihre Schwärme wesentlich größer.
Während ich die Geierperlhühner also lange Zeit beobachtet habe, wurde ich Zeuge der verschiedensten Kommentare, von Abneigung über erwecktes Interesse bis hin zu Faszination. Neben einigen weniger schmeichelhaften Ausrufen wie: „Bah, was is das denn für ein Viech?“ riefen vor allem männliche Jugendliche nicht selten: „Ey, der is ja cool!“ Für viel Verwirrung sorgte das Hinweisschild auf die Palmtauben, mit denen sich die Geierperlhühnern unter anderem ihre Voliere teilen. Vom Besucherweg aus sieht man auf den ersten Blick eben nur dieses Schild, während das Geierperlhuhn-Schild auf der anderen Seite der Voliere ist. Zwar ist neben einigen Informationen auch immer ein Bild der Tiere auf dem Schild, aber dennoch riefen die meisten Leute sofort: „Guck mal, eine Palmtaube!“ Nunja, Palmtauben sind nur etwa halb so groß wie gewöhnliche Stadttauben und somit etwa zehnmal kleiner als ein fettes Geierperlhuhn und haben auch sonst kaum Ähnlichkeit, aber irren ist bekanntlich menschlich. Ein echter Tier-Kenner stellte fest: „Oh, ein Perlhuhn, wie hässlich.... nee, Moment, das ist ja ein Geier!“ (Ob er damit wohl sagen wollte, dass Geier im Gegensatz zu Perlhühnern NICHT hässlich sind? Sehr sympathisch!) Neugierig ging er um die Ecke der Voliere, entdeckte das Hinweisschild, lachte erstaunt, kam zurück zu seiner Partnerin und meinte begeistert: „Haha, das ist tatsächlich ein GEIERPERLHUHN!“ Ich glaube diese Viecher wird er so schnell nicht mehr vergessen... Insgesamt konnte ich vier Geierperlhühner in der Voliere entdecken, allerdings gehört zu dem Außenbereich auch ein Vogelhäuschen, in das sie manchmal verschwanden. Wer weiß, wie viele sich noch im Innenteil befanden!?
Ein Geierperlhuhn saß die ganze Zeit auf einem Zweig, während ein zweites mehr oder weniger elegant auf einen Strauchwipfel flatterte. Kurze Zeit später tauchte ein Jüngling auf und rief zu seinem Kumpel: „Ey, wie kommt dat fette Vieh denn da hoch?“ Und sein Kumpel ganz lässig: „Ey, der kann fliegen!“ Yoh Mann, da hasse voll recht, ey!
Falls es jemandem aufgefallen ist, habe ich mich bei meinen Berichten über die Gänsegeier-Mitbewohner im Duisburger Zoo – den „normalen“ Perlhühnern – eher weniger positiv ausgedrückt. Das liegt aber daran, dass diese Viecher einfach nur nervig sind: Sie flattern pausenlos wie aufgescheuchte Hühner im Gehege herum und machen dabei einen Heidenlärm, der kaum zu ertragen ist. Die Geierperlhühner hingegen zwitschern geradezu melodisch, wenn sie überhaupt einmal den Schnabel aufmachen. Als sie einmal loslegten folgte prompt der trockene Kommentar eines Zoo-Besuchers: „Der klingt interessanter als wie er aussieht!“ Nunja...

Alles in allem war ich wieder einmal restlos begeistert von diesen komischen, liebenswerten Geier-Mischlingen mit dem prachtvollen Gefieder!

Donnerstag, 9. September 2010

Internationaler Geiertag

Durch Zufall habe ich gestern erfahren, dass es tatsächlich einen „Internationalen Geiertag“, den „International Vulture Awareness Day“, gibt! Er findet seit letztem Jahr (05.09.2009) von nun an jeden ersten Samstag im September statt, sprich: Dieses Jahr habe ich ihn leider ganz knapp verpasst, denn er jährte sich vor fünf Tagen am 04.09.2010. Schade, aber andererseits zelebriere ich meine „Faszination Geier“ bereits das ganze Jahr 2010 so extrem wie noch nie zuvor, so dass die Geier mir dieses Versäumnis sicherlich nachsehen werden.
Bereits seit 2005 wird in Südafrika der „Sasol National Vulture Awareness Day“ gefeiert, bei dem Informationen, Forschungsgruppen und Hilfsprojekte rund um Geier vorgestellt werden. Schon bald hat dieser Geiertag unter Experten und Organisatoren für so viel Interesse gesorgt, dass er 2009 nicht mehr nur auf nationaler Ebene zelebriert wurde, sondern mit Förderung durch das „Endangered Wildlife Trust’s Birds of Prey Programme“ (EWT-BoPP) und „Hawk Conservancy Trust“ (aus England) entwickelte sich daraus der internationale Geiertag. Im Gründungsjahr nahmen insgesamt 152 Organisationen aus 45 Ländern am „International Vulture Awareness Day“, kurz „IVAD“, teil. 2010 dürften es noch einige mehr gewesen sein.
Ziel des Internationalen Geiertages ist es die Arbeiten und Ergebnisse unterschiedlicher Forschungsgruppen vorzustellen, Informationen untereinander auszutauschen und sowohl die Begeisterung für Geier als auch das Bewusstsein für die Notwendigkeit des weltweiten Geierschutzes zu verstärken! Als Plattform für den Informationsaustausch dient eine Homepage, auf der auch eine vorläufige Liste der Teilnehmer 2010 veröffentlicht ist. Es handelt sich also um ein wunderbares Projekt, dessen Unterstützung ich jedem ans Herz legen möchte!!!
Am 05.09.2010, einen Tag nach dem Internationalen Geiertag, wurde zum Beispiel im Schweizer Natur- und Tierpark Goldau ein Sonderstand zum Thema Geier direkt neben der Bartgeier-Voliere und der Bartgeier-Ausstellung errichtet, um mit einigen Vorurteilen gegenüber Geiern aufzuräumen und einige Geier-Schutzprojekte vorzustellen. Wie bereits in einigen meiner März-Artikel berichtet setzt sich der Natur- und Tierpark Goldau mit seiner Zuchtstation sehr für das Wiederansiedlungsprojekt der Bartgeier in den Alpen ein.
Ich freue mich jetzt schon auf den „International Vulture Awareness Day 2011“, an dem ich hoffentlich in irgendeiner Form irgendwo auf der Welt teilnehmen kann. Und falls nicht, so habe ich online einen tollen Vorschlag einer Geier-Begeisterten aus Pretoria, Südafrika, aus dem Jahr 2009 entdeckt:

September 5 is “International Vulture Awareness Day” and so to show my appreciation of these delightful birds of prey I think I will ask a group of friends for dinner, serve them foods such as half chickens and spare ribs, things with bones in, in other words.
I will not put knives and forks on the table, instead we can have a jolly old pull, tug and tear at whatever it is on the serving platters that takes our fancy and throw bones over shoulders to the dogs parading as jackals for the occasion.
We shall toast the vultures with a dark red wine and commend them for the good work they do in cleaning up human and other animal’s left-overs.
I therefore wish all vultures a fabulous day and hope that more of us will celebrate them as being delightful creatures that they are.

In diesem Sinne: Allen Geiern dieser Welt ein genüssliches „Aas hack“ und zwar nicht nur am ersten Samstag des Septembers!!!

Sonntag, 5. September 2010

Auf der Suche nach dem Küken

Da meine Geier-Spione überall ihre Augen offen halten, erfuhr ich vor wenigen Tagen, dass das Duisburger Gänsegeierküken bzw. der Junggeier mittlerweile für die Öffentlichkeit sichtbar in einer Gitter-Voliere bei den Steinkäuzen untergebracht ist. Das wollte ich mir selbstverständlich direkt ansehen, nachdem mir bei meinem letzten Besuch im Duisburger Zoo kurz nach meinem Geier-Urlaub der Anblick bisher noch nicht vergönnt gewesen ist.
Also fuhr ich heute bei sonnigem Wetter los und entdeckte schon bald die Beweisschilder an der Voliere der Steinkäuze direkt neben der Fasanerie. Doch von dem Gänsegeier weit und breit keine Spur. Nur ein fetter Aasbrocken wies darauf hin, dass der Flattermann irgendwo in der Nähe sein müsste, denn Steinkäuze bevorzugen meines Wissens nach eher schnabelgerechte tote Küken oder Mäuse. Nach einigem Suchen entdeckte ich dann ein gut getarntes Büschel brauner Federn auf einer kleinen Plattform in der hinteren linken Ecke der Voliere. Durch Gitter und Zweige war ein Foto nahezu unmöglich, aber nach langem Warten zeigte sich zumindest für den Bruchteil einer Sekunde ein weißer Geier-Kopf.
Die älteren Geier im Freigehege lagen träge in der Sonne und bewegten sich genauso wenig wie der Junggeier. Nur der Papa-Geier saß wieder an seinem Brutplatz und zupfte seine Federn zurecht... bevor er sich wenige Minuten später auch genüsslich ins sonnige Gras legte.
Nach einem Spaziergang durch den Zoo und mit einer fetten Pommes-Tüte versorgt setzte ich mich wieder vor die Junggeier-Voliere, aber auch diesmal bewegte sich das Jungtier nur minimal. Es hatte sich in der Zwischenzeit sogar noch flacher auf die Plattform gelegt, so dass man es fast gar nicht mehr sehen konnte. Alles in allem also sehr schlechtes Timing, aber bestimmt werde ich den Kleinen bald richtig sehen können.

Freitag, 3. September 2010

Gastbeitrag: „Sie lieben die Geier!“

Am 07.06.2010 bekam ich von meiner Schwester folgende SMS:
„(...) Die Geier sitzen hier wie Möwen auf den Laternen und kreisen überall. Klein und hässlich, eher wie Truthähne! (...)“
Nunja, „klein und hässlich“ ist irgendwie mies, aber dennoch habe ich mich sehr gefreut einen Geier-Zwischenbericht aus Brasilien zu erhalten. Der ausführliche Gastbeitrag für meinen Geier-Blog inklusive einiger Fotos der Rabengeier und eines tollen Videos aus sisterlicher Hand dürfen natürlich trotz kleiner Verspätung nicht fehlen:


„Sie lieben die Geier!“ von Caroline Stollmeier

Im Juni 2010 habe ich eine eindrucksvolle Reise nach Amazonien unternommen. Im Bundesstaat Pará im Norden Brasiliens habe ich mehrere Städte und Gemeinden besucht. Allen war eine Sehenswürdigkeit gemeinsam: Urubu, die Geier.
Den ersten Geier habe ich in Olinda, einem kleinen Ort in der Nähe von Recife entdeckt. Er saß auf dem Dach der Kapelle eines Benediktinerklosters.
Ich wusste gleich, dass es sich bei diesem komischen Vogel um einen Geier handeln musste. Bei dem Aussehen… Er hat eine Weile die Aussicht auf das Meer und die Silhouette der Großstadt genossen. Dann hat er sich in die Lüfte erhoben.
Von da an habe ich immer wieder und überall Geier entdeckt. Es war zwar immer nur die gleiche Sorte, aber dafür waren es viele: Sie saßen auf Straßenlaternen und Hochspannungsmasten. Sie pickten im Straßengraben und kreisten am Himmel. Mal war einer alleine, aber meistens waren sie zusammen mit mehreren Artgenossen unterwegs. Nach einem Regenguss zierten sie die Dachfirste der Häuser wo sie ihre Flügel der Sonne weit aufgespannt zum Trocknen entgegen reckten. Mancherorts waren sie fast zutraulich und haben sich eher gelangweilt als erschreckt gemächlich ein paar Meter fortbewegt sobald sich ein Mensch genähert hat. Die größte Geieransammlung – es müssen hunderte gewesen sein! – habe ich rund um eine Mülldeponie in Alenquer entdeckt. Sie saßen auf jedem Zaunpfahl, auf den Müllbergen und Wirtschaftswegen. Sie verdunkelten geradezu den Himmel, weil sie in so großen Schwärmen unterwegs waren. Mehrere Menschen habe ich nach den Geiern befragt. Ein Fremdenführer in Santarem betont, dass die Geier gerne gesehen sind: „Sie arbeiten für unsere Stadtverwaltung – umsonst!“ Und als ich einen Steyler-Pater in Alenquer fragte, ob die Menschen die Geier mögen oder verachten antwortete er spontan: „Sie lieben die Geier!“

Parás Geier sind hier: http://www.youtube.com/watch?v=ubERrhpsjzM