Samstag, 13. Februar 2016

Spenden für die Geier

Vor 10 Tagen ist mein Vater 70 Jahre alt geworden und heute folgte eine gemütliche Feier im Duisburger Landschaftspark Nord. Als Geschenk hatte er sich eine Spende für einen guten Zweck gewünscht und mir überraschend vor einigen Wochen verkündet, dass er diese Spende gerne den Geiern überlassen möchte!!! Super!!! Um den vielen Gästen meine Leidenschaft für Geier und ihre vielen weltweiten Bedrohungen näherzubringen, durfte ich eine kurze Rede vorbereiten. Dabei konnte ich dann auch verkünden und erklären, für welches Projekt ich die Spende gerne nutzen möchte. Natürlich mein Lieblingsprojekt VulPro in Südafrika!
Als passende Tischdeko habe ich wochenlang diverse Playmobil-Geier bei eBay erstanden, mit denen ich schon als kleines Kind früher gerne gespielt hatte. Wir hatten früher tolle Stühle, die auf den Boden gelegt eine perfekte Skisprung-Schanze bzw. Geierflug-Schanze darstellten. Die Geier konnten die Rückenlehne und das Stuhlbein runterrutschen und im hohen Bogen auf einem Kissen landen. Ein tolles Spiel.
Die Geier wurden fair auf alle Tische verteilt und waren mein Dankeschön für all die vielen Spenden.
Ich weiß nicht mehr wieviele Geier ich ausgeteilt habe, so ca. 40 oder mehr? Jedenfalls waren die Gäste begeistert und haben sich sofort um die Geier gerissen.
An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz, ganz herzlich bei meinem Vater und allen Gästen für die großzügigen Spenden und netten Worte zu meinem Geierschutzeinsatz bedanken!!!
Das Spendenschwein, liebevoll gebastelt von meinem Schwesterherz.
Natürlich möchte ich euch das Geburtstagskind und großzügigen Spender seiner Geburtstagsgeschenke nicht vorenthalten:
Unser lieben Gäste, die den Geierschutz durch ihre Spenden fleißig unterstützt haben.
Vor der Rede hatte ich natürlich einen Riesenbammel, weil ich nicht so gerne als Redner vor einer Gruppe stehe. Schon gar nicht ohne Präsentation, wo ich mit schönen Geierbildern hätte von mir ablenken können. Aber für die Geier konnte ich meine Ängste 10 Minuten lang runterschlucken und die Rede durchziehen.
Am liebsten hätte ich natürlich einen echten Gänsegeier oder Kapgeier dabei gehabt, aber ein süßer Wackelkopfgeier hat auch geholfen.
Gar nicht mal so leicht die wichtigsten Fakten über Geier in weniger als 10 Minuten zu packen. Schließlich könnte ich von morgens bis abends nonstop über die Viecher reden... am liebsten allerdings im Gespräch, nicht in Form einer Rede ;-)
Aber für ausgiebige Geiergespräche blieb ja noch beim Essen und im Anschluss an die Rede genügend Zeit. Ich glaube ich kann mit stolz behaupten, dass nun einige Leute mehr ihr Herz für Geier geöffnet haben!
 alle Bilder © Caro, Cora & Simon Stollmeier, 2016

Falls auch ihr beizeiten einen Vortrag über Geier halten möchtet, kann euch vielleicht mein Skript dienen, nach dem ich mich mehr oder weniger frei orientiert habe:

Einleitung

Netterweise hat mein Vater entschieden, dass er mit seinen Geburtstagsspenden meine große Leidenschaft, den Geierschutz, unterstützen möchte. Geier sind nämlich – wie der Name Pleitegeier schon sagt – sehr auf Spenden angewiesen.

Immer wieder werde ich gefragt: Warum ausgerechnet Geier?

Soweit ich mich erinnere, wollte ich schon als kleines Kind immer gerne stundenlang im Zoo bei den Geiern stehen bleiben, weil dort im Gehege oft am meisten Action herrschte. Im Duisburg Zoo leben Gänsegeier gemeinsam mit Marabus und Stachelschweinen, da war immer viel los. Im Burgers Zoo fand ich es in der Wüstenhalle spannend nach den frei herumfliegenden Truthahngeiern Ausschau zu halten.
Richtig gepackt wurde ich letztendlich in 2010, als ich zum ersten Mal als freiwillige Helferin in einem Gänsegeier-Schutzzentrum in Kroatien gearbeitet habe, im damaligen Eko-Centar Caput Insulae Beli. Dort habe ich viel über diese wunderschönen Tiere gelernt und konnte von morgens bis abends mit Touristen oder anderen Helfern über Geier reden. Dabei habe ich bemerkt, wie ich die Leute mit meiner Begeisterung für Geier anstecken kann, auch wenn sie vorher Geier eher negativ betrachtet haben. Daraufhin habe ich mich dann nach Geierprojekten weltweit umgeschaut, um mit meiner Begeisterung mehr zu bewirken.

Aussehen & Co

Für mich sind Geier auch optisch wunderschön, aber das liegt wohl im Auge des Betrachters. Viele Menschen haben ja nur eine bestimmte Geierart vor Augen und wissen nicht, dass es insgesamt sogar 23 Geierarten gibt, die sich vom Aussehen her teilweise deutlich unterscheiden. Ihr Aussehen ist zudem sehr praktisch an ihren Lebensstil angepasst: Der lange Hals bei vielen Arten dient dazu, dass sie sich mit dem Kopf sehr weit ins Eingeweide vom Aas reinwühlen können, um an die leckersten Häppchen heranzukommen. Dabei ist es wichtig, dass Kopf und Hals kahl sind, weil sie sonst ihr Gefieder mit Eingeweiden und Blut völlig verschmieren würden. Die Halskrause dient zusätzlich als Schlabberlätzchen, um sich das Gefieder nicht zu verkleben. Zusätzlich nehmen Geier wann immer möglich nach dem Fressen direkt ein Bad, um sich zu reinigen. Sie stinken also gar nicht und würden außerdem ein frisches Aas einem halb verwesten jederzeit vorziehen. Leider ist aber frisches Aas nicht immer vorhanden.

Nahrungsmangel

In der offenen Savanne, wo noch große Tierherden vorbeiziehen, gibt es für Geier mehr als genug Futter. Sie räumen also hinter den großen Raubtieren auf und verhindern in Blitzschnelle das Ausbreiten von Krankheiten und Ungeziefer. Durch die Ausbreitung des Menschen gibt es aber in vielen Gegenden keine wilden Tierherden mehr und das Futter für Geier wird knapp. Zudem gab es durch Krankheiten wie BSE, Vogelgrippe & Co immer mehr Gesetze, die das Auslegen von Aas für Geier und Raubtiere verboten. Zum Glück werden diese Gesetze seit Jahren überdacht und es gibt bereits einige Länder, in denen Futterstellen für Geier – sogenannte Geierrestaurants – wieder erlaubt sind. Dadurch werden nicht nur die Geier gefüttert, sondern die teilweise sehr armen Bauern sparen sich auch die teuren Entsorgungskosten. Ein großes Problem bei der Nahrungsaufnahme ist allerdings Gift.

Gift

Zum einen legen Farmer in vielen Ländern Giftköder aus, um ihr Vieh vor Raubtieren, Wildschweinen & Co zu beschützen. Leider freut sich ein hungriger Geier über jedes Aas, das er findet, und frisst davon.
Andere Geier sterben an Bleivergiftung, wenn sie erschossenes Wild und Schrotkügelchen verschlingen. Der Anblick eines noch lebenden Geiers mit Bleivergiftung ist herzzerreißend. Er verliert völlig den Gleichgewichtssinn und kippt mitten in der Bewegung auf den Rücken oder läuft dauernd im Kreis. Nur mit schneller Behandlung kann man ihn eventuell noch retten.
In Asien sind in den 90er Jahren bis Anfang des neuen Millenniums über 40 Millionen Geier gestorben, das sind teilweise 99,9 % des jeweiligen Artbestandes. Es hat zu lange gedauert, bis die Menschen das Verschwinden der Geier überhaupt bemerkt haben, weil sie bis dahin kaum beachtet wurden. Auf einmal stapelten sich in den Straßen überall tote Heilige Kühe und die Anzahl an wilden Hunden und Raubtieren stieg an. Hinzu kommt, dass viele wilde Hunde tollwütig sind und plötzlich immer mehr Menschen erkrankten und starben.

Diclofenac

Nach langjährigen Untersuchungen kam heraus, dass die Ursache für das massive Geiersterben das Schmerzmittel Diclofenac ist (auch in Voltaren), mit dem die Bauern ihre Heiligen Kühe am Leben halten wollten. Starb jedoch eine Kuh, von der wiederum anschließend bis zu 200 Geier fraßen, starben anschließend binnen 24 Stunden auch alle Geier an Leber- und Nierenversagen. Das Schmerzmittel wurde in Asien für Nutztiere mittlerweile verboten, wird aber dennoch weiterhin benutzt. In Europa wurde es 2014 wider besseren Wissens erlaubt, so dass man für unsere Geier das Schlimmste befürchten muss. Es ist also nicht nur wichtig, dass Geier genügend Futter bekommen, sondern das Futter muss auch „gesund“ sein.
Und der neueste, abartige Trend geht dahin, dass nun auch Elfenbeinjäger gezielt Geier ausrotten. Wird ein Elefant oder ein Nashorn getötet, so werden Parkranger durch kreisende Geier auf die toten Tiere aufmerksam. Pinseln sie die Kadaver also mit Gift ein, so rotten sie dadurch mal eben mehrere hundert Geier auf einen Schlag aus. Teilweise schaffen die Geier es noch bis ins Nest und füttern ihre Küken mit vergiftetem Aas… Bei meist nur einem Ei pro Jahr ab einem Alter von etwa 7 Jahren ist jedes tote Küken ein riesen Rückschlag.

Weitere Gefahren

Die Liste ist lang:
Ein großes Problem, vor allem in Afrika, sind Kollisionen mit Stromleitungen oder Stromschläge. Geier rasten mit Vorliebe auf dem höchsten Punkt der Umgebung – in vielen Fällen leider Strommasten mit ungesicherten Leitungen. Bei einer Spannweite von gut drei Metern werden schnell zwei Leitungen gleichzeitig berührt und der Geier ist tot. Krachen Geier im Flug in eine Stromleitung, dann stürzen sie ab und brechen sich in den meisten Fällen die Flügel. Der Geier wird sich tagelang unter Schmerzen quälen und jämmerlich verhungern oder von einem Raubtier erbeutet werden.
Andere Geier werden von Jägern abgeschossen, krachen in Windkraftanlagen oder werden zerstückelt und verkauft. Das Rauchen oder Tragen von Geierkörperteilen verleiht angeblich hellseherische Kräfte, so dass während der Fußball-WM 2010 in Südafrika zahllose Geier ihr Leben lassen mussten.
Mittlerweile sind von den 23 Geierarten 9 Arten vom Aussterben bedroht und sieben weitere Arten stark gefährdet.

Wohin gehen die Spenden?

Bei meinen vielen Geiereinsätzen weltweit hat mich das Projekte VulPro in Südafrika am meisten beeindruckt. Kerri, die Chefin und Gründerin des Projektes, ist nur 5 Jahre älter als ich und hat ab Mitte 20 ihr Leben dem Geierschutz gewidmet. In ihrer Auffangstation leben gut 100 Geier, viele von ihnen können aufgrund ihrer Verletzungen nie wieder ausgewildert werden. Jedes Jahr kommen dutzende verletzte Geier aus dem ganzen Land hinzu, die bei ihr medizinisch versorgt und aufgepäppelt werden. Viele Geier können anschließend wieder freigelassen werden, andere müssen in den Volieren bleiben. Sie sind durch Vergiftungen zu stark geschwächt oder ihre Flügel mussten nach Kollisionen mit Stromleitungen amputiert werden. In einer riesigen Brutvoliere mit künstlicher Felsenlandschaft haben sie aber die Möglichkeit sich zu verlieben und kleine Geierküken großzuziehen, die anschließend in die Natur entlassen werden und zum Erhalt ihrer Art beitragen können. Außerdem gibt es zahllose Aufklärungskampagnen vor Ort, Stromleitungen werden begangen und gesichert, es gibt ein Geierrestaurant mit gefahrlosem Futter für hunderte wilde Geier aus den umliegenden Kolonien…

Dieses Projekt wird nicht staatlich gefördert, sondern basiert ausschließlich auf Spendenbasis. Daher ist Ihre Spende dort mit Sicherheit in den besten Händen!!!

Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen natürlich jederzeit gerne zur Verfügung!!!

2 Kommentare:

  1. "Eko-Centar Caput Insulae Beli" kommt gar nicht im Text vor. Was hat es damit auf sich?

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  2. Das Eko-Centar Caput Insulae Beli kommt in meiner Rede vor und ist sogar wie alle Label fettgedruckt. Dort hatte ich meinen ersten Volunteer-Einsatz überhaupt, daher bleibt es ein besonderer Ort für mich.

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