International Vulture Awareness Day 2012

Das große Warten hat ein Ende, denn heute ist es endlich so weit, der erste Samstag im September:

Wir feiern den Internationalen Weltgeiertag 2012!!!

Heute ist der Tag, an dem wir uns alle genau bewusst werden sollten, wie wichtig Geier für unseren Planeten sind. Geier sind nicht nur "iiih", "hässlich" oder "Aasfresser"! Geier sind viel mehr. Sie sind unsere natürliche Gesundheitspolizei, majestätische Erscheinungen am Himmel und nicht nur in meinen Augen wunderschön anzuschauen!

Geier sind aufopferungsvolle Eltern, die ihr Ei und später das Küken keine Sekunde aus den Augen lassen. Bei Wind und Wetter wird es umsorgt, gewärmt, vor Feinden beschützt und fleißig mit Aas versorgt, damit es ihm an nichts mangelt.

Juckt eine festklebende Feder am Schnabel, piekst ein Stöckchen im Nest, ist der Aasbrei schon wieder verdaut. Sofort sind die stolzen Geier-Eltern zur Stelle. Und kommt ein Störenfried dem Nest zu nahe, so wird er argwöhnisch beobachtet und durch aufgerichtetet Rückenfedern sowie ausgefahrene Hälse auf Abstand gehalten. All dies konnte ich dieses Jahr selber beobachten, als ich über Monate alle paar Tage die Aufzucht eines Gänsegeierkükens im Zoo Duisburg bestaunen durfte.

Geier wissen genau, dass sie in der freien Natur alleine kaum überlebensfähig wären. Die Entfernungen, die sie auf der Nahrungssuche zurücklegen müssten, wären einfach viel zu groß und kräfteraubend. Daher gehen sie nicht jeder für sich auf Nahrungssuche, sondern geben sich gegenseitig über viele, viele Kilometer Entfernung Zeichen, sobald ein saftiges Aas gefunden wurde. Auf diese Weise werden alle satt und sichern sich gegenseitig ihr Überleben.
Geier ernähren sich von Aas. Ja, das tun sie. Sogar altes, muffiges Aas schlingen sie sich gierig rein, wenn sie richtig Hunger haben. Was auf die meisten Menschen abstoßend wirkt, kommt uns allerdings sehr zu Gute. Würden Geier nicht die toten Tiere dieser Welt - und zum Teil sogar menschliche Abfälle - fressen, so würden Steppen und Städte zumüllen und tote Tiere verrotten. Sie würden zu Brutstätten von Krankheiten, die für den Menschen sehr gefährlich werden würden. Aber durch die geierhafte Gesundheitspatrouille werden Kadaver verschlungen noch bevor sich Krankheiten ausbreiten können. Sicherlich könnten sich auch Geier köstlichere Nahrung vorstellen, aber die Natur hat nun einmal diese Nahrung für sie vorgesehen. Zum Glück für uns, denn Geier halten uns gesund. Jedenfalls dort, wo sie noch in ausreichender Anzahl in freier Natur leben... Und erschreckenderweise gibt es nicht mehr viele dieser Orte!!!
Viele Geierarten Europas, Afrikas, Asiens sowie Nord- und Südamerikas sind stark bedroht, stehen auf der Roten Liste und könnten schon in wenigen Jahren ganz von diesem Planeten verschwunden sein.
Wollen wir das wirklich? Wollen wir wirklich unseren "Ekel" vor ihrer Lebensweise, ihrer Optik und ihrer Nahrung über ihren Nutzen stellen? Oder wollen wir nicht endlich die Augen öffnen für diese wunderbaren Riesenvögel, für ihre elegante Erscheinung im Fluge, wenn sie hoch am Himmel ihre Kreise ziehen? Wollen wir nicht einmal allen Vorurteilen zum Trotz unsere Augen öffnen für die wahre Schönheit dieser beeindruckenden Geschöpfe?
Heute ist der Tag, an dem wir uns all diese Fragen stellen sollten! Heute ist der Tag für offene Diskussionen, ungestellte Fragen, vorurteilsfreie Betrachtungen!
Heute ist der Tag, an dem wir uns ganz dieser missverstandenen, verachteten Tierart widmen sollten, wenn wir es schon nicht an den anderen 364 Tagen im Jahr tun! Geier haben es verdient, dass sie einmal im Mittelpunkt des Interesses stehen und eine faire Chance bekommen uns von ihrer Anmut und ihrer Daseinsberechtigung zu überzeugen!
Leute, wenn ihr auch sonst um Geier lieber einen Bogen macht, sie ignoriert oder höchstens Nase rümpfend betrachtet, heute bitte nicht! Denn heute feiern wir: WELTGEIERTAG!!!