Bereits vor drei Wochen nahm ich mit der Pressestelle des Allwetterzoo Münster Kontakt auf, um mich nach einem eventuellen Geier-Nachwuchs zu erkundigen. Es wurde mir mitgeteilt, dass die Geier brüten wollen, aber bisher unbekannt ist, ob und wann sie ihre Eier legen. Bei zwei Gänsegeier-Paaren dürfte es zu dieser Zeit aber nicht mehr allzu lang dauern. Die Mönchsgeier sind sehr alt, haben aber erstmalig den Nistplatz gewechselt. Sie legten in den letzten Jahren bereits mehrfach Eier, diese waren jedoch leider nie befruchtet. Bei beiden Arten dauert die Brutzeit rund 55 Tage.
An diesem Sonntag habe ich nach einigen Jahren nun endlich wieder selber die Greifvogel-Anlage besucht und die vielen tollen Geier bewundert. Den Geiern stehen viele Felsennischen an der Volieren-Wand zur Verfügung. In zweien nisteten und brüten tatsächlich zwei Gänsegeier-Paare. Ob sie Eier in ihren Nestern hatten, war vom Boden aus jedoch nicht zu erkennen. Die anderen Gänsegeier schienen eher träge bei den überraschend sommerlichen Temperaturen. Sie saßen die meiste Zeit auf Ästen oder Nistplätzen, hackten eher zurückhaltend in ihrem Aas herum oder stritten sich mit den beiden Mönchsgeiern. Hin und wieder zog einer der Gänsegeier ein paar kraftvolle Kreise durch die große Voliere, während ein anderer Gänsegeier nur mühsam hoppelnd flattern konnte – ähnlich den Gänsegeiern im Duisburger Zoo.
Gänsegeier-Paar am Nistplatz
Die Mönchsgeier hatten sich ein Nest in Bodennähe angelegt, das sie zwischenzeitlich mit schnabelweise kleinen Zweigen auslegten und zurecht zupften. Ein Ei war jedoch weit und breit nicht zu sehen. Die meiste Zeit sonnten sie sich genau am Rande der Voliere, wo es ein Leichtes gewesen wäre sie durch das Gitter zu streicheln. Aber das Warnschild „Vorsicht! Greifvögel haben kräftige Schnäbel und können empfindlich zwicken.“ hat uns davon abgehalten.
Sehr interessant waren auch die beiden Sekretäre, die elegant durchs Gehege schritten und den Schnabel mit Nistzeugs nicht voll genug kriegen konnten. Während einer vom hohen Baum innerhalb des Geheges (vermutlich ihr Nistplatz) oder einer Plattform aus zuschaute, mühte sich der andere ab immer mehr und mehr kleine Zweige mit dem Schnabel aufzupicken, wobei er mit seinen langen, dürren Beinen leicht in die Hocke ging. Und anstatt zwischendurch mal Richtung Nistplatz zu flattern und die Zweige abzuladen nahm er lieber in Kauf, dass er jeden Zweig dreimal neu aufheben durfte, wenn ihm rechts und links alles aus dem Schnabel runterfiel. Merkwürdige Vögel... Seinen Namen verdankt der Sekretär übrigens den zwanzig steifen, dunklen Federn, die ihm normalerweise vom Hinterkopf auf den Nacken herunter reichen. Ist der Sekretär sauer oder aufgeregt, dann richtet er diese Federn auf und ähnelt dadurch dem Sekretär eines Anwalts aus dem 19. Jahrhundert, der ein Bündel Federschreiber hinterm Ohr trägt. Ob ich mir selber so einen hübschen Privat-Sekretär beantragen kann, mag ich zu bezweifeln.
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