Zu Beginn des Zoo Besuches musste ich recht lange warten, bis die Geier-Mama aufgestanden ist, um das Geierküken zu füttern. Dabei konnte ich es dann kurz durch das Fernglas beobachten. Leider setzte sich die Geier-Mama sehr bald wieder hin. Zeit, um mit einer netten Tierpflegerin zu plaudern. Sie bestätigte, dass es das erste Gänsegeierküken im Duisburger Zoo überhaupt ist. Die Eltern würden es sehr gut füttern, so dass das Kleine erst mal im Nest bleiben darf. Sobald die Eltern aber nicht mehr rund um die Uhr das Nest bewachen, muss es wahrscheinlich in Sicherheit gebracht werden. Einer der Marabus scheint besonders aggressiv zu sein, er geht auch mal gerne auf die Tierpfleger los und hinterlässt Kratzer und blaue Flecken. Daher könnte dieser oder einer der anderen Marabus zur Gefahr für das Gänsegeierküken werden. Ob der Winzling später im Duisburger Zoo bleiben darf oder an einen anderen Zoo abgegeben wird, steht noch nicht fest. Namen haben die Gänsegeier übrigens bisher nicht. Nach kurzer Plauderei zeigte mir die nette Tierpflegerin sogar ein Fotos des kleinen Gänsegeierkükens. Von Weitem sieht es ja schon niedlich aus, aber in Nahaufnahme ist es noch viel, viel süßer!!! Schade, dass solche Fotos fast nie an die Presse gehen – im Gegensatz zu vielen anderen Tierbabys.
Zwei Stunden lang bewegten sich die großen Geier nicht viel. Die meiste Zeit lagen sie gemütlich in der Sonne und entspannten. Nur die nervigen Aas hackenden Perlhühner und die Marabus sorgten für Abwechslung und jede Menge Gesprächsstoff unter den Zoo-Besuchern. Warum allerdings mindestens jeder zweite Besucher Geier für Adler hält und ständig was von „bäääh, hässliche Viecher“ brabbelt ist mir schleierhaft.
Marabu beim Frühsport
Nach einiger Zeit stellte ich mich an die Absperrung des Besucherweges und versuchte von dort aus das Küken beobachten zu können. Rückenschmerzen, lahmen Armen und diversen Krämpfen in den Waden zum Trotz gelang es mir dann doch noch das ein oder andere Foto von dem Küken zu machen. Noch schöner aber war es das Geierküken überhaupt sehen zu können, egal ob die Sicht eingeschränkt und die Haltung ungemütlich war.
Dieser kleine, weiße Winzling mit seinem schon beeindruckend langen Geierhals verlangte zwischenzeitlich recht häufig nach Nahrung. Je dringlicher der Hunger wurde, desto mehr reckte es seinen Kopf aus dem Nest – und in mein Blickfeld ;-) Armes Kleines, kann es doch noch gar nicht selber seinen Schnabel ins Aas hacken, sondern muss auf das hochgewürgte Aas aus dem Schnabel seiner Eltern warten. Und auch dann heißt es wohl eher Aas schlürft statt Aas hack!
Schrei nach Aas
hochgewürgtes Aas im Schnabel der Geier-Mama
Küken-Fütterung
Aas schlürf
Je näher der Fütterungszeitpunkt (15 Uhr) rückte, desto mehr Reiher belagerten das Geiergehege. Mindestens 20 habe ich gezählt und viele klauten den Geiern und Marabus das Fressen weg. Als einige Reiher Richtung Geier-Nest staksten, flatterten sofort der Geier-Papa und ein weiterer Gänsegeier zum Nest, um gemeinsam mit der Geier-Mama das Küken zu beschützen.
Die Reiher ließen sie nicht aus den Augen, bis diese ihre Richtung änderten und sich vom Nest entfernten. Keine zehn Minuten später, als die meisten Tiere durch die Fütterung abgelenkt wurden, schlich sich ein Reiher erneut bedrohlich nah ans Nest heran. Einer der Gänsegeier nahm Kampfhaltung ein und fixierte den Reiher mit einem bedrohlichen Blick über den gerümpften Schnabel.
Ruckartige Halsbewegung, kräftiges Hack Richtung Reiher und schon hat sich das Mistvieh endgültig vom Acker gemacht.
Wenn die kleine Geier-Kolonie weiterhin so gut zusammenhält, dann dürfte dem stolzen Nachwuchs so schnell kein Feind zu nahe kommen!