Kaum habe ich über den Rabengeier mit Bleivergiftung berichtet, da hat das Blue Ridge Wildlife Center auch schon den nächsten Krummschnabel in Behandlung: Diesmal einen süßen Truthahngeier.
Geier haben die tolle Fähigkeit im Gegensatz zu vielen anderen Tieren auch lange Zeit mit schweren Verletzungen zu leben, die andere Tiere töten würden. Leider bedeutet dies aber auch, dass Verletzungen wie Knochenbrüche teils schlecht bzw. krumm verheilen oder sich entzünden.
Der unglückliche Truthahngeier, der verletzt eingesammelt und ins Blue Ridge Wildlife Center gebracht wurde, litt an einem alten, schlecht verheilten Bruch des unteren Beinchens, bei dem sich der Knochen stark entzündet hatte.
Neben dem Knochenbruch, den Narben auf dem hübschen Kopf (vorwiegend über dem rechten Auge) und dem Rest des Körpers scheint sich der Geier halbwegs von seinem Trauma erholt zu haben. Trotz seiner Verletzung und der Knocheninfektion ist der kleine Patient während seiner Behandlung wütend und wachsam, genau wie es sich für einen Geier gehört.
Mit einem Gummiband als Aderpresse wird an dem verletzten Beinchen die Behandlung vorbereitet. Durch diese Aderpresse wird sichergestellt, dass die intravenös injizierten Antibiotika in der Region der Entzündung bleiben. Allerdings darf in diesem Fall die Aderpresse höchstens 10-15 min beibehalten werden. Im Englischen wird diese Behandlung als „regional limb perfusion“ bezeichnet.
(c) Blue Ridge Wildlife Center |
Während der Injektion und dem Wechsel der Bandage, bleibt der Geier unter Narkose.
(c) Blue Ridge Wildlife Center |
Natürlich wird das Beinchen rund um die Wunde und die Einstichstellen bei jeder Behandlung gründlich gereinigt. Dafür eignet sich eine Honig-Bandage besonders gut. Da Honig eine sehr desinfizierende Wirkung hat, wird die offene Wunde vollständig mit Honig bedeckt.
(c) Blue Ridge Wildlife Center |
Die Honigschicht wird mit Verbandsmull und einer weiteren Verbandsschicht bedeckt, um die Wunde sauber zu halten. Diese Prozedur wird täglich wiederholt und schlägt bisher sehr gut an. Nach zweiwöchiger Behandlung hat sich der verletzte Knochen stabilisiert und die Knocheninfektion verbessert.
Da der Patient gut frisst und sich deutlich wohler als bei seiner Einlieferung fühlt, kann er hoffentlich bald in eine Übergangsvoliere umziehen, bevor er hoffentlich wieder freigelassen werden kann.
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