Wie das Blue Ridge Wildlife Center auf seiner Facebook-Seite berichtet, wurde Ende Januar ein orientierungsloser, geschwächter Rabengeier von einem Officer der Loudoun County Animal Services, Virginia (USA), gerettet.
(c) Blue Ridge Wildlife Center |
Der arme Geier konnte weder richtig stehen, noch laufen geschweige denn fliegen und seine Exkremente waren hellgrün. Sofort lag der Verdacht nahe, dass der Pechvogel an einer Bleivergiftung leidet. Dies wurde umgehend durch einen Bluttest bestätigt. Der Bleiwert im Blut des Geiers war so hoch (2.000mcg/dL, wie sich später herausstellte), dass das verfügbare Laborgerät den exakten Wert gar nicht anzeigen konnte. Normalerweise ist bereits ein Bleiwert von 65mcg/dL in den meisten Fällen tödlich. Eine Röntgenuntersuchung zeigte zudem ein großes Bleifragment im Magen des Geiers.
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Durch dieses Stück Bleimunition konnte sich das Blei im Körper und der Blutbahn des Patienten verbreiten und führte zu der lebensbedrohlichen Verfassung. Zum Vergleich: Ein Bleirückstand in der Größe eines Reiskorns reicht aus, um einen Seeadler zu töten. Der Bleirückstand im Magen des kleineren Rabengeiers war 10x größer und hatte die Größe einer Erbse. Das klingt vielleicht im ersten Moment immer noch klein, ist aber das größte Stück Bleimunition, welches das Untersuchungsteam je im Magen eines Vogels gefunden hat.
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Im Falle schwerer Vergiftungen durch Schwermetalle wird häufig eine umfangreiche Chelat-Therapie angewendet, um den Körper des Patienten zu entgiften. So auch im Fall des Rabengeiers. Außerdem wurde der Geier mit Flüssigkeit versorgt, um eine Dehydrierung zu verhindern. Anschließend wurde das Bleifragment operativ entfernt, da der Körper sonst immer weiter den tödlichen Giftstoffen ausgesetzt ist.
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Während der Geier zwecks Operation unter Narkose steht, muss er nonstop überwacht werden. Die Kabel im Bild dienen der Kontrolle und Aufzeichnung von Atmung, Atemqualität, Körpertemperatur, Puls, Sauerstoffgehalt und mehr. Zum Glück hat der Geier die OP tapfer überstanden und das Bleifragment konnte vollständig entfernt werden.
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Das obere Bild zeigt, in welcher Position Tiere typischerweise operiert werden, wenn ihnen Fremdkörper aus dem Magen entfernt werden. Patienten wie dieser bekommen anschließend eine flüssige Notfallnahrung, während sich ihr Magen-Darm-Trakt erholt. Zum Glück gibt es im Blue Ridge Wildlife Center eine Klinik mit OP, so dass alle Operationen direkt vor Ort vom eigenen Vollzeit-Tierarzt durchgeführt werden können. Dadurch kann vermieden werden, dass die geschwächten Patienten mehrfach transportiert werden müssen. Nach erfolgreicher Operation und Genesung ziehen die Patienten in eine Voliere bzw. ein Gehege um, bevor sie später freigelassen werden können.
Nach 12 Stunden Chelat-Therapie und Operation war das Bleilevel im Blut des Rabengeiers leider noch immer viel zu hoch für das Messgerät. Daher wurde die Chelat-Therapie fortgesetzt, aber die Überlebenschancen des geschwächten Patienten schienen sehr gering. Doch der süße Patient überrascht alle und entpuppte sich als wahrer Kämpfer. Nach zwei Wochen in intensiver Behandlung ist sein Bleiwert mittlerweile auf 300mcg/dL zurückgegangen und der Geier hat begonnen wieder eigenständig zu fressen. Er ist zwar noch immer nicht über den Berg und ihm steht weiterhin ein langer Weg zur Genesung bevor, aber die Überlebenschancen sind deutlich gestiegen!
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Super Arbeit, liebes Blue Ridge Wildlife Center Team!!! Und vielen Dank für die Bereitstellung eurer Fotos, die einen spannenden Einblick in eure wertvolle Arbeit geben!
Bleivergiftung durch das Verschlucken bleihaltiger Munitionsfragmente ist übrigens die Ursache für gut 80 % aller Seeadler und Geier, die hier im Center behandelt werden. Daher ein großer Aufruf an alle Jäger, bitte auf bleihaltige Munition zu verzichten. Falls dies nicht möglich ist, muss sichergestellt werden, dass alle Bleirückstände aus den Kadavern und Fehlschüssen so entsorgt werden, dass sich kein Lebewesen durch Verzehr damit kontaminieren kann. Blei ist übrigens nicht nur extrem gefährlich für Wildtiere, sondern auch für den Menschen.
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