Samstag, 10. Februar 2018

Der größte Geierfelsen der Welt!?

Zum ersten Mal seit 14 Jahren bin ich dieses Wochenende wieder in Berlin gewesen, um einen guten Freund zu besuchen. Trotz der eisigen Temperaturen fuhren wir zu dritt in den Tierpark Berlin, weil es dort viele verschiedene Geierarten geben soll. Damals war ich im Zoo Berlin gewesen und kann mich noch an einige Geiergehege erinnern. Umso gespannter war ich jetzt auf den Tierpark.
Als wir an der Geiervoliere ankamen, war es bereits fortgeschrittener Nachmittag und die Lichtverhältnisse nicht sonderlich gut, so dass ich sehr dankbar für die beiden Fotos bei Sonnenschein bin, die mir der Tierpark Berlin netterweise zur Verfügung gestellt hat!!!
© Tierpark Berlin
Wie ihr sehen könnt, ist die Geiervoliere einfach der Hammer!!! Riesengroß mit einer Felswand, die jeder Geierkolonie in freier Wildbahn gefallen würde!!! Ich dachte bisher immer, dass die Kapgeier-Brutvoliere bei VulPro das Maß der Dinge wäre, aber im Vergleich hierzu ist es tatsächlich nur ein Steinhaufen! Wahnsinn, unglaublich!!! Natürlich will ich die Brutvoliere in Südafrika nicht schmälern, da sie speziell für fluginvalide Geierpaare ausgerichtet ist. Aber ich bin mir sicher, dass Kerri genauso begeistert sein wird wie ich, wenn sie diese Bilder hier sieht!!!
© Tierpark Berlin
Da ich sehr schlecht im Schätzen bin, hatte ich beim Tierpark angefragt, wie groß diese Voliere ist. Sie ist sage und schreibe 60 Meter lang, 9 Meter hoch und 8 bis 27 Meter breit! Die östliche und südliche Rückwand sind aus Naturfelsen gebaut, dem Lausitzer Granit. Es gibt zahllose Felsplattformen und Nieschen im Fels, so dass hier locker eine Geierkolonie mit geschätzt 50-100 Paaren Platz finden würde!
Eine Anzeigetafel zeigte, dass hier Bartgeier, Gänsegeier und Schneegeier leben.
Auf den ersten Blick sah ich direkt einen riesigen Bartgeier, der auf einem Baumstamm vor den Brutfelsen saß.
Was für ein großes, majestätisches Tier! Bartgeier leben im Hochgebirge und sind eisige Temperaturen gewohnt. Daher sah der Geier wesentlich weniger durchgefroren aus als wir. Bei so einem flauschigen Gefieder aber auch kein Wunder!
Es war mir nicht möglich die gesamte Felswand auf ein Foto zu bekommen und dieser Ausschnitt hier zeigt nichtmal ein Drittel der gesamte Fläche. In der Ferne konnte ich zwei Gänsegeier erkennen, einer auf dem Boden und einer im Felsen.
Am schmalen Ende der Voliere war ein Gänsegeier-Pärchen fleißig mit Brüten beschäftigt. Da immer ein Geier im Nest blieb und beide das Nistmaterial zurechtzupften, gehe ich sehr stark davon aus, dass die beiden in luftiger Höhe ein Ei gelegt haben.
Aus den Augenwinkeln konnte ich den nächsten Geier in der Felswand entdecken, vermutlich ein Gänsegeier.
Gänsegeier und Schneegeier sehen sich sehr ähnlich, so dass ich sie nur schwer auseinander halten kann. Ich denke aber, dass der etwas hellere, flauschigere Geier auf dem nächsten Bild ein Schneegeier ist.
Nach wenigen Minuten hatten wir uns an die super getarnten Riesenvögel in den Felsen gewöhnt und konnten mehr und mehr entdecken. Zwar flatterte und kletterten sie munter hin und her, aber schon bald hatten wir mindestens 6 Gänse- bzw. Schneegeier entdeckt und zwei Bartgeier. Später erfuhr ich vom Tierpark, dass die Voliere in der Wintersaison von einem Paar Bartgeier, drei Paaren Gänsegeier und 3 Schneegeiern bewohnt ist. Da haben sich offenbar 3 Geier erfolgreich in den Nischen versteckt. Hoffentlich brüten sie auch fleißig auf Eiern!
In der Riesenvoliere sind keine Querstreben im Weg, es gibt mehr als genug Sitzmöglichkeiten auf Felsen und Baumstämmen und außerhalb der Frostsaison steht auch ein Geierpool zur Verfügung.
In einer dunklen Brutnische konnten wir einen brütenden Bartgeier entdecken, der mit Sicherheit auch ein Ei unterm Gefieder hat. Da sich der Tierpark Berlin am Wiederansiedlungsprojekt der Bartgeier in den Alpen beteiligt, werde ich zu den Bartgeiern in einem weiteren Blogartikel genauer berichten.
Selbst am späten Nachmittag waren die Geier noch überraschend aktiv. Wie gerne hätte ich einen saftigen Kuhkadaver in die Mitte der Voliere gelegt, damit sie sich alle nochmal richtig sattfressen können.
Ein paar Aasfetzen lagen allerdings noch in der Voliere herum, so dass niemand Hunger leiden muss.
Bei diesem flauschigen, knuffigen Prachtgeier bin ich mir sehr sicher, dass es sich um einen Schneegeier handelt. Was für ein wunderwunderschönes Tier!
Die besonders flauschige Halskrause ist für die eisigen Temperaturen seiner Heimat, dem Himalaya, bestens geeignet.
Nach dem Gefieder-Ausschütteln sieht der Riesengeier gleich noch viel größer aus!
Vor dieser Voliere könnte ich stundenlang stehen und hätte immer noch das Gefühl nicht alles gleichzeitig im Auge behalten zu können.
Geier auf der Suche nach Nistmaterial.
Eigentlich ist die Voliere viel zu groß für diese relativ geringe Anzahl von Geiern. Und wo sind die vielen anderen Geierarten, die ich hier im Tierpark vermutet hatte?
Die Antwort erhielt ich ebenfalls vom Tierpark: Hinter der südwestlichen Felswand befinden sich die Winterquartiere der tropischen Geier, die zur Zeit hinter den Kulissen sind. Im Sommerhalbjahr dürfen sie dann zu ihren Artgenossen in die große Voliere umziehen. Dann gibt es also nicht nur die 6 Gänsegeier, 3 Schneegeier und 2 Bartgeier, sondern auch ein Königsgeier-Paar, ein Weißrückengeier-Paar ein Wollkopfgeier-Paar, ein Sperbergeier-Paar und ein Truthahngeier. Auch ein Mönchsgeier-Paar hatte früher in der Voliere gelebt, aber es wurde leider von den Bartgeiern attackiert. Seitdem lebt es in einer Extra-Voliere. Vor einiger Zeit lebten auch Kleine Gelbkopfgeier in der Voliere und der Tierpark hofft sehr, dass bald wieder neue in der Voliere einziehen können. Das wäre genial, denn Gelbkopfgeier habe ich bisher nur einmal in Pairi Daiza live gesehen.
Ich kann mir kaum vorstellen wie wunderbar es sein muss, wenn so viele verschiedene Geierarten in dieser Voliere gemeinsam leben und ihre Kreise ziehen. Es muss herrlich sein zu beobachten, wie die größeren und kleineren Geierarten interagieren, wie sie sich am Aas verhalten und ob es Streitereien oder genügend Akzeptanz gibt. Außerdem finde ich es faszinierend, dass hier Altweltgeier und Neuweltgeier gemeinsam leben, die sich in freier Natur nicht über den Weg flattern würden. Am liebsten würde ich es sofort sehen und ein ganzes Wochenende vor der Voliere verbringen. Aber da muss ich mich wohl leider noch bis zu den Sommermonaten gedulden ;-)
Ganz, ganz liebe Grüße an den Tierpark Berlin und vielen Dank für die spannenden Infos und die beiden Fotos!!! Ich bin mir sicher, dass wir uns bald wiedersehen werden!!!

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