Nach zwei Wochen ging es heute wieder in den
Zoo Duisburg, um nachzuschauen, ob das
Gänsegeier-Paar um Papageier mittlerweile auch ein Ei gelegt hat. Schon von Weitem sah ich den Absperrzaun rund um den Brutplatz, ein sehr gutes Zeichen!
Tatsächlich lag Mamageier im Nest und brütete fleißig bei frostiger Kälte.
Jetzt war Geduld gefragt, denn Mamageier machte nicht den Anschein, als würde sie aufstehen wollen. Da liegt doch garantiert ein Ei unterm Gefieder! Trotzdem wollte ich natürlich abwarten, bis die Geier den Platz im Nest wechseln und ich einen Blick aufs Geier-Ei erhaschen kann.
Während Mamageier also brütete und ich nebenbei Stachelschwein, Perlhuhn & Co beobachtete, kam ein Fotograf auf einen Plausch vorbei.
Vor zwei Wochen hatte ich ja berichtet, dass die beiden ausquartierten Gänsegeier bereits ein Ei gelegt haben. Er war eine Woche später im Zoo unterwegs, aber von dem Ei war nichts mehr zu sehen. Das ist ja total traurig! Ich hatte meinen heutigen Zoobesuch bei Papageier begonnen und wollte jetzt nicht meinen Beobachtungsplatz aufgeben, aber natürlich würde ich so schnell wie möglich bei dem anderen Paar vorbeischauen.
Einige Minuten später tauchte der nächste Bekannte auf. Offenbar hatte Papageier zumindest vor einer Woche Freitag noch kein Ei im Nest. Also warteten wir gemeinsam.
Nach etwa 20 Minuten wurde meine Geduld belohnt und Mamageier stand vom Nest auf. Zum Vorschein kam ein wunderschönes, großes Geier-Ei!
Behutsam rollte sie mit ihrem großen Schnabel das Ei im Nest herum.
Außerdem zupfte sie einige Zweigchen zurecht, damit das Ei besser geschützt ist und die Stöckchen nicht so pieksen.
Bei der aktuellen Kälte wollte sie das Ei nicht so lange ungeschützt liegen lassen und bedeckte es schon bald wieder mit ihrem wärmenden Gefieder.
In der Nähe lauerte ein Fischreiher und schlich ums Nest herum. Mamageier gefiel das gar nicht und plötzlich schnappte sie mit ihrem Schnabel in seine Richtung.
Der Reiher verschwand und stattdessen kam Papageier zum Nest gelaufen. Vorher hatte er nur wenige Meter vom Nest entfernt gerastet.
Vorsichtig checkte er die Nest-Umgebung und zeigte seiner Geierdame, dass er gut auf sie und das wertvolle Ei aufpassen wird.
Kurz darauf brachte er eine Schnabelladung voll Nistmaterial zum Nest. Bei diesen frostigen Temperaturen ist es besonders wichtig, dass das Nest frisch ausgepolstert und ausgebaut wird.
Was für ein süßes Geierpaar! Mittlerweile brüten die beiden seit 2010, aber es fasziniert mich jedes Jahr aufs Neue, wie stolz und glücklich sie wirken, wenn sie ein Ei im Nest haben. Als sei es jedes Jahr ein neues Wunder. Die beiden sind einfach tolle Geiereltern!!!
Auch jetzt wurde das Ei noch einige Male im Nest herum gedreht. Beim künstlichen Bebrüten von Eiern im Inkubator wird dieses Verhalten nachgestellt, indem die Eier händisch oder automatisch gedreht werden. Immer abwechselnd mit und gegen den Uhrzeigersinn, mehrmals täglich.
Offenbar war Papageier noch nicht mit Brüten an der Reihe, denn schon bald machte es sich Mamageier wieder auf dem Ei bequem.
Später erfuhr ich, dass das Ei vorgestern auch noch nicht da gewesen ist. Sagen wir also das Ei ist Freitag gelegt worden, dann würde ungefähr am 11.04.2018 das Küken schlüpfen, nach 54 Tagen Brutzeit.
Nachdem es sich beide Geier wieder gemütlich gemacht hatten, ging ich rüber zum Geiergehege an der Afrika-Lodge. Dort wohnen die beiden Ausquartierten. Ich nenne sie so, weil sie vor einigen Jahren aus dem großen Gänsegeier-Stachelschwein-
Marabu-Gehege ausziehen mussten, nachdem sie dem erfahrenen Brutpaar immer wieder das Nest streitig gemacht hatten. Seitdem leben sie in einem separaten Gehege und können sich auf ihr eigenes Liebesleben konzentrieren.
Leider bestätigte sich die Beobachtung des Fotografen: Das Ei war nicht mehr da!!! :-(
Was ist nur passiert? Haben sie das Ei verloren? Ist es aus dem Nest gerollt oder ist es zerbrochen? Wurde es vielleicht vorsichtshalber in einen Inkubator gebracht, als die Temperaturen wieder stark abfielen und die Geier vielleicht nicht rund um die Uhr gebrütet haben? Alles nur Vermutungen, daher fragte ich später beim Zoo nach.
Leider ist es eines morgens zerbrochen aufgefunden worden, Ursache unbekannt. Aber dafür kann es viele Gründe geben. Wirklich traurig, dass das Kükenglück bei den beiden Ausquartierten dieses Jahr vermutlich erneut ausbleiben wird.
In einer Ecke des Geheges lag ein saftiger Aas-Snack, von dem sich einer der beiden Geier ordentlich bediente. Aas hack!
Aufgrund der frostigen Temperaturen war der Geierpool geleert worden. In der roten Box neben dem Aas stand den Geiern aber Wasser zum Trinken zur Verfügung. Gierig schlang sich der Geier ein paar große Schlucke runter.
Kurz darauf waren die Geier wieder fleißig damit beschäftigt das Nest weiter auszubauen und schleppten immer wieder Nistmaterial an.
Bei
VulPro in Südafrika habe ich mehrfach miterlebt, wie
Kapgeier, die den Gänsegeiern sehr ähnlich sind, nach etwa einem Monat ein Ei nachlegen konnten, wenn das erste Ei früh genug aus dem Nest entfernt wurde, um es im Inkubator auszubrüten. Auch in freier Natur können Geier ein Ei nachlegen, wenn das erste Ei zerstört wird oder aus dem Nest fällt. Ob unsere beiden süßen Gänsegeier das vielleicht auch schaffen?
Anhand ihres fleißigen Nestbaus wird jedenfalls klar, dass sie die Brutsaison für sich noch längst nicht aufgegeben haben! Ich drücke ihnen ganz fest die Daumen, dass sie das kleine Wunder verbringen und vielleicht in zwei, drei Wochen ein Ei nachlegen.
Zurück am anderen Geiergehege lächelte erstmal ein Marabu nett in die Kamera.
Während Mamageier brütete, kam Papageier langsam durch das Gehege Richtung Aas gehumpelt.
Zu traurig, dass seine Verletzung durch einen Stachelschweinstachel vor einigen Jahren nie richtig verheilt ist. Aber er hält sich tapfer!
Guten Appetit und viel Erfolg beim Ei-Ausbrüten!!!